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Raum zum Austausch mit Gleichgesinnten - Schöne Erlebnisse beim Geschwistertreff der Diakonie Stetten
Kernen-Stetten, 3. April 2025 – Am 10. April ist der Internationale Tag der Geschwister – ein Tag, der die Beziehung zwischen Geschwistern würdigen soll. Eine ganz besondere Beziehung zueinander haben oft Geschwister mit und ohne Behinderungen. Annika Ehmann und Franziska Lucke haben beide einen Bruder mit Behinderungen. Damit sie sich mit Gleichgesinnten über ihre besondere Situation austauschen können und einen erlebnisreichen Tag für sich haben, nehmen sie regelmäßig am Geschwistertreff der Offenen Hilfen der Diakonie Stetten teil. Ein besonderes Geschwistertreffen findet am 31.07. mit einer Fahrt zum Europapark statt. Es sind noch Plätze frei.
Annika Ehmann geht gerne zu den Geschwistertreffen der Offenen Hilfen, denn der Austausch mit anderen Kindern, die ein Geschwister mit Behinderungen haben, tut ihr gut. Mutter Anja Ehmann findet es ein wichtiges Angebot und unterstützt ihre Tochter darin, an den Treffen teilzunehmen.
Zum ersten Mal war Annika Ehmann beim Geschwistertreff der Offenen Hilfen der Diakonie Stetten als sie sechs Jahre alt war. Ihre Mutter Anja Ehmann hatte davon gehört und fand es ein wichtiges Angebot. Ob beim Wochenende im Schwarzwald, beim Treffen in der Bergschule zum Hüpfen auf dem Luftkissen oder zum Spielen auf dem Stadtteilbauernhof in Bad Cannstatt – wenn es sich einrichten lässt, ist die 13-Jährige an den von Fachkräften angeleiteten Treffen mit dabei. „Wir machen immer tolle Sachen bei den Treffen, wie z. B. ein Filmabend, Waffeln backen oder mit den Tieren auf dem Stadtteilbauernhof spielen. Mir tun die Treffen gut. Meine Freunde wissen zwar, dass ich einen älteren Bruder mit Behinderung habe, aber manche Dinge können sie einfach nicht nachvollziehen“, erzählt Annika Ehmann. Sie liebt ihren Bruder und möchte ihn nicht missen, aber manchmal nerve es, wenn er aufgrund seiner Behinderung in der Öffentlichkeit rumschreie und alle dann gucken. Sie vermisst es auch, am Wochenende einfach mal so spontan mit ihren Eltern einen Ausflug machen zu können.
Anja Ehmann ist dankbar über den Geschwistertreff und dass ihre Tochter dort Gleichgesinnte trifft. „Aufgrund der Behinderung meines Sohnes musste Annika viele Jahre zurückstecken, weil er einfach viel mehr Aufmerksamkeit benötigt. Seit drei Jahren lebt er unter der Woche in einer Wohngruppe der Diakonie Stetten und ist nur noch am Wochenende zuhause. Erst nach seinem Auszug haben wir gemerkt, wie viel mehr Freiheiten wir jetzt als Familie haben“. Einfach mal so spontan ins Restaurant zu gehen oder einen schönen Ausflug zu machen, wäre nicht möglich, wenn ihr Sohn zuhause sei.
Ähnlich empfindet es Familie Lucke. Die 12-jährige Tochter Franziska Lucke nimmt ebenfalls seit über zwei Jahren regelmäßig am Geschwistertreff teil. Ihr jüngerer Bruder hat das Down-Syndrom und sie findet den Geschwistertreff „eine tolle Möglichkeit und einen schönen Austausch mit anderen Kindern, die in der gleichen Situation sind“. Besonders schön findet sie immer das Wochenende im Schwarzwald. „Wir haben eine Schnitzeljagd gemacht und mussten als Gruppe Rätsel lösen. Auf dem Rückweg haben wir noch einen Zwischenstopp in Tübingen gemacht und uns die Stadt angeschaut“, erzählt Franziska Lucke. Sie habe bei dem Wochenende gemerkt, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine ist, sondern es auch noch andere Kinder gibt, die ein Geschwister mit einer Behinderung haben. Ihre Mutter Gerhild Lucke hat damals über die Frühförderstelle der Diakonie Stetten erfahren, dass es den Geschwistertreff gibt und fand das Angebot sogleich gut. „Mein Sohn braucht im Alltag schon noch viel Unterstützung und da kommt Franziska einfach manchmal ein wenig zu kurz. Daher finde ich es schön, dass es dieses Angebot gibt, bei dem mal nur die Geschwisterkinder im Mittelpunkt stehen und gemeinsam etwas erleben“, sagt Gerhild Lucke.
Lena Kövesi von den Offenen Hilfen leitet die Geschwistertreffen für Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 16 Jahren. „Unser Wochenende im Schwarzwald war sehr schön und wir haben viele positive Rückmeldungen dazu bekommen. Die Kinder waren sehr offen und sind toll miteinander ins Gespräch gekommen“, sagt die Heilerziehungspflegerin. Sie bindet bei jedem Treffen einen pädagogischen Impuls mit ein, so dass die Kinder die Möglichkeit haben, über das, was sie beschäftigt zu sprechen. „Aber wir versuchen das eher unterschwellig zu machen und es läuft viel über Beziehungsarbeit. Für die Kinder ist es wichtig die Gemeinsamkeiten mit den anderen zu entdecken und zu erkennen, ich bin nicht allein mit meiner Situation“, erklärt Lena Kövesi. So dürften sie auch mal erzählen, was sie bei den Geschwistern mit Behinderung nerve oder auch in welchen Situationen sie sich nicht so gut fühlten. Auf ein ganz besonderes Geschwistertreffen im Europapark Ende Juli freut sich die Heilerziehungspflegerin selbst schon: „Wir fahren zum Europapark und es gibt noch freie Plätze für Geschwisterkinder. Dank einer Förderung der Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen können wir den Ausflug kostenlos anbieten“.
Anja Ehmann ist wichtig, dass auch andere Eltern von Kindern mit und ohne Behinderungen vom Geschwistertreff erfahren. „Das ist so ein tolles Angebot. Hier steht das Kind ohne Behinderung einmal ganz im Mittelpunkt und erlebt einen schönen Tag“ und auch Gerhild Lucke schätzt den „geschützten Raum beim Geschwistertreff, bei dem für die Geschwisterkinder schöne Erinnerungen geschaffen werden“. Die Behinderung des Bruders stehe dabei gar nicht immer so im Vordergrund oder werde ständig thematisiert. „Das schwebt im Hintergrund mit. Franziska kommt jedes Mal glücklich nach Hause und das ist das wichtigste“.
Information:
Der Geschwistertreff der Offenen Hilfen ist für Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 16 Jahren geeignet, die ein Geschwister mit Behinderung haben. Der nächste Geschwistertreff findet am 25.05. von 14 bis 17 Uhr auf dem Stadtteilbauernhof Bad Cannstatt statt. Am 31.07. organisieren die Offenen Hilfen eine Fahrt in den Europapark. Anmeldung und Informationen bei Lena Kövesi unter OH-Geschwistertreff@diakonie-stetten.de oder Telefon 0711 18770-0.