Gedanken zwischen Himmel und Erde 2025
Geistliche Impulse
„Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ (1. Thess 5, 21)
Impuls Januar 2025
„Kann ich das glauben? Ist das wahr?“ In Zeiten von Fake-News und ChatGPT ist es ziemlich schwer zu beurteilen, was wahr ist und was ich glauben kann. Nicht alles kann ich immer nachprüfen, was mir so erzählt wird. Auf der anderen Seite prüfe ich dann wieder manches sehr genau. Wenn ich ein gebrauchtes Auto kaufe, dann prüfe ich sehr genau, was mir der Verkäufer da verkaufen will. Ich will ja schließlich keinen Schrott kaufen. Für manche ist das Prüfen von Zahlen, Rechnungen, technischen Geräten Tagesgeschäft. Fehler und Schäden werden entdeckt und behoben. Wenn ich so darüber nachdenke, dann merke ich, dass ich nicht immer alles so prüfen kann, sondern mich auch auf andere einfach verlasse. Ich muss mich darauf verlassen, dass es andere gutmachen und gut geprüft haben.
Über dem Jahr 2025 steht die Jahreslosung aus dem ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher (1. Thess 5, 21): „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ Der Apostel Paulus schreibt diesen Satz die Gemeinde in Thessaloniki. Ich finde das bemerkenswert, dass der Apostel Paulus, der eine wirklich geistliche Autorität war, dies so sagt. Es hätte mich auch nicht verwundert, wenn er gesagt hätte, dass die Thessalonicher ihm alles glauben können. Aber er fordert sie stattdessen auf zu prüfen. Meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden habe ich auch immer gesagt: „Ihr dürft alles anzweifeln, was ich sage.“ Mit großen Augen haben sie mich dann immer angeschaut. Es geht gerade im Glauben an Jesus Christus darum, dass wir selber wissen, warum wir glauben. Es geht nicht darum, anderen etwas nachzuplappern, sondern dass wir selber zu einer tiefen Überzeugung kommen. Dem Geprüften und für Gut befundenem einen Platz in meinem Herzen einräumen. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
In der Bibel wird von Menschen berichtet, die ihren Glauben an Gott leben. Menschen, die im Glauben scheitern. Menschen, die zweifeln. Menschen, die mit Gott hadern. Menschen, die voller Vertrauen auf Gott alles Stehen und Liegen lassen, um Gottes Ruf zu folgen. Es sind Menschen, die Gott auch prüfen, ob er wirklich hält, was er verspricht. Das gibt mir Mut, auch meinen Glauben immer wieder zu hinterfragen. Wenn ich in dann meinen Fragen oder Zweifeln auf den Grund gehe, um sie zu prüfen, dann merke ich, wie mein Glaube wächst. Wie das Glaubensfundament stabiler und fester wird. Ich finde es genial, dass Gott sich von uns auch prüfen lässt. Im Gegensatz zu uns Menschen hat Gott keine Angst vor Prüfungen. Manche dieser Prüfungen zeigt sich dann mitten im Leben. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
Das griechische Wort für „prüfen“ bedeutet auch bewähren. Das fällt vielleicht manchmal leichter. Wenn wir in unserem Leben zurückblicken, was sich bewährt hat, dann wird das für uns zur Überzeugung. An dieser Überzeugung halten wir fest, darauf bauen wir. Paulus geht es darum, dass wir ein festes Lebensfundament haben. Es geht darum, dass wir – auch wenn es anstrengend und herausfordernd ist – zu Überzeugungen kommen, die wahr sind. Überzeugungen, die wir glauben können. Manchmal ist es auch gut, das eigene Leben und Verhalten zu prüfen. Entsprechen mein Leben und mein Verhalten noch meinen Idealen, wie ich leben will? Als Christen fragen wir, ob mein Leben und Verhalten dem entspricht, was Gott will? Vielleicht ist es dann auch mal dran, dass wir unser Leben entrümpeln. Entrümpeln, damit das Gute wieder sichtbar wird. Das wäre auch ein guter Vorsatz für das neue Jahr. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
Pfarrer Dr. Friedemann Kuttler