Dabei ist schon der Weg zur Kreativen Werkstatt und der Aufenthalt in dieser etwas Besonderes und erinnert - vor allem beim Durchstöbern der Werke, Bilder, Sägearbeiten und anderer Gegenstände - ein wenig an eine besondere Art der Schatzsuche. Eine Art Schatz, der im zweiten Stock eines älteren Gebäudes in einem unscheinbaren Hinterhof in der Waiblinger Innenstadt darauf wartet, von immer mehr Kunstinteressenten entdeckt zu werden. Oder einfach von ganz normalen Menschen, die genügend Platz an ihren Wänden haben, wo die meist großen, in bunten Farben gehaltenen Bilder perfekt zur Geltung kommen.

Die Künstlerinnen und Künstler, die allesamt in Remstal Werkstätten der Diakonie Stetten arbeiten und einen Tag pro Woche in der Kreativen Werkstatt ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, beweisen auf ihre jeweils ganz eigene Weise, wie unbekümmert und freudvoll Kunst entstehen und dabei sofort eine positive Wirkung entfalten kann. Das ist auch ein Punkt, der Andrea Ebner als Leiterin der Kreativen Werkstatt an ihrer Tätigkeit so gefällt: „Jede Künstlerin und jeder Künstler hier sind auch Persönlichkeiten, jeder und jede hat eine eigene Ausdrucksweise und einen ganz eigenen Stil, der meist unverkennbar ist“. Und trotz des unverkennbaren Stils ist es beim Durchblättern der Bilderstapel immer wieder zunächst spannend und dann beeindruckend, welches Motiv unter dem nächsten Blatt Papier wartet und für Staunen oder Bewunderung sorgt.

Nicht nur bei den Gästen des Kunstmarktes sind häufig „Wows“ und anerkennende Worte zu hören, auch unter den Künstlerinnen und Künstlern wird die Bewunderung für die Werke der anderen offen mitgeteilt.  „Der Fokus liegt immer auf dem eigenen Werk, aber beim Betrachten der Werke der anderen wird auch immer ausgiebig gelobt – und das ist dann auch ehrlich so gemeint“, sagt Andrea Ebner. Ohne Neid oder Vergleichen, wer denn jetzt die besseren Bilder malt, sondern einfach als ernst gemeinte positive Rückmeldung unter Künstlern.

Einer der Künstler aus der Kreativen Werkstatt, der sich schon einen Namen in der Kunstszene gemacht hat, ist Stefan Häfner: Der 59-Jährige, der bereits seit 1992 Bilder in der Kreativen Werkstatt malt, kann schon eine richtige Stammkundschaft zu seinen Fans zählen. Die Motive des gut gelaunten Künstlers reichen von Tieren, Frauen in Kleidern, Menschen in verschiedenen Lebenssituationen bis hin zu Mähdreschern und Traktoren und beeindrucken meist mit leuchtenden Farben. „Den alten Deutz hab ich aus dem Kopf gemalt“, erzählt Stefan Häfner stolz. Sonst holt er sich seine Ideen für Motive meist aus Büchern oder Ausflügen mit seiner Wohngruppe, zum Beispiel in Tierparks. „Bei ihm ist jedes Bild ein Treffer, er ist ein sehr virtuoser Zeichner und Maler und bringt immer die Stimmung rüber, die das Bild einzigartig macht“, sagt Andrea Ebner über den fleißigen Künstler, dem es gelingt, jeden Mittwoch ein Bild komplett fertig zu malen.

Auch die Werke von Uwe Kächele sind gefragt, außergewöhnlich und aufgrund ihrer farbenfrohen, lockeren Struktur auch gern Motive der Postkarten und Jahreskalender, die bei der Kreativen Werkstatt in Waiblingen sowie an der Zentralen Info der Diakonie Stetten erworben werden können.

Deniz Aras zeichnet sehr präzise und filigran mit Buntstiften und erzählt in seinen Bildern tolle Geschichten über Menschen, die er kennt oder manchmal frei erfindet. Für sein Werk „Im Zirkus“ erhielt er dieses Jahr einen von 3 Hauptpreisen beim Kunstpreis des Landespsychiatrietages 2024 „so gesehen“. Patrick Kunz Bilder beeindrucken durch Ausdrucksstärke und unvergleichliche Farbkombinationen, die Motive sind mit großzügigen lockeren Pinselstrichen gemalte Gesichter, die zum Teil in leuchtenden Rot- und Gelbtönen strahlen.

Wie seine Bilder waren auch schon viele Werke der anderen Künstlerinnen und Künstler Teil von verschiedenen Ausstellungen in der Region und auch weit darüber hinaus, zum Beispiel kürzlich in Heidelberg oder Nürtingen. Die Teilnahme an Ausstellungen und – noch mehr - die Organisation einer eigenen Ausstellung ist mit großem Aufwand in jeglicher Hinsicht verbunden, weshalb es Andrea Ebner ein Anliegen wäre, ehrenamtliche Unterstützer zu finden, aus denen sich möglichweise eine Art „Helferkreis“ entwickeln könnte. Gerade für die Vorbereitung, das Rahmen und das Verladen von Bildern für Ausstellungen sowie für die Initiierung möglicher anderer „Events“ wäre ehrenamtliche Unterstützung aus den verschiedensten Bereichen hilfreich.

Über Interessenten, die sich eine Mitarbeit in irgendeiner Form für die Kreative Werkstatt vorstellen könnten, würden sich nicht nur Andrea Ebner, sondern auch die kreativ Tätigen sehr freuen. Und wer weiß, vielleicht könnte bei der Gelegenheit auch noch der eine oder andere Schatz aus dem unscheinbaren Waiblinger Hinterhof seinen Weg in die Öffentlichkeit finden. 

Text: Michaela Bareis

Bei Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit – in welcher Form auch immer - melden Sie sich bitte direkt bei der Kreativen Werkstatt, Oppenländer Str. 39, 71332 Waiblingen, kreative.werkstatt@remstal-werkstaetten.de

Die Jahreskalender „Momente der Freude“ und Postkarten mit Motiven von Künstlerinnen und Künstlern aus der Kreativen Werkstatt eignen sich nicht nur zur Advents- und Weihnachtszeit als Geschenke und Mitbringsel, auch Geburtstags- und Ganzjahreskarten sowie Geschenkpapier können erworben werden und sind an der Zentralen Info der Diakonie Stetten oder direkt in der Kreativen Werkstatt in Waiblingen montags bis mittwochs zwischen 9.00 und 15.30 Uhr erhältlich.