Weihnachten – Der Mehrwert des Wenigen
Geistlicher Impuls Dezember 2022
Inzwischen hat der Weihnachtsbaum den Adventskranz in der Schlosskapelle der Diakonie Stetten ersetzt. Auch sind die übergroßen Figuren der historischen Weihnachtskrippe aufgebaut worden und schmücken nun stolz die Kapelle. Und, wir haben die ersten (Vor-) Weihnachtsgottesdienste schon gefeiert.
Von den andächtigen Worten des Liedes „Ich steh an deiner Krippen hier“ von der Orgel angestimmt, bis hin zu dem ausgelassenen (und von spontanem Tanzen begleiteten) „Feliz Navidad“ an der Gitarre und der Cajón im Weihnachtsgottesdienst für die Jugend, haben wir begonnen das hohe Fest der Geburt Christi zu feiern.
Bemerkenswert ist, wie unterschiedlich Weihnachten gefeiert werden kann. Noch bemerkenswerter ist, wie diese kleine Geschichte von Maria, Josef und ihrem Kind Jesus ein so großen Platz in unserer Welt und in unseren Herzen eingenommen hat. Denn unter den vielen großen Geschichten der Bibel, beansprucht die Erzählung von Jesu Geburt vergleichsweise eigentlich wenig Platz.
„Weniger ist mehr“ kommt hier zur vollen Geltung. Mit wenigen Sätzen und verständlichen Bildern wird von Gottes große Liebe zu den Menschen erzählt. Es wird von gewöhnlichen irdischen Herausforderungen, von ungeplanten Schwangerschaften, gierigen Steuerbeamten und gehetzte Hotelbetreibern erzählt, sowie von himmlischen Botschaften wie die der Engel oder der Sterne, die Gottes Kommen in der Welt ankündigen.
Sie machen uns klar: das Transzendente ist gegenwärtig geworden; das Unverfügbare ist nun greifbar und ein unfassbar großer Gott wurde verwundbar klein. Und wir begreifen was Gott will. Nämlich als Mensch das echte, menschliche Leben kennen- und verstehen lernen, sowie durch das Leben und Lehren von Jesus, sich selbst verständlicher machen.
Verstehen und verstanden werden. Die Weihnachtsgeschichte hat es in sich.
Darum schmücken wir unsere Räume, singen wir unsere Lieder und feiern wir unsere Feste – jede/r auf sein oder ihre Art – und lassen uns bewegen von der Botschaft der Engel über Bethlehem:
Fürchtet euch nicht!
Siehe, ich verkündige euch große Freude,
die allem Volk widerfahren wird;
Denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
bei den Menschen Gottes Wohlgefallens
(Lukas Evangelium, Kapitel 2)
Geistlicher Impuls
von Pfarrerin Nancy Bullard-Werner
Ewigkeitssonntag - Sterben und Ewigkeit - "Erwartungen"
Geistlicher Impuls November 2022
Was wird uns wohl die Zukunft bringen? Eine Frage, vermutlich so alt wie die Menschheit. Und kaum ein Politmagazin, keine Sportsendung und kein Celebrity-Journal kommt ohne Zukunftsfragen aus!
Wird Donald Trump nochmal ins Präsidentenamt zurückkehren? Wird dieses Jahr jemand dem FC Bayern den Meistertitel entreißen? Wen wird Thomas Gottschalk auf dem Wetten dass… - Sofa begrüßen?
Aber auch viele fragen sich persönlich: Was bringt die Zukunft für mich? Werde ich auch dann noch meine lieben Freunde und meine Familie um mich herumhaben? Wird es mir gutgehen? Bleibe ich von Krankheiten verschont oder droht mir gar großes Übel?
Wir fragen uns natürlich auch Grundsätzliches: Was wird aus unserer Welt? Werden immer mehr Menschen auf der Welt sich gegenseitig die Köpfe um Platz und Ressourcen einschlagen? Werden böse Herrscher mehr und mehr Macht übernehmen? Wird es immer heißer und unwirtlicher werden auf unserem Planeten. Wird immer mehr Müll und Gift des Lebens immer mehr Tierarten vernichten?
Oder finden wir Mittel und Wege diese unheilvollen Entwicklungen umzukehren?
Manche blicken auch auf die fernere Zukunft der Menschheit. Wird sich dann menschliches Leben ganz grundlegend verändern? Werden die Computer und Maschinen da nicht mehr und mehr die Kontrolle übernehmen? Gar der Tod überwunden werden, wie einige „Seher“ im Silicon Valley prophezeien.
Die Frage nach der Zukunft bewegt uns und das tat sie auch vor 2000 Jahren, als Pharisäer an Jesus herantraten. So berichtet das Lukas-Evangelium von einem Gespräch. Jesus wurde von gelehrten Landsleuten befragt. Ihre Frage hatte aber eine bestimmte Zielrichtung. „Sag mal, wann kommt denn das Reich Gottes, von dem du immer redest?“ Dass Gott kommt, scheint für sie ein wichtiger Baustein der Zukunft zu sein.
Mir fällt auf, dass in den allermeisten Fragen über die Zukunft, die Menschen bei uns heute stellen Gott keine Rolle spielt.
Haben wir also verlernt, auf Gott zu hoffen? Oder brauchen wir das heute gar nicht mehr?
In Rommelshausen war in den letzten Jahren eine afrikanische Gemeinde in unserer Kirche zu Gast, die dort Sonntag nachmittags Gottesdienst feierte. Bei ihnen konnte ich ein etwas anderes Christentum kennenlernen als ich hier von Deutschland gewohnt bin. Sie sind sehr begeistert und sehr überzeugt. Und sie warten auf das Reich Gottes! Jeden Tag. „Ist das bei Euch nicht so?“ fragten sie nach. Und ich musste zugeben: nicht so dringend zumindest.
Irgendwie hatte ich dabei den Eindruck, dass diese Afrikaner*innen der Botschaft Jesu in diesem Punkt viel näher waren als ich. Denn Jesu Botschaft lautete in einen Satz gefasst: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen, ja es ist schon mitten unter euch. Darum ändert euer Leben und glaubt an das Evangelium.“
Die Anhängerinnen und Freunde Jesu kannten und teilten mit ihm die Hoffnung, dass Gottes Reich bald anbricht. Die Hoffnung, dass diese Welt, die so voll ist von Unrecht und Unterdrückung, von Hass und Neid, von Elend und Leid – dass diese Welt nicht Gottes letztes Wort ist, sondern dass Gott dieser Welt ein Ende setzen und sein Reich aufrichten wird. Ein Reich, in dem Menschen einander kein Leid mehr beifügen, weil sie in Eintracht leben und sich von Gottes Geboten leiten lassen. Eine Welt, in der man keinen Hass mehr kennt und kein Unrecht.
Ist das nicht eine Verheißung?
Viele Menschen in Deutschland denken heute: das ist doch zu schön, um wahr zu sein. Wir glauben nur an die Realität, in der wir leben. Und in der herrschen die falschen Kräfte. Das Geld, die Gewalt, die Mächtigen. Man kann sich höchstens irgendwo eine Nische suchen und hoffen, dass man einigermaßen gut durchkommt.
„Seid nicht so mutlos!“, sagt dagegen Jesus. „Ja, diese Welt ist voll von Zerstörungen. Aber diese Welt ist nicht Gottes letztes Wort. Gott wird dieser Welt mit ihren Zerstörungen ein Ende setzen und sein Reich bringen. Und dieses Reich ist schon unterwegs zu euch. Ja, es ist schon mitten unter euch!“ So Jesu Botschaft.
„Aber was soll das denn heißen, das Reich ist schon mitten unter uns?“. Die Welt ist doch noch immer, wie sie eben ist.
So genau hat das Jesus nicht erklärt. Deswegen zerbrechen sich viele Generationen von Christinnen schon den Kopf, wie das wohl zu verstehen ist.
Eine Antwort lautet: Das Reich Gottes ist in unserem Inneren. So hatte es Martin Luther übersetzt: „Das Reich Gottes ist inwendig in Euch.“ Es lebt tief in mir, was wir „Seele“ nennen oder „Herzen“. Man kann es spüren, wenn man ganz still wird und in sich hinein hört. Und man merkt, dass da eine Kraft in einem schlummert, die aus einem heraus Gutes bewirken kann.
Eine andere Antwort lautet: Das Reich Gottes ist in unseren Händen. Die spanische Mystikerin Teresa von Avila soll einmal gesagt haben: „Christus hat keine Hände außer euren.“ Das Reich Gottes entsteht dort, wo Menschen daran mitbauen. Dort, wo Menschen für den Frieden kämpfen, wo sie für Entschuldung armer Länder eintreten oder wo sie die Klimakatastrophe abzuwenden versuchen – ich glaube wirklich, dass Gott durch diese Menschen wirkt.
Eine weitere Antwort lautet: Das Reich Gottes ist mitten unter Euch. Also in unserer „Gemeinschaft“. Das merken wir besonders, wenn wir im christlichen Geiste zusammen arbeiten, wie wir das in der Diakonie tun. Oder zusammen Gottesdienst feiern. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter uns.
Ich glaube jede dieser Antworten hat etwas Wahres. Wir müssen uns da gar nicht entscheiden.
Was wir als Christen aber Überzeugungskraft sagen können: Die Welt, wie sie ist, ist nicht das Ende. Eher der Anfang. Dann kommt Gott.
Pfarrer Matthias Wanzeck
Grund zum Danken
Geistlicher Impuls Oktober 2022
Oktober ist der traditionelle Dank-Monat. Sowohl in den Kirchen, als auch auf dem landwirtschaftlichen Hauptfest, das parallel zum Volksfest auf dem Cannstatter Wasen stattfindet, wird in diesem Monat für die Ernte und das Wohlergehen der Menschen gedankt.
Es ist unwahrscheinlich, dass es den Feiernden in den Bierzelten der Oktoberfeste bewusst ist, dass das Erntedank Fest eines der ältesten Feste der Menschheit ist. Doch der Dank an Gott als die Quelle des Lebens und Geber aller Lebensgrundlage, gehört zu den grundlegendsten Vollzügen religiöser Zeremonien. So gut wie jede Religion und jede Kultur der Welt kennt dieses Fest und diesen Dank.
Nun, nach zweieinhalb Jahren Pandemie, kurz vor einem möglichen kalten, dunklen Winter und im Angesicht der stets steigenden Zahl von Flüchtlingen, wird die Frage laut, ob es dieses Jahr überhaupt etwas gibt, wofür es sich zu danken lohnt. Die Freude an Festen und Feiern zieht in die Seele, wie Regen in dürres Land. Aber das Danken für das was ist auch?
Seit eh und je wird jedes Jahr Anfang Oktober in der Schlosskapelle der Diakonie Stetten ein Erntedank Festgottesdienst gefeiert. Dieses Jahr wurde, nach 2 Jahren Pandemie bedingtem Ausfall, der Dankgottesdienst mit anwesender Gemeinde live in der Schlosskapelle gehalten. Ein großer Grund zum Danken!
Der Dank für, und Freude an einem Präsenz-Gottesdienst hing in der Luft. Das Kapellen-Schlager-Lied „Vergiss nicht zu danken dem ewigen Gott“ klang, als ob es aus der Fan-Kurve des VFB-Stadions gesungen wurde. So wurde aus dem Erinnern an das Danken das Danken selbst.
Die Botschaft, dass besonders in schweren Zeiten Dankbarkeit trägt und stärken kann, ist rettend.
Selbst die Resilienz-Forschenden wissen das. Sie haben festgestellt, dass Dankbarkeit die Widerstandskraft in uns stärkt. Sie raten dazu, am Ende jedes Tages mindestens eine Sache (doch besser gleich mehrere) zu benennen und aufzuschreiben, die an diesem Tag schön oder erfreulich war. Für die Sachen dankbar zu sein macht nicht nur glücklich, sondern stärkt auch das Grundvertrauen zum Leben und vertieft die Lebensgewissheit.
Es ist kein Wunder, dass in der Bibel stets von Dankbarkeit geredet wird. Von den Dankesliedern der alttestamentlichen Psalmen („Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen“, Ps 9) bis zu den Dankanweisungen der neutestamentlichen Apostel (Seid dankbar in allen Dingen…“), wird die Kraft des Dankens bewiesen. Denn, jedes Dankeswort erinnert uns daran, dass das Leben im Grunde gut und von der Güte geboren und geborgen ist – auch in den schwersten Zeiten.
Darum lohnt es sich in diesem Herbstmonat Oktober, das Danken zu üben. Gott zum Lob, uns zur Freude und unserer Seele zur Stärkung.
Pfarrerin Nancy Bullard-Werner
Zufriedenheit
Geistlicher Impuls September 2022
Beginnen möchte ich meinen Impuls für September mit einer erfundenen Geschichte, die ich vor kurzem gelesen habe:
Eine Reporterin ist auf der Suche nach dem Geheimnis der Zufriedenheit. Und sie wird fündig. Sie berichtet, wie sie mit einer uralten Frau Tee getrunken hat.
Ihre Wohnung ist total einfach eingerichtet, wirkt aber ungemein gemütlich. Reich oder besonders gesundheitsfanatisch scheint die alte Dame nicht zu sein. Und trotzdem strahlt sie mit ihrem zahnlosen Lächeln eine Zufriedenheit aus, die gestresste Menschen vor Neid erblassen lässt.
„Was ist das Geheimnis ihrer Zufriedenheit?", fragt die Reporterin neugierig. Und die alte Frau erklärt bereitwillig: „Eigentlich gibt es kein Geheimnis. Ich stehe mit der Sonne auf und erledige meine Arbeit. Ich esse, was mir schmeckt, lese was mir Freude macht und treffe nette Menschen. Abends genieße ich gerne die Abendsonne auf dem Balkon. Dann spreche ich ein Gebet und gehe zufrieden schlafen. Ich nehme jeden Tag an, wie er ist und freue mich, dass ich am Leben bin."
Die Reporterin gibt sich damit nicht zufrieden. „Was nehmen sie denn zu sich?", fragt sie. „Ach ja, Birnensaft", seufzt die alte Frau. „Birnensaft hält gesund".
Kurz darauf fährt die Reporterin zurück in ihr altes, stressiges Leben. Aber zur Sicherheit kauft sie sich im Supermarkt um die Ecke noch schnell ein paar Flaschen Birnensaft.
Die alte Frau schreibt am Abend in ihr Tagebuch: Heute war eine Reporterin bei mir und fragte mich nach dem Geheimnis meiner Zufriedenheit.
Ich habe ihr Birnensaft genannt. Mit meiner wirklichen Antwort war sie nicht zufrieden.
Die Geschichte geht mir nicht aus dem Kopf und ich frage mich, wie aber kann man zufrieden werden - damit man dann auch spürt, wie gut es einem geht?
In der Bibel gibt es ein schönes Bild für die Zufriedenheit eines Menschen. Da heißt es von Abraham, dass er am Ende seines Lebens alt und lebenssatt ist (1. Mose 25,8). Lebenssatt - das klingt für mich nach richtig zufrieden. Er ist satt vom Leben, es könnte ihm nichts mehr Appetit machen.
Vielleicht denken Sie jetzt: na ja, das ist ja auch kein Wunder. Er hat ja alles, was ein Mensch sich wünschen kann. Eine große Herde, eine große Familie, das Versprechen, dass er der Stammvater eines großen Volkes sein wird. Da kann er ja nun wirklich zufrieden sein.
Das stimmt. Muss ich also warten bis ich alt bin wie Abraham und hoffen, dass ich dann so zufrieden sein kann wie er? Und bis dahin macht es mich immer wieder unzufrieden, wenn ich sehe, was noch alles unerfüllt ist an Wünschen und Hoffnungen?
Im Neuen Testament gibt es eine Geschichte, die mir was Anderes in Aussicht stellt (Joh. 4, 1-15). Jesus trifft zur Mittagszeit an einem Brunnen eine Frau. Sie unterhalten sich und Jesus erzählt ihr, dass sie von ihm lebendiges Wasser bekommen könnte. Wasser, von dem sie nie wieder Durst bekommt.
Jesus meint hier natürlich viel mehr als einfach nur Wasser zum Trinken. Aber so stelle ich mir das auch mit der Zufriedenheit vor. Es gibt Dinge, die mich zufrieden machen - wie das Wasser gegen den Durst. Aber irgendwann bekomme ich wieder Durst und muss trinken. Das Wasser von dem Jesus hier aber spricht, macht keinen Durst mehr. Was könnte das sein, so ein Lebenswasser?
Für mich ist es einfach die Tatsache, dass mir Gott das Leben geschenkt hat, dass ich gesund bin und meine Familie habe. Aber das kann für jeden auch was Anderes sein.
Ich glaube, dass alle Menschen dieses Lebenswasser für sich finden können. Dabei bin ich mir sicher, dass auch Abraham in seinem Leben genau das gesucht und gefunden hat. Und dass er deshalb alt und lebenssatt war. Also einfach zufrieden; und ohne Birnensaft!
Dietmar Prexl
"Der heilige Jesus ist in Quarantäne"
Geistlicher Impuls Sommer 2022
Anfang Juli zeichneten wir den Jahresfestgottesdienst auf. Dazu hatten meine Kollegin und ich mit einigen Bewohnern und Bewohnerinnen ein Anspiel einstudiert. Die Heilung des blinden Bartimäus. Kurz vor der Aufzeichnung bekamen wir eine Sprachnachricht. „Jesus hat Corona“ sprach uns der Bewohner auf Band, der den Jesus spielen sollte. Und weiter: „Der heilige Jesus ist in Quarantäne: Amen.“ Meine Kollegin und ich mussten herzhaft lachen.
Natürlich ist es nicht lustig, wenn ein Mensch an Corona erkrankt und die letzten zwei Jahre mit und unter Corona haben uns eher zum Weinen gebracht und an unsere Grenzen geführt. Aber dieser fröhlich auf gesprochene Text ließ uns in der Vorstellung eines Heilands in Quarantäne trotzdem lachen. Dem Bewohner ging es gut und eine Zweit Besetzung war schnell gefunden.
Wie wir, trotz des Sommers, gerade erleben, ist Corona immer noch präsent in der Diakonie Stetten und in der Gesellschaft (auch wenn es sich da leichter verdrängen lässt). Viele von uns sind erschöpft und kraftlos.
Und dann stellen wir uns vor, Jesus ist in Quarantäne. Der Sohn Gottes sitzt in seiner Wohnung und harrt der Dinge die da kommen. Absurd?
Nein, denn Jeus war auch Mensch. Er kam genau deshalb auf die Erde um die Menschlichkeit zu leben. Er fühlte Kälte, Schmerz, Angst, Hunger. Er kannte sogar Wut. Eine meiner Lieblingsgeschichten in der Bibel. Jesus vertreibt die Händler aus dem Tempel. Es ist ein ganz kurzer Abschnitt. Aber in Matthäus 21,12-13 heißt es:
„In Jerusalem ging Jesus in den Tempel. Er jagte alle Leute hinaus, die im Tempel etwas verkauften oder kauften. Die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer stieß er um. Er sagte zu ihnen: »In der Heiligen Schrift steht: Mein Haus soll als Gebetshaus bekannt sein. Ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.“
Kein Jesus der um Verständnis wirbt, kein Jesus der vom Himmelreich spricht, kein Jesus der Menschen auf Augenhöhe begegnet. Ein wütender Jesus. Das zeigt mir: Wir dürfen umso mehr zu unseren Begrenztheiten stehen. Jesus war ganz Mensch. Und in diesem Menschsein versteht er uns. In unser Erschöpfung, unserer Wut und Trauer. Aber auch in unserem Lachen und Anpacken wollen.
Jesus wäre heute auch in Quarantäne. Und er ist es auch tatsächlich. Denn neben der menschlichen Seite, ist da noch die göttliche. Das ist es, worauf sich Kirchenväter, nach langen Diskussionen einigen. Und von „wahrer Gott und wahrer Mensch“ sprachen. Jesus, als Sohn Gottes, will uns halten und trösten. Und Jesus will uns mit seiner Göttlichkeit zeigen, wie ein gelungenes Miteinander aussehen kann. Bei Bartimäus hat er uns gezeigt, dass er unsere Bedürfnisse ernst nimmt und deshalb nachfragt: „Was willst du?“ Daran kann ich, als Mensch, versuchen zu arbeiten. Meine Mitgeschöpfte in ihren Bedürfnissen wahr- und ernst zu nehmen.
Das macht meinen Glauben aus, dass Jesus heute in Quarantäne wäre. Und dass er es auch ist. Denn Gott ist bei uns. Im Schönen wie im Schweren. Kurz gesagt:
Der heilige Jesus ist in Quarantäne. Amen.
Bleiben Sie behütet
Ulrike Stallmeister
Diakonin
Pfingstandacht 2022 - Feuer vom Himmel!
Geistlicher Impuls zu Pfingsten 2022
Wir schreiben das Jahr 33 n.Chr. 50 Tage nach Ostern kommen die Jüngerinnen und Jünger Jesu in Jerusalem zusammen. „Auch an diesem Tag waren sie alle wieder am selben Ort versammelt. 2Plötzlich setzte vom Himmel her ein Rauschen ein wie von einem gewaltigen Sturm; das ganze Haus, in dem sie sich befanden, war von diesem Brausen erfüllt. 3Gleichzeitig sahen sie so etwas wie Flammenzungen, die sich verteilten und sich auf jeden Einzelnen von ihnen niederließen.“ (Apg 2, 1-4)
Ein Rauschen, ein Beben, Feuer das vom Himmel fällt. Das geschah so, nach der Schilderung der Apostelgeschichte im Jahr 33 n.Chr., 50 Tage nach Ostern. Das erste Pfingsten.
Es ist der Geist Gottes, der „vom Himmel“ über die verängstigte und verzagte Schar der wenigen Anhänger Jesu kommt. Der Geist gibt ihnen Mut und Sprachfähigkeit. Dank dieses Geistes wird aus ihnen über Jahrhunderte eine große Bewegung – die Kirche Jesu Christi. Pfingsten gilt deshalb auch als „Geburtstag der Kirche“.
Rauschen, Beben und Feuer, das vom Himmel fällt: Das beschreibt ziemlich genau das Erleben in den letzten Wochen von Menschen aus Kiew, Lemberg, Charkiw und vielen anderen Orten der Ukraine.
Auf die Menschen in der Ukraine kommt aber nicht der Geist Gottes nieder, sondern es sind russische Raketen und Bomben, die in Wohnvierteln, in Bahnhöfe, in Krankenhäuser einschlagen. Sie bringen nicht Mut und Zuversicht, sondern Angst, Schrecken, Leid und Tod.
Mit Pfingsten kommt die Klarheit des Herrn in die Welt. Die vielen Menschen der Völker, die von dem Gott Israels und Jesus noch nichts gehört hatten, bekommen ihn nun in ihrer eigenen Sprache verkündigt. Die Welt würde nun eine andere werden!
Im Jahr 2022 scheint der Geist Gottes aus der Welt gewichen. Wo ist da noch die Spur Gottes, wenn Menschen zu hunderten und tausenden ermordet, Städte mit voller Absicht zerstört, das Ende einer Zivilisation planvoll ins Werk gesetzt wird?
Im gleichen Maße scheinen auch die selbsterklärten Vertreter*innen Gottes von allen guten Geistern verlassen zu sein.
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann empfiehlt tatsächlich den Ukrainerinnen und Ukrainern die Waffen niederzulegen und „zivilen Widerstand“ zu leisten! Einem Volk, das gerade die ermordeten Zivilisten auf der Straße einsammelt oder aus Massengräbern wieder ausgräbt. Für mich klingt das, als würden einfach die pazifistischen Slogans abgespult, die man einst in einer Nachrüstungsdebatte der 80er Jahre entwickelt hat, viele Jahre kaum benötigte und die sich nie in einer echten Herausforderung bewähren mussten. Jedenfalls ist es so weit weg von den Nöten der Menschen in der Ukraine, dass sie solche christlichen Stimmen mindestens als unterlassene Hilfeleistung verstehen. Angelehnt an Jesu Worte aus der Bergpredigt erheben sie einen Anspruch, von dem ich nicht weiß, ob ich ihm selbst je gerecht werden könnte. Wie kann ich das dann aus sicherer Warte guten Gewissens anderen anempfehlen?
Einen Totalausfall des göttlichen Geistes erlebt gerade Russland. Der vormalige KGB-Agent und jetzige Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I scheint nur noch die Interessen und Lügengebäude seines Gönners und Förderers Wladimir Putin vor Augen zu haben. Er segnet Raketen und Soldaten und verteidigt in langen Monologen den Krieg als notwendig, um die Welt mit dem russischen Frieden zu beglücken.
Als sich Papst Franziskus Kyrills Kriegsrechtfertigung bei einem langen Telefonat zu Ende angehört hatte erwiderte er: „Ich verstehe das alles nicht. Bruder, wir sind keine Beamten, wir sollen nicht die Sprache der Politik sprechen, sondern die Sprache Jesu.“
Wie aber bringen wir die Sprache Jesu und mit ihr den Geist Gottes zurück in die Welt?
Als Christ, muss ich zugeben, bin in diesen Tagen auch ich sprachlos. Wer kann in dieser heillosen Lage schon den Durchblick haben, das rechte und richtige klar zu erkennen! Kühle Ratschläge wie Margot Käßmann vermag ich deshalb nicht über die Lippen zu bringen. Meinem Herz und meinem Verstand widerstrebt aber der Gedanke, sich dieser rohen Aggression widerstandlos zu ergeben.
Auch die Bibel bietet dem Mörder nicht nur die andere Wange. Im Buch Esther z.B. ist der böse Antisemit Hamann nur mit Waffengewalt zu stoppen und stirbt selbst an dem Galgen, den er für seine Opfer hat aufrichten lassen.
Ein Weg mit alle dem umzugehen ist für mich das Gebet. Gott all meine Verzweiflung ans Herz zu legen, ihm meinen Frust über meine zerstörten Weltbilder, über die mit Füßen getretene Gerechtigkeit entgegen zu schleudern, meine Angst vor ihn zu legen, bei all dem ganz abzustumpfen, nichts mehr zu empfinden. Und ja: Gott um eine Wende anzuflehen… Gemeinsam zu beten, wie wir es in der Ökumene hier in Kernen machen, verleiht mir ein wenig Mut und Zuversicht, dass der Geist doch nicht ganz aus der Welt entschwunden ist.
Und auch etwas Praktisches tun hilft meiner Gewissensnot. Den Flüchtlingen zur Seite stehen oder einen Friedensbaum zu schmücken, wie wir es vor dem La Salle in der Diakonie Stetten getan haben.
Und dann richte ich In diesen Tagen meinen Blick immer wieder in unseren schwäbischen Himmel und bin froh, kein Beben und Feuer von Raketen und Mörsern darin zu finden. Sehnsüchtig suche ich dort das Feuer des Heiligen Geistes, dass es wieder auf uns kommen möge! Wie lautet das altlateinische Pfingstgebet? Veni creator spiritus! – Komm doch, Schöpfer Geist!
Auf schwäbisch könnte man auch sagen: „Herr, schmeiß Hirn ra!“
Pfarrer Matthias Wanzeck
Lebendig
Geistlicher Impuls zu Ostern 2022
Verteilt über 2 Kontinente und verbunden durch einen Video-Link, traf ich mich neulich mit einer kleinen Gruppe von Freundinnen, die ich seit über mehreren Jahrzehnten kenne. Die Runde begann mit den gewöhnlichen Fragen, „wie geht es dir?“, oder „womit beschäftigst du dich gerade?“
Es dauerte nicht lange, bis die Stimmung in der Gruppe von den verschiedenen Ereignissen der Gegenwart bedrückt und besorgt wurde. Krieg, Inflation, oder die Angst um die Umwelt und die Zukunft der Energieversorgung, kamen zur Sprache. Und natürlich auch die Auswirkungen der Corona Pandemie auf die Gesellschaft und auf die eigene Gesundheit wurden thematisiert.
Die Sorgen, die wir miteinander teilten, sind beachtlich und bedrohend und unser Gespräch stockte etwas unter dem Gewicht der Themen. Irgendwann erzählte ich davon, wie es mir mit meiner momentanen Corona-Infektion ergeht: “Ach,” sagte ich, “ich bin dem Tod nicht wirklich nah, aber besonders lebendig bin ich gerade auch nicht.” Ausgerechnet diese Aussage brachte die Wendung in das Gespräch. Auf einmal ging es um die Frage, „Wann fühlst du dich lebendig?“ „Wann fühlst du dich wirklich lebendig?“
„Wann fühle ich mich lebendig?“ Das ist eine gute, eine schöne Frage. Unter meinen Freundinnen fielen die Antworten unterschiedlich aus.
Die Musikerin unter uns berichtete von Konzerten und Aufführungen, die sie organisiert oder selber gehalten hat. Da pulsierte etwas Besonderes in ihr während und kurz nach den Veranstaltungen. “Das ist mehr als nur einfaches Adrenalin” meinte sie.
Die Medizinerin erzählte von Zeiten in denen sie an Patientenbetten stand und eine Verbundenheit, eine tiefe menschliche Verbundenheit, mit einer Patient:in oder mit deren Angehörigen spürte. Menschen, denen sie nur beruflich begegnet, aber sich dennoch sehr nah gefühlt hat.
Die Journalistin erzählte von ihren Spaziergängen im Wald und von einem leiblichen Empfinden, einer körperlichen Wahrnehmung des Lebens um sich herum.
Und ich, die Pfarrerin, erzählte von Gottesdiensten, die in der Schlosskapelle der Diakonie Stetten gefeiert wurden. Ich erzählte von der Gemeinschaft unter Menschen mit und ohne Behinderungen und von dem gemeinsamen Singen und Beten, vom Abendmahlfeiern und Segenempfangen. Hier, habe ich immer eine besondere Lebendigkeit wahrgenommen. Und diese fehlt mir sehr seit dem Beginn der Pandemie.
So ging es weiter mit den Erzählungen und den Berichten über die Lebendigkeit, bis alle merkten, dass sie sich besonders lebendig fühlen, wenn sie das Gespür für etwas Größeres als nur sich selbst haben. Lebendig fühlen sie sich wenn sie etwas Geheimnisvolles, etwas Unbenennbares oder Unverfügbares wahrnehmen können. Lebendig fühlen sie sich wenn sie Lebenssinn erspüren oder gar stiften können.
Kann man (oder frau) dieses Gefühl des Lebendig-seins erzwingen, kreieren oder herbeiholen? So ging das Gespräch in der zweiten Runde.
Mir (der Theologin in der Gruppe)fällt dabei die österliche Aussage ein, „Jesus lebt, und mit ihm auch ihr!“ „Gott hat euch mit Christus lebendig gemacht“. „In Christus schenkt euch Gott lebendige Hoffnung“.
Nun sind in diesem Freundinnenkreis ein paar der Frauen dem christlichen Glauben sehr verbunden; andere dafür weniger bis gar nicht. “Es kann doch jeder Mensch sich lebendig fühlen” sagen diese Freundinnen. Und, “gilt diese Lebendigkeit, ja diese lebendige Hoffnung woran alle Christen glauben, nicht jedem Menschen?”
Ja, sage ich, die Pfarrerin. Gott ist in jedem Menschen gegenwärtig. Gott ist da, wo Leben ist. Gott ist da wo es Hoffnung gibt, und mehr noch… Gott ist dort, wo Hoffnung gebraucht wird. Das gilt für gläubige Menschen genauso wie für Menschen ohne den christlichen Glauben.
Als glaubender Mensch, erkläre ich meinen Freundinnen, glaube ich daran, dass ich immer auf Gott (das Große, das Geheimnisvolle, das Sinn-Stiftende) zugehen kann. Ich zähle auf und zähle mit Gott. Auch mit all meinen Verfehlungen, mit meinem manchmal schwachen Glauben und meinen zynischen Momenten, glaube ich, dass Gott zu mir hält. Da ist eine Gewissheit aus der heraus ich leben kann. Und auch, wenn ich mich gerade weit entfernt von lebendig fühle, glaube ich trotzdem, dass Gott da ist. Mit mir – als eine große Quelle der Kraft, der Hoffnung und der Lebendigkeit. Und, ich glaube dies gilt nicht nur für mich, sondern auch für unsere ganze Welt.
Einfach ist es nicht mit Freundinnen (und auch nicht mit Freunden), die den christlichen Glauben nicht teilen, über Jesus zu reden. Von einem Jesus, der starb und auferstand, ist es auch noch schwieriger zu sprechen als von einem Kind das in der Krippe liegt. „Neu“ scheint einfacher zu erklären zu sein als „Erneuert“.
Doch die Hoffnung brauchen wir, dass in unserer scheinbar kaputten, leidenden Welt, Erneuerung möglich ist. Und, wir brauchen die Zuversicht, dass wir immer wieder neue oder weiterführende Wege finden werden. Denn die Botschaft des Auferstandenen heißt, dass dort, wo alles niederdrückend, beängstigend und erschreckend ist; ja, dort wo wir meinen am Ende zu sein, Gott gerade am Anfang mit uns ist. Geheimnisvoll, Sinnstiftend, lebendig und… lebendig machend.
Geistlicher Impuls von Pfarrerin Nancy Bullard-Werner
Friedensgedanken
Geistlicher Impuls März 2022
Dieses Glaubensbekenntnis schrieb der Theologe und Kriegsgegner Dietrich Bonhoeffer 1943:
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Jesus Christus spricht: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Johannes Evangelium 6,37
Geistlicher Impuls zur Jahreslosung 2022
Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie könnten einmal dem Menschen begegnen, der Ihre Fragen nach dem Sinn des Lebens beantwortet; dem, der Ihnen Ihre Angst abnimmt und der Sie bis ins Innerste hinein anblickt und Ihnen dann sagt: „Du bist liebenswert!“.
So ein Mensch war Jesus. Darum sind sie damals zu ihm gekommen: Kranke und Gesunde, Arme und Reiche, Männer und Frauen.
Sie kamen mit ihren Bitten, mit ihren Nöten, mit ihren Sehnsüchten und Fragen.
Sie kamen mit großem Vertrauen.
Diese Fragenden, Suchenden und Bittenden mussten keinen Eintritt bezahlen, mussten keine Bedingungen erfüllen. Sie mussten weder Schleier tragen noch Bärte, mussten weder Vegetarier noch Veganer sein und auch keine Spenden und guten Taten vorweisen.
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ – so sagte und so tat er es.
Immer, so erzählen es die Evangelien, erlebten diese Menschen dann etwas, das ihrem Leben eine entscheidende Wende gab. Manche wurden gesund, manche entdeckten neue Wege und Ziele für sich.
Einige blieben danach bei ihm und versuchten, das weiterzugeben, was ihnen in dieser Begegnung aufgegangen war und was sie erlebt haben.
Menschen leben bis heute von der Erinnerung und Weitergabe dieser Erfahrungen und dieses Erlebens. Als ob über die Jahrhunderte hinweg eine Flamme weitergegeben wurde und immer wieder aufs Neue solche Erfahrungen gemacht wurden. Als ob sein Geist, sein „Spirit“ ansteckend wäre.
Auch die Diakonie Stetten bezieht sich in ihrem Grundverständnis auf diesen Jesus, versucht in seinem Geist zu leben, orientiert sich an seiner Offenheit für alle Menschen, die zu ihm kamen.
Dabei kann sich eine große Organisation nicht gleichsetzen mit Jesus. Wir leben und arbeiten in einem hochgradig regulierten Umfeld und mit großer Verantwortung, z.B. der Verantwortung dafür, dass wir die Leistungen dauerhaft, verlässlich und fachgerecht erbringen und dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Löhne regelmäßig erhalten.
Wer in der Diakonie Stetten mitarbeiten will, der oder die muss die entsprechende Qualifikation mitbringen und unsere Werte teilen.
Wer Assistenz, Beratung, Bildung, Pflege und Therapie braucht, muss seinen oder ihren Bedarf und eine entsprechende Leistungszusage der Arbeitsagentur, Landratsamt oder Pflegekasse mitbringen.
Wer heute, mitten in der Corona Pandemie, arbeiten oder einen Besuch machen will, der muss geimpft, genesen oder getestet sein, ja ab Mitte März kann es sogar Beschäftigungs- und Betretungsverbote geben für Ungeimpfte.
Mitten in dieser Welt mit ihrer Logik, ihren Regeln und ihren Ordnungen gleichzeitig im Geist Jesu auf dem Weg zu sein, das ist die Herausforderung für die Diakonie Stetten, die nach ihrem Selbstverständnis diakonisch, also christlich ist.
Die Jahreslosung ist ein Impuls für uns, dass wir uns selbst fragen:
Was tun wir konkret dafür, dass Menschen zu uns kommen können?
Wie offen sind wir für die Menschen, die zu uns kommen wollen?
Erleben die Menschen, die zu uns gekommen sind, dass sie willkommen sind?
Erleben die Menschen, die zu gekommen sind, dass sie respektiert werden?
Erleben die Menschen, die zu uns gekommen sind, dass sie als Nächste geliebt werden?
Die Beantwortung dieser Fragen wird in manchen Fällen dazu führen, dass wir etwas ändern müssen. Angepasste Wege, angepasste Ziele können daraus entstehen. Dabei ist wichtig, dass wir uns nicht überfordern: wir leben nicht in einer idealen Welt und wir sind auch nicht perfekt. Speziell durch die Corona Pandemie sind wir so belastet, dass wir manchmal froh sind, wenn wir überhaupt die Angebote aufrecht erhalten können.
Abgesehen davon aber gilt: Inwiefern wir immer wieder aus den Fragen, die wir uns stellen, Ziele und Wege ableiten und uns mit dem Erreichten nie zufriedengeben, entscheidet, glaube ich, ob und wie wir im Geist dessen auf dem Weg sind, der sagt:
„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“.
Ihr Pfarrer Rainer Hinzen