Gedanken zwischen Himmel und Erde 2025

Geistliche Impulse

"Eine Bitte noch, Herr Präsident…"

Impuls Februar 2025

„Lassen Sie mich, Herr, Präsident, eine letzte Bitte äußern“

Mit diesen Worten gewann am 21. Januar 2025 Bischöfin Mariann Edgar Budde die ungeteilte Aufmerksamkeit des neu im Amt eingesetzten US-amerikanischen Präsidenten. Mit diesen Worten gewann sie ebenfalls die Aufmerksamkeit von Christinnen und Christen überall auf der Welt.  Mit diesen Worten brachte Bischöfin Budde in ihrer Predigt anlässlich der Amtseinsetzung des Präsidenten, eine Bitte vor. Eine Bitte um Barmherzigkeit für Menschen, die in den USA Angst haben. Angst vor Diskriminierung. Angst vor Deportation.

Selten haben „Geistliche“ die Gelegenheit, auf Augenhöhe vor den Mächtigsten dieser Welt zu stehen und aus ihren Herzen und ihrer Glaubenstradition heraus ihnen ins Gewissen zu reden. Möglicherweise weil die Bitte der Bischöfin den neuen Präsidenten nicht besonders begeistert hat, begeisterten ihre Worte viele gläubige Menschen um die Welt. Ihre geistreichen Gedanken erinnerten Menschen aller Glaubenstraditionen, dass neben dem Glauben an Gott, die Achtung und Fürsorge für unsere Mitmenschen von zentraler Bedeutung ist.

„Ich bitte Sie, Herr Präsident, Barmherzigkeit zu verüben“.  So erinnerte Bischöfin Budde den Präsidenten und alle weiteren Anwesenden an einen Grundgedanken der Bibel. Nämlich, dass Gottes Freundlichkeit uns Menschen gegenüber richtungsweisend für unser Handeln an unseren Nächsten ist. Weil Gott uns achtet und annimmt, haben wir den Auftrag und die Befähigung unsere Mitmenschen ebenso zu achten und anzunehmen. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“, schreibt der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Rom (Röm 15,7).

Doch um Beliebigkeit und Naivität zu vermeiden, schrieb Paulus auch „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ (die Jahreslosung für 2025).  Zwischen der Amtseinsetzung im Januar in den USA und der Wahl eines Kanzlers hier in Deutschland Ende Februar, ist es eine kluge Sache, diesen Spruch um die Prüfung aller Dinge, im Herzen und im Kopf zu behalten. Prüfet alles und behalte das Gute. Behalte das, was barmherzig ist. Behalte das, was den Menschen dient und das Zusammenleben in der Gesellschaft fördert.

Darauf hat Bischöfin Budde abgezielt. Auf ein Staatsoberhaupt, das die Würde und die Sicherheit der Menschen in seinem Land – und darüber hinaus – schützt.  In den Turbulenzen unserer Zeit brauchen wir solche prophetischen Worte. Worte und Gedanken, die wie ein Kompass wirken und uns an das Wesentliche in unserem Zusammenleben erinnern.

Eine Mariann Edgar Budde kann nicht jeder von uns sein. Aber dort, wo wir leben und handeln und wirken, können wir versuchen mutig zu sein und dafür einzustehen, wenn Barmherzigkeit, Mitleid und Menschenfreundlichkeit gebraucht werden. Es muss nicht ein mächtiger Präsident sein, der uns dazu bewegt. Eine Bewohnerin, ein Klient, eine Kollegin, ein Freund, ein Fremder auf der Straße, oder auch sich selbst gegenüber würde reichen.

Gottes lebensliebender Geist möge uns die Kraft und Mut dazu geben.


Pfarrerin Nancy Bullard-Werner

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„Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ (1. Thess 5, 21)

Impuls Januar 2025

„Kann ich das glauben? Ist das wahr?“ In Zeiten von Fake-News und ChatGPT ist es ziemlich schwer zu beurteilen, was wahr ist und was ich glauben kann. Nicht alles kann ich immer nachprüfen, was mir so erzählt wird. Auf der anderen Seite prüfe ich dann wieder manches sehr genau. Wenn ich ein gebrauchtes Auto kaufe, dann prüfe ich sehr genau, was mir der Verkäufer da verkaufen will. Ich will ja schließlich keinen Schrott kaufen. Für manche ist das Prüfen von Zahlen, Rechnungen, technischen Geräten Tagesgeschäft. Fehler und Schäden werden entdeckt und behoben. Wenn ich so darüber nachdenke, dann merke ich, dass ich nicht immer alles so prüfen kann, sondern mich auch auf andere einfach verlasse. Ich muss mich darauf verlassen, dass es andere gutmachen und gut geprüft haben.

Über dem Jahr 2025 steht die Jahreslosung aus dem ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher (1. Thess 5, 21): „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ Der Apostel Paulus schreibt diesen Satz die Gemeinde in Thessaloniki. Ich finde das bemerkenswert, dass der Apostel Paulus, der eine wirklich geistliche Autorität war, dies so sagt. Es hätte mich auch nicht verwundert, wenn er gesagt hätte, dass die Thessalonicher ihm alles glauben können. Aber er fordert sie stattdessen auf zu prüfen. Meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden habe ich auch immer gesagt: „Ihr dürft alles anzweifeln, was ich sage.“ Mit großen Augen haben sie mich dann immer angeschaut. Es geht gerade im Glauben an Jesus Christus darum, dass wir selber wissen, warum wir glauben. Es geht nicht darum, anderen etwas nachzuplappern, sondern dass wir selber zu einer tiefen Überzeugung kommen. Dem Geprüften und für Gut befundenem einen Platz in meinem Herzen einräumen. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“

In der Bibel wird von Menschen berichtet, die ihren Glauben an Gott leben. Menschen, die im Glauben scheitern. Menschen, die zweifeln. Menschen, die mit Gott hadern. Menschen, die voller Vertrauen auf Gott alles Stehen und Liegen lassen, um Gottes Ruf zu folgen. Es sind Menschen, die Gott auch prüfen, ob er wirklich hält, was er verspricht. Das gibt mir Mut, auch meinen Glauben immer wieder zu hinterfragen. Wenn ich in dann meinen Fragen oder Zweifeln auf den Grund gehe, um sie zu prüfen, dann merke ich, wie mein Glaube wächst. Wie das Glaubensfundament stabiler und fester wird. Ich finde es genial, dass Gott sich von uns auch prüfen lässt. Im Gegensatz zu uns Menschen hat Gott keine Angst vor Prüfungen. Manche dieser Prüfungen zeigt sich dann mitten im Leben. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“

Das griechische Wort für „prüfen“ bedeutet auch bewähren. Das fällt vielleicht manchmal leichter. Wenn wir in unserem Leben zurückblicken, was sich bewährt hat, dann wird das für uns zur Überzeugung. An dieser Überzeugung halten wir fest, darauf bauen wir. Paulus geht es darum, dass wir ein festes Lebensfundament haben. Es geht darum, dass wir – auch wenn es anstrengend und herausfordernd ist – zu Überzeugungen kommen, die wahr sind. Überzeugungen, die wir glauben können. Manchmal ist es auch gut, das eigene Leben und Verhalten zu prüfen. Entsprechen mein Leben und mein Verhalten noch meinen Idealen, wie ich leben will? Als Christen fragen wir, ob mein Leben und Verhalten dem entspricht, was Gott will? Vielleicht ist es dann auch mal dran, dass wir unser Leben entrümpeln. Entrümpeln, damit das Gute wieder sichtbar wird. Das wäre auch ein guter Vorsatz für das neue Jahr. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“


Pfarrer Dr. Friedemann Kuttler

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