Gedanken zwischen Himmel und Erde 2025
Geistliche Impulse
"Ist für uns Christen nicht das ganze Jahr über Ostern?"
Impuls März 2025
Liebe Leserinnen und lieber Leser,
mit dem Aschermittwoch am 05. März beginnt die diesjährige Fastenzeit. Die Zeit, in der Jesus Christus sich und seine Jünger auf das vorbereitet, was sie aber vor allem ihn an Ostern erwartet. Zugegeben, kalendarisch ist Ostern erst in rund sieben Wochen, aber ist für uns Christen nicht das ganze Jahr über Ostern und wir können nicht schweigen von der Auferstehungsfreude die in uns steckt?
Im Johannesevangelium heißt es in Kapitel 11, Vers 25-27: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Sie spricht zu ihm: Ja, Herr ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt.“
In diesen wenigen Versen steckt viel über das Wesen Jesu, über den Trost, den nur er geben kann, und über seine Beziehung zu uns Menschen. Diese wenigen Verse bringen das Thema des Glaubens an ihn und seiner Freundschaft zu uns auf den Punkt. Es geht Jesus um das Hier und Jetzt und um die Gemeinschaft mit ihm in der Ewigkeit, die nur er uns schenken kann.
Das ist ein bleibender Grund zur Freude, eine bleibende Auferstehungsfreude, die nicht nur in der Osterzeit gilt.
Marta, die Schwester des Lazarus, den Jesus kurz nach dem eben geschilderten Wortwechsel auferweckt, hat ein tiefes und festes Vertrauen zu Jesus, ihrem Herrn und Meister. Sie weiß genau, dass Gott alles tun wird, worum sein Sohn Jesus ihn bittet! Sie trägt eine innere Gewissheit in sich, dass sie Jesus in jeder Lebenslage voll und ganz vertrauen und sich auf ihn verlassen kann.
Traut sie ihm auch zu, dass er ihren Bruder aus dem Grab auferwecken kann - obwohl er vier Tage tot ist und schon stinkt? Werfen Sie gerne einen Blick in das 11. Kapitel des Johannesevangeliums um zu erfahren wie die Geschichte weiterging.
Schauen wir ein wenig weg von dieser Geschichte in Bethanien, dem Dorf, in dem einst Maria, Marta und Lazarus lebten - und hin auf unser eigenes Leben, auf unsere eigene Beziehung zu Christus im Hier und Jetzt.
Was sind meine tiefsten Anliegen, die ich heute habe und vor Jesus bringen möchte? Wo erwarte ich von Christus konkrete Hilfe und Unterstützung für mein Leben? Habe auch ich die tiefe innere Gewissheit, dass ich Jesus in jeder Lebenslage voll und ganz vertrauen und auf ihn bauen kann?
Sagt nicht Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Dann dürfen auch wir heute gewiss sein: Die Auferstehung beginnt mit Christus schon heute, im Hier und Jetzt - nicht erst nach dem irdischen Tod, nicht erst irgendwann.
Diese Auferstehungsgewissheit und das klare Ja Jesu zu meinem Leben darf mir schon heute zuteilwerden und mein tägliches Leben stärken.
Wenn wir uns die drei Verse aus dem Johannesevangelium genauer anschauen, stellen wir fest, dass Marta ein klar formuliertes Glaubensbekenntnis ausspricht.
Sie sagt zu Jesus: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“
„Ja, Herr, ich glaube...“ Wie sieht mein persönliches Bekenntnis zu Christus aus? Was kann oder will ich ihm heute sagen? Wann und wo komme ich mit anderen Menschen über dieses Bekenntnis ins Gespräch und bekenne öffentlich meinen Glauben an Christus?
Nur 47 % der Bundesbürger bringen die Auferstehung Jesus in Verbindung mit Ostern. Ich lade Sie demnach ein, die Frohe Botschaft von der Auferstehung nicht für sich zu behalten, sondern sie in die Welt hinauszutragen, damit für ganz viele Menschen zu jeder Zeit ihres Lebens Ostern ist.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Merz,
Diakon im PED (Pfarramtliche Dienste, Ethik und Diakonisches Profil)
"Eine Bitte noch, Herr Präsident…"
Impuls Februar 2025
„Lassen Sie mich, Herr, Präsident, eine letzte Bitte äußern“
Mit diesen Worten gewann am 21. Januar 2025 Bischöfin Mariann Edgar Budde die ungeteilte Aufmerksamkeit des neu im Amt eingesetzten US-amerikanischen Präsidenten. Mit diesen Worten gewann sie ebenfalls die Aufmerksamkeit von Christinnen und Christen überall auf der Welt. Mit diesen Worten brachte Bischöfin Budde in ihrer Predigt anlässlich der Amtseinsetzung des Präsidenten, eine Bitte vor. Eine Bitte um Barmherzigkeit für Menschen, die in den USA Angst haben. Angst vor Diskriminierung. Angst vor Deportation.
Selten haben „Geistliche“ die Gelegenheit, auf Augenhöhe vor den Mächtigsten dieser Welt zu stehen und aus ihren Herzen und ihrer Glaubenstradition heraus ihnen ins Gewissen zu reden. Möglicherweise weil die Bitte der Bischöfin den neuen Präsidenten nicht besonders begeistert hat, begeisterten ihre Worte viele gläubige Menschen um die Welt. Ihre geistreichen Gedanken erinnerten Menschen aller Glaubenstraditionen, dass neben dem Glauben an Gott, die Achtung und Fürsorge für unsere Mitmenschen von zentraler Bedeutung ist.
„Ich bitte Sie, Herr Präsident, Barmherzigkeit zu verüben“. So erinnerte Bischöfin Budde den Präsidenten und alle weiteren Anwesenden an einen Grundgedanken der Bibel. Nämlich, dass Gottes Freundlichkeit uns Menschen gegenüber richtungsweisend für unser Handeln an unseren Nächsten ist. Weil Gott uns achtet und annimmt, haben wir den Auftrag und die Befähigung unsere Mitmenschen ebenso zu achten und anzunehmen. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“, schreibt der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in Rom (Röm 15,7).
Doch um Beliebigkeit und Naivität zu vermeiden, schrieb Paulus auch „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ (die Jahreslosung für 2025). Zwischen der Amtseinsetzung im Januar in den USA und der Wahl eines Kanzlers hier in Deutschland Ende Februar, ist es eine kluge Sache, diesen Spruch um die Prüfung aller Dinge, im Herzen und im Kopf zu behalten. Prüfet alles und behalte das Gute. Behalte das, was barmherzig ist. Behalte das, was den Menschen dient und das Zusammenleben in der Gesellschaft fördert.
Darauf hat Bischöfin Budde abgezielt. Auf ein Staatsoberhaupt, das die Würde und die Sicherheit der Menschen in seinem Land – und darüber hinaus – schützt. In den Turbulenzen unserer Zeit brauchen wir solche prophetischen Worte. Worte und Gedanken, die wie ein Kompass wirken und uns an das Wesentliche in unserem Zusammenleben erinnern.
Eine Mariann Edgar Budde kann nicht jeder von uns sein. Aber dort, wo wir leben und handeln und wirken, können wir versuchen mutig zu sein und dafür einzustehen, wenn Barmherzigkeit, Mitleid und Menschenfreundlichkeit gebraucht werden. Es muss nicht ein mächtiger Präsident sein, der uns dazu bewegt. Eine Bewohnerin, ein Klient, eine Kollegin, ein Freund, ein Fremder auf der Straße, oder auch sich selbst gegenüber würde reichen.
Gottes lebensliebender Geist möge uns die Kraft und Mut dazu geben.
Pfarrerin Nancy Bullard-Werner
„Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ (1. Thess 5, 21)
Impuls Januar 2025
„Kann ich das glauben? Ist das wahr?“ In Zeiten von Fake-News und ChatGPT ist es ziemlich schwer zu beurteilen, was wahr ist und was ich glauben kann. Nicht alles kann ich immer nachprüfen, was mir so erzählt wird. Auf der anderen Seite prüfe ich dann wieder manches sehr genau. Wenn ich ein gebrauchtes Auto kaufe, dann prüfe ich sehr genau, was mir der Verkäufer da verkaufen will. Ich will ja schließlich keinen Schrott kaufen. Für manche ist das Prüfen von Zahlen, Rechnungen, technischen Geräten Tagesgeschäft. Fehler und Schäden werden entdeckt und behoben. Wenn ich so darüber nachdenke, dann merke ich, dass ich nicht immer alles so prüfen kann, sondern mich auch auf andere einfach verlasse. Ich muss mich darauf verlassen, dass es andere gutmachen und gut geprüft haben.
Über dem Jahr 2025 steht die Jahreslosung aus dem ersten Brief des Paulus an die Thessalonicher (1. Thess 5, 21): „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ Der Apostel Paulus schreibt diesen Satz die Gemeinde in Thessaloniki. Ich finde das bemerkenswert, dass der Apostel Paulus, der eine wirklich geistliche Autorität war, dies so sagt. Es hätte mich auch nicht verwundert, wenn er gesagt hätte, dass die Thessalonicher ihm alles glauben können. Aber er fordert sie stattdessen auf zu prüfen. Meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden habe ich auch immer gesagt: „Ihr dürft alles anzweifeln, was ich sage.“ Mit großen Augen haben sie mich dann immer angeschaut. Es geht gerade im Glauben an Jesus Christus darum, dass wir selber wissen, warum wir glauben. Es geht nicht darum, anderen etwas nachzuplappern, sondern dass wir selber zu einer tiefen Überzeugung kommen. Dem Geprüften und für Gut befundenem einen Platz in meinem Herzen einräumen. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
In der Bibel wird von Menschen berichtet, die ihren Glauben an Gott leben. Menschen, die im Glauben scheitern. Menschen, die zweifeln. Menschen, die mit Gott hadern. Menschen, die voller Vertrauen auf Gott alles Stehen und Liegen lassen, um Gottes Ruf zu folgen. Es sind Menschen, die Gott auch prüfen, ob er wirklich hält, was er verspricht. Das gibt mir Mut, auch meinen Glauben immer wieder zu hinterfragen. Wenn ich in dann meinen Fragen oder Zweifeln auf den Grund gehe, um sie zu prüfen, dann merke ich, wie mein Glaube wächst. Wie das Glaubensfundament stabiler und fester wird. Ich finde es genial, dass Gott sich von uns auch prüfen lässt. Im Gegensatz zu uns Menschen hat Gott keine Angst vor Prüfungen. Manche dieser Prüfungen zeigt sich dann mitten im Leben. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
Das griechische Wort für „prüfen“ bedeutet auch bewähren. Das fällt vielleicht manchmal leichter. Wenn wir in unserem Leben zurückblicken, was sich bewährt hat, dann wird das für uns zur Überzeugung. An dieser Überzeugung halten wir fest, darauf bauen wir. Paulus geht es darum, dass wir ein festes Lebensfundament haben. Es geht darum, dass wir – auch wenn es anstrengend und herausfordernd ist – zu Überzeugungen kommen, die wahr sind. Überzeugungen, die wir glauben können. Manchmal ist es auch gut, das eigene Leben und Verhalten zu prüfen. Entsprechen mein Leben und mein Verhalten noch meinen Idealen, wie ich leben will? Als Christen fragen wir, ob mein Leben und Verhalten dem entspricht, was Gott will? Vielleicht ist es dann auch mal dran, dass wir unser Leben entrümpeln. Entrümpeln, damit das Gute wieder sichtbar wird. Das wäre auch ein guter Vorsatz für das neue Jahr. „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“
Pfarrer Dr. Friedemann Kuttler