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Zusammenarbeit als Zukunftskonzept - in der Ausbildung des BBW Waiblingen
Fahrradmonteurinnen und Fahrradmonteure bildet das Berufsbildungswerk Waiblingen (BBW) seit kurzem gemeinsam mit einem Partnerbetrieb aus. Die Nähe zum professionellen Fahrradhändler Bikes’n Boards macht die Ausbildung besonders realistisch.
Dieses Pilotprojekt soll Schule machen: Die Ausbildung im Partnerbetrieb, also in enger Zusammenarbeit mit einem professionellen Unternehmen, sieht Markus Zabel, Teilbereichsleiter beim Berufsbildungswerk Waiblingen, als zukunftsweisendes Konzept. Junge Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine duale Ausbildung ohne Begleitung und Schutzraum meistern können, lernen in der dezentralen Ausbildungswerkstatt im Waiblinger Gewerbegebiet Eisental das Berufsleben in einem geschützten Rahmen und dennoch realitätsnah kennen.
„Die Jugendlichen sehen hier, wie ein Betrieb tickt“, so formuliert es Steffen Schuck. Er ist Geschäftsführer des Partnerbetriebs Bikes’n Boards, zum Unternehmen gehören zehn Filialen in der Region Stuttgart. Durch seine Tätigkeit als Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) habe er schon länger Berührungspunkte mit dem Berufsbildungswerk Waiblingen, sagt Schuck. Die Idee, Jugendliche dezentral und in direkter Nachbarschaft zu seiner Firma auszubilden, stieß bei ihm daher auf offene Ohren.
So ist das Berufsbildungswerk Waiblingen im April ins Untergeschoss der angesagten Fahrradfirma Bikes’n Boards eingezogen. „Wir existieren komplett unabhängig, können uns aber befruchten“, erklärt Markus Zabel, „und unsere Auszubildenden sehen dank der Partnerschaft das Neueste vom Neuen, alles was aktuell auf dem Markt ist.“ In der dezentralen Ausbildungswerkstatt lernen die angehende Fahrradmonteurinnen und -monteure, wie man Räder wartet, repariert, montiert und an die Wünsche der Kundschaft anpasst. Als Übungsmaterial stehen den Jugendlichen rund 20 Räder zur Verfügung, die Händler Jahr für Jahr als Spende zur Verfügung stellen. Hinzu kommen Räder, die Kunden zur Reparatur bringen. Innovative Modelle wie Lastenräder und E-Bikes können die Auszubildenden nun im Partnerbetrieb unter die Lupe nehmen.
Den Ausbau und Anstrich der neuen Ausbildungswerkstatt haben die angehenden Schreiner und Maler des Berufsbildungswerks übernommen. Sie hat eine Gesamtfläche von rund 130 Quadratmetern und bietet auch Platz für ein Büro, Umkleiden und Sanitärräume sowie einen Multifunktionsraum, in dem die Auszubildenden eine Vesperpause machen, Berichte schreiben oder Einzelgespräche mit ihren Ausbildern oder Sozialpädagogen führen können, welche die Ausbildungswerkstatt regelmäßig besuchen. Auch einen Ruheraum gibt es am neuen Standort. „Den können die Auszubildenden nutzen, wenn sie eine kleine Auszeit brauchen“, sagt Markus Zabel.
Der kleinere Rahmen der dezentralen Ausbildungswerkstatt – derzeit absolvieren zwei junge Frauen und elf junge Männer hier ihre dreijährige Lehrzeit – komme den Bedürfnissen vieler BBW-Auszubildenden entgegen, sagt Markus Zabel. Denn für etliche sei die überschaubare Zahl von Menschen um einiges angenehmer als die vielen Besucher im großen Gebäudekomplex des Berufsbildungswerks im Gebiet Ameisenbühl. Timo Lachauer beispielsweise gefällt seine neue Arbeitsstelle besser als die vorige im Berufsbildungswerk. „Hier ist eine ruhigere Atmosphäre, man ist mehr unter sich und kann sich besser konzentrieren“, sagt der 21-Jährige und stellt nebenher die Schaltung eines Mountainbikes ein, das vor ihm aufgebaut ist.
Alex Stein schaut ihm dabei immer wieder über die Schulter. Der 24-Jährige hat sechs Jahre die Werkstatt von Bikes‘n Boards geleitet und ist vor einiger Zeit eine Etage tiefer, in die Werkstatt des Berufsbildungswerks gewechselt, wo er nun die derzeit 13 Auszubildenden betreut. „Hier steht mehr das soziale Miteinander im Vordergrund“, sagt Alex Stein über seine neue Tätigkeit: „Es macht Freude, den Teilnehmern etwas beizubringen und ihre Entwicklung zu sehen.“