„Seit September 2022 arbeite ich im Alexander-Stift in Weissach im Tal. Davor habe ich in Seniorenwohnheimen in Aspach, Unterweissach und Bad Cannstatt ein Praktikum gemacht. Aber hier gefällt es mir richtig gut“, erzählt Samara Wildermuth und man merkt ihr an, dass sie sich sehr darüber freut, einen passenden Arbeitsplatz gefunden zu haben. Der Weg dorthin war nicht immer einfach. Nach der Berufsschulstufe an der Gewerblichen Schule in Backnang machte sie mehrere Praktika, z. B. auch in einem Kindergarten. „Mir macht es aber mehr Spaß mit Senioren zu arbeiten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, sagt die 26-Jährige. Zu ihren Tätigkeiten gehören verschiedene hauswirtschaftliche Aufgaben, wie z. B. das Eindecken und Abräumen der Tische im Speisesaal, Kaffee und Tee kochen, Lebensmittel aus dem Lager holen, die Spülmaschine ein- und ausräumen oder den Müll raustragen. „Am liebsten räume ich die Spülmaschine ein und aus“, lacht die junge Frau, die selbständig mit Bus und Bahn aus ihrem Heimatort Erbstetten rund 45 Minuten zur Arbeit nach Weissach im Tal fährt. „Wenn ich Dienst am Wochenende habe, fahren mich meine Eltern zum Bahnhof nach Backnang, denn da fährt meistens kein Bus“.

Samara Wildermuth arbeitet zu 40 Prozent im Alexander-Stift. Daneben pflegt sie zahlreiche Hobbys, wie z. B. Tanzen, Singen im Kirchenchor, Schwimmen, Freunde treffen, im Winter Skifahren oder mit dem Familienbegleitenden Dienst in den Urlaub fahren. Zudem macht sie zurzeit ein begleitetes Wohntraining, denn sie möchte in naher Zukunft gerne bei ihren Eltern ausziehen und in einer Wohngemeinschaft möglichst eigenständig leben. „Unser Ziel war schon immer, Samara so selbständig wie möglich zu erziehen. Sie war z. B. in einer inklusiven Krabbelgruppe und Grundschule oder im inklusiven Chor. Es war uns immer wichtig, dass Samara in der Gesellschaft integriert ist. So wie auch ihr Bruder irgendwann von zuhause ausgezogen ist, so soll auch Samara weitestgehend selbständig in einer Wohngemeinschaft leben können“, erzählt Samaras Vater, Thomas Wildermuth. Der 56-Jährige und seine Frau haben eigens für das Wohnprojekt eine Stiftung gegründet, um Menschen mit Behinderung das Wohnen mitten in der Stadt zu ermöglichen. Aktuell suchen sie noch nach zwei Mitbewohnerinnen oder Mitbewohnern für die Gründung einer Wohngemeinschaft in Backnang.

Arne Vogel, Heimleiter im Alexander-Stift, und sein Team empfinden Samara Wildermuth und ihre zuverlässige Arbeit als Bereicherung. „Samara lebt einfach im Hier und Jetzt. Sie bemerkt viele Dinge im Alltag, die wir gar nicht mehr sehen und bringt viel Lachen und Freude ins Haus. Zudem ist sie sehr interessiert. Sie hat eine direkte Art und wenn sie etwas stört, dann sagt sie das auch ganz deutlich. Das finde ich schön, aber daran muss sich auch der ein oder andere Kollege manchmal gewöhnen“, so Arne Vogel. Er hatte schon öfter Erfahrung mit Menschen mit Behinderungen auf inklusiven Arbeitsplätzen gemacht, doch so gut wie mit Samara Wildermuth hat es noch nie gepasst. „Sie bringt viel Selbständigkeit und Eigeninitiative mit. Das macht es für uns einfach“, sagt der Heimleiter.

Für Samara Wildermuth und ihre Eltern hat sich mit dem Arbeitsplatz im Alexander-Stift nach einem langen Weg ein erster großer Wunsch erfüllt. „Ein wichtiger Erfolgsfaktor für einen inklusiven Arbeitsplatz ist, dass die Kollegen so aufgeschlossen sind wie hier. Samara fühlt sich bei ihrer Arbeit angenommen und wertgeschätzt, das ist sehr schön. Sie kann sich an Kleinigkeiten erfreuen, wenn sie z. B. alleine in den Keller darf, um etwas zu holen. Das ist für sie ein Vertrauensbeweis und darüber ist sie sehr stolz. Wir Eltern sind sehr dankbar, dass sie das hier leben kann“.