Karl-Heinz Weichert ist ein freundlicher und ruhiger Mann. Er ist aufgeschlossen, lächelt sympathisch und sein schwäbischer Dialekt ist unüberhörbar. „Ich wohne hier in einem zweier Appartement, seit ich damals bei meiner Mutter ausgezogen bin. Ich würde gerne noch selbständiger sein und suche deshalb eine eigene kleine Wohnung, am liebsten in Lorch oder Schwäbisch Gmünd“, sagt Karl-Heinz Weichert. In seinem jetzigen Appartement teilt er sich die Küche und das Badezimmer mit einem anderen Mitbewohner. Das Appartement ist an eine Wohngruppe im Wohnheim der Diakonie Stetten angegliedert. Weil er täglich am frühen Morgen mit dem Zug zu seinem Arbeitsplatz in die Remstal Werkstätten nach Schorndorf fährt, sollte die Wohnung in der Nähe des Bahnhofs sein. Außerdem sollten auch Einkaufsmöglichkeiten fußläufig zu erreichen sein. Birgit Kurz, eine Mitarbeiterin vom Ambulant Betreuten Wohnen der Diakonie Stetten, steht Karl-Heinz Weichert zur Seite, wenn er Unterstützung benötigt. „Im Grunde ist Herr Weichert sehr selbständig. Er wäscht seine Wäsche, geht einkaufen und kocht selbst“, sagt Birgit Kurz. 

Nicole Fritz koordiniert seit Oktober 2019 den Aufbau ambulant betreuter Wohnangebote im Ostalbkreis. Ihre Arbeit wird von der Aktion Mensch gefördert. „Ich arbeite eng mit den Mitarbeitenden des Ambulant Betreuten Wohnens zusammen, aber auch mit Städten und Gemeinden, um ein breites Netzwerk aufzubauen. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit Behinderungen ist sehr groß. Leider gibt es kaum passende Wohnangebote“, sagt Nicole Fritz. Die Sozialpädagogin schaut sich gemeinsam mit Karl-Heinz Weichert regelmäßig die Wohnungsanzeigen an und sie haben auch schon mehrere Anzeigen auf unterschiedlichen Portalen geschalten. „Bis jetzt jedoch leider ohne Erfolg“. 450 Euro darf die Wohnung maximal kosten. Sollte es den Vermietern wichtig sein, kann die Diakonie Stetten Zwischenmieter sein. „Für die Vermieter ist es oft wichtig zu wissen, dass nach allem geschaut wird, die Miete pünktlich bezahlt wird und ein Betreuer regelmäßig vorbeikommt“, weiß Nicole Fritz.

Große Ansprüche hat Karl-Heinz Weichert nicht: „Ein Bad und eine kleine Küche sollte die Wohnung haben und eine Möglichkeit, die Waschmaschine unter zu bringen“. Die Kehrwoche ist für ihn selbstverständlich: „Die Wäsche mache ich selbst und die Kehrwoche ist dann natürlich auch meine Pflicht“. Die Arbeit in den Remstal Werkstätten in Schorndorf gefällt ihm und die Zugfahrt in die Werkstatt nimmt er gerne in Kauf, auch wenn er dafür täglich um fünf Uhr dreißig aufsteht. Zwar sind die Remstal Werkstätten mit einer Werkstatt in Lorch-Waldhausen direkt neben dem Wohnheim, aber Karl-Heinz Weichert, fährt lieber nach Schorndorf: „Wenn ich schon hier wohne, dann möchte ich nicht noch direkt daneben in die Werkstatt gehen“, sagt er bestimmt. „Herr Weichert weiß ganz genau, was er will und nicht will“, sagt Nicole Fritz. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit Technik, geht bowlen oder fährt auch mal alleine nach Stuttgart in die Stadt. Seine Mutter und Schwester leben im Remstal und auch deshalb möchte er auf jeden Fall in der Nähe bleiben. 

Um näher an den Bürgerinnen und Bürgern zu sein, wurde in diesem Jahr ein Büro für das Team des Ambulant Betreuten Wohnens sowie die Koordinatorin zentral in Lorch eröffnet. „Wir sind Ansprechpartner für Menschen mit Behinderungen, die eine eigene Wohnung suchen. Gleichzeitig können sich auch Vermieter melden, die Wohnungen anbieten wollen“, sagt Nicole Fritz. Die Nachfrage nach dezentralen Wohnformen werde immer größer und diese seien zudem individueller auf die Menschen und ihre Bedarfe zugeschnitten. „Es geht darum, was brauchst du, damit du gut leben kannst und damit kommen wir dem Inklusionsgedanken ein Stückchen näher“.

Information:

Klienten, die eine Wohnung im Ambulant Betreuten Wohnen suchen oder Vermieter,
die eine Wohnung im Ostalbkreis vermieten wollen, können sich an die Diakonie Stetten
in Lorch wenden unter Telefon 07172 912122 oder per Mail an ABW-Lorch@diakonie-stetten.de