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Vor 50 Jahren neue Heimat gefunden - Betreutes Wohnen in Familien steht zur Seite
Vaihingen an der Enz/ Kernen-Stetten, 3. Mai 2021 - Klaus Ostertag lebt seit 50 Jahren im Rahmen des Betreuten Wohnens in Familien der Diakonie Stetten bei Familie Braun in Vaihingen an der Enz. Der Mann mit Behinderung hat sich von Anfang an als Familienmitglied gefühlt und bei der Arbeit auf dem Biolandhof mitgeholfen. Die Familie blickt auf eine harmonische Zeit des besonderen Zusammenlebens in den vergangenen 50 Jahren zurück und freut sich über ihr Jubiläum.
„Wir kannten damals vor 60 Jahren einen Mitarbeiter von der Diakonie Stetten und hatten immer wieder Kinder mit Behinderungen für ein paar Wochen auf dem Hof. Aber irgendwie hatte es nie so richtig gepasst, dass sie dauerhaft bleiben konnten. Dann haben wir erst einmal eine mehrjährige Pause gemacht“, erzählt die Gastmutter, Elisabeth Braun. Doch dann kam Klaus Ostertag vor genau 50 Jahren an einem schönen Sommertag mit 18 Jahren in die Familie: „Ich habe davor in einer Wohngruppe in Stetten gelebt“, erzählt der 68-Jährige. Im selben Jahr hatte Familie Braun einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, da einer der Söhne verstorben war. „Ich war 13 Jahre alt und erinnere mich noch genau, wie Klaus an diesem Tag auf dem Getreidewagen stand. Da habe ich nur gedacht: Jetzt wird alles gut“, erinnert sich die Tochter der Gastfamilie, Brunhilde Braun.
Die Familie wird bis heute von den Mitarbeitenden des Betreuten Wohnens in Familien (BWF) der Diakonie Stetten begleitet. Ein Sozialdienst kommt täglich ins Haus und unterstützt Klaus Ostertag, da er seit ein paar Jahren gesundheitliche Probleme hat. „Ich habe immer auf dem Hof mitgeholfen und dort angepackt, wo gerade Unterstützung benötigt wurde“, erzählt Klaus Ostertag, der seit drei Jahren in Rente ist. Die Arbeit mit den Mitarbeitenden und der Familie des Biolandhofes sowie den Tieren bereitete ihm viel Freude. Auch heute noch hilft er gerne im Garten. „Wir müssen ihn dann eher bremsen, dass er nicht zu viel macht“, sagt Elisabeth Braun. Außerdem hält Klaus Ostertag gerne mal ein Schwätzchen mit den Kunden, die in den Hofladen kommen: „Er weiß immer, mit welchem Kunde er über welches Thema sprechen kann und geht gerne auf Menschen zu. Mit dem einen unterhält er sich über Schlager, mit dem anderen über Politik und mit dem nächsten über Fußball“, schmunzelt Brunhilde Braun. Überhaupt sei Klaus Ostertag gut im Dorf und in der Kirchengemeinde integriert. „Ich bin immer gerne in die Kirche gegangen, aber das geht ja gerade nicht mehr wegen Corona. Zurzeit mache ich viele Spaziergänge“, erzählt Klaus Ostertag. Früher sei er noch viel sportlicher gewesen und sei überall mit dem Fahrrad hingefahren. Jetzt schaue er sich gerne täglich die Zeitung, Landesschau oder Tagesthemen an und er male gerne. Daneben hat er eine Freundin auf der Schwäbischen Alb. „Wir haben uns bei einer Freizeit kennengelernt und treffen uns regelmäßig“.
An seinen 50. Geburtstag erinnert sich Klaus Ostertag besonders gerne: „Da gab es ein großes Fest im Gemeindehaus und die Familie und die Mitarbeiter haben Lieder für mich gedichtet. Auch meine Geschwister waren dabei“. Die haben die Mitarbeitenden des BWF-Teams vor einigen Jahren ausfindig gemacht und gemeinsam mit Klaus Ostertag Kontakt aufgenommen. Ludmila Staiger, Mitarbeiterin der Diakonie Stetten, kommt seit einigen Jahren regelmäßig in die Familie und freut sich über das langjährige harmonische Zusammenleben der Familie mit Klaus Ostertag. „Die Familie ist sehr schön zusammengewachsen und ich habe große Anerkennung dafür, dass alle Familienmitglieder bereit waren, diesen Weg gemeinsam zu gehen. Es ist schon etwas ganz Besonderes, so viele Jahre gemeinsam zu leben“.
Information:
Das Betreute Wohnen in Familien der Diakonie Stetten feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum. Die Diakonie Stetten vermittelt in der Region Stuttgart Menschen mit Behinderung in Gastfamilien. Menschen mit einer Behinderung, die in einer Gastfamilie leben möchten, können sich an das Betreute Wohnen in Familien wenden. Das Angebot gilt für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Daneben sucht die Diakonie Stetten aktuell verstärkt Familien oder Einzelpersonen, die für ein solches Zusammenleben offen sind. Das Betreute Wohnen in Familien prüft sorgfältig, wer zu wem passen könnte. Gastfamilie und Mitbewohner mit Behinderung werden nach der Vermittlung von den Fachkräften des Fachdiensts „Betreutes Wohnen in Familien“ (BWF) dauerhaft unterstützt und beraten. Wer interessiert ist, kann sich an Miriam Hülle unter miriam.huelle@diakonie-stetten.de, Telefon 07151 940-1076 wenden.
Weitere Informationen www.bwf-ds.de