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Schwere Texte leicht verständlich machen - Neues Büro für Leichte Sprache bietet Übersetzungsdienste an
Kernen-Stetten, 03. November 2021 – Das neue Büro für Leichte Sprache der Diakonie Stetten leistet mit der Übersetzung von Texten aller Art einen Beitrag zur Barrierefreiheit und zur Teilhabe von Menschen mit Unterstützungsbedarf. Die Übersetzungsdienste des Büro-Teams aus Mitarbeitern mit und ohne Behinderung werden unter anderem auch von den Veranstaltern des „Deutschen Wandertags 2022“ in Anspruch genommen.
Wer kennt das nicht: behördliche Schreiben, Verordnungen, Verträge, aber auch Infobroschüren und andere Texte aller Art sind oft gespickt mit Fremdwörtern und enthalten kompliziert formulierte Schachtelsätze über mehrere Zeilen hinweg. Eine Form von Sprachbarriere, die es besonders Menschen mit Behinderung erschwert, den Inhalt zu verstehen. Aber nicht nur ihnen. Auch ältere Menschen oder Menschen, für die Deutsch nicht die Muttersprache ist, tun sich oft schwer mit Texten dieser Art.
Eine große Hilfe ist es für sie, wenn die schwer verständlichen Texte in einfache Sprache oder Leichte Sprache übersetzt werden. Speziell für die Leichte Sprache gibt es verbindliche Regeln. So ist zum Beispiel festgelegt, dass Fachworte entweder erklärt oder durch ein gängiges Wort ersetzt werden. Sätze sollen möglichst kurz sein und keine Formulierungen in der Konjunktiv-, Genitiv- oder Passivform enthalten. Weitere Vorgaben, wie etwa zur Schriftgröße, zum Textaufbau und zum Einsatz von Bildern sollen das Textverständnis zusätzlich unterstützen.
Seit der Eröffnung des Büros für Leichte Sprache der Diakonie Stetten im Frühjahr können solche Übersetzungsdienste jetzt auch hier in der Region angeboten werden. Möglich gemacht hat dieses neue Angebot eine Projektförderung der Stiftung Aktion Mensch. Die Leiterin Beate Fischer erklärt die Arbeitsweise des neuen Büros: „Wir bekommen einen Übersetzungsauftrag, zum Beispiel von einer Behörde, und übersetzen den Text dann für den gewünschten Zweck. Bei Bedarf bieten wir dazu auch eine grundlegende Beratung an. Die Übersetzung wird dann von unserer Prüfgruppe auf Verständlichkeit geprüft und wenn nötig nochmal überarbeitet. Erst wenn von der Prüfgruppe bestätigt wurde, dass der Text gut verständlich ist, bekommt die Kundin oder der Kunde den übersetzten Text von uns zurück.“
Büro-Mitarbeiterin Frauke Jessen-Narr, die gemeinsam mit Beate Fischer, Iris Langheinrich und Yvonne Gehrke im neuen Büro als Übersetzerin tätig ist, ergänzt: „Unsere Prüfgruppe besteht aus insgesamt 10 Menschen mit Behinderung, die in den Remstal Werkstätten der Diakonie Stetten beschäftigt sind und sich für die Mitarbeit im Team beworben haben. Sie werden eigens für diese Aufgabe geschult und sind als Experten in eigener Sache ein wichtiger Bestandteil unseres Teams.“ Linda Liskamm und Fabian Dickner arbeiten seit Kurzem beide in dieser Prüfgruppe mit. Dass die Übersetzungen wichtig sind, können sie aus eigener Erfahrung bestätigen. „Ich lese zum Beispiel gerne Zeitung, aber die Artikel sind für mich oft schwer zu verstehen“, erzählt Linda Liskamm.
Für die Übersetzungsdienste gibt es intern in der Diakonie Stetten einen großen Bedarf, aber auch mehrere externe Auftraggeber haben sich schon gemeldet. Dazu zählen unter anderem die Veranstalter des Deutschen Wandertags, der im kommenden August in Fellbach und im gesamten Remstal stattfinden wird. „Wir wollen einen ‚Wandertag für alle‘ organisieren, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen mitmachen können. Das Thema Inklusion ist uns sehr wichtig“, erläutert Angela Ehrlich, die als Projektmitarbeiterin bei der Stadt Fellbach für die Vorbereitung des Großereignisses zuständig ist. „Wir planen unter anderem barrierefreie Wandertouren, aber wollen auch in der Kommunikation darauf achten, dass die Angebote für alle möglichst gut verständlich sind. Bei den beteiligten Kommunen haben wir damit offene Türen eingerannt. Und das Übersetzungs-Team der Diakonie Stetten hat mich diesbezüglich sehr gut beraten und an die Hand genommen“, berichtet sie.
Im Auftrag des Deutschen Wandertags übersetzt das Team jetzt Ausschreibungen für Veranstaltungen, aber auch langfristig nutzbare Inhalte wie die Beschreibung der Stationen des Öffinger Besinnungswegs. In ähnlicher Weise profitiert auch die Stadt Waiblingen von der Übersetzung einer Stadtführung in Leichte Sprache. Und jüngst konnte auch Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner bei seiner Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung des Vereins 46plus (für die Wanderausstellung „46Plus kocht – voll lecker“) auf die Unterstützung des Büros zurückgreifen. Weitere Aufträge dieser Art nimmt das Übersetzungs-Team gerne an.
Info:
Das Büro für Leichte Sprache der Diakonie Stetten hat seinen Sitz in Kernen-Stetten. Die Mitarbeiterinnen sind montags bis mittwochs von 10-12 Uhr sowie donnerstags von 10-12 Uhr und von 13.30 bis 15.30 Uhr unter 07151 940-2350 telefonisch zu erreichen.
Die Kontaktaufnahme ist auch per mail unter leichte-sprache-buero@diakonie-stetten.de möglich.
Weitere Infos gibt es unter www.leichte-sprache-buero.de im Internet.