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Pflegeheim Berglen wird geschlossen - Der Betrieb des Gemeindepflegehauses in Berglen- Oppelsbohm wird zum 31. März 2024 aufgegeben
Kernen/Berglen, 09. Februar 2023 – Wegen anhaltender Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung und ordnungsrechtlicher Vorgaben zur Personalausstattung muss das Alexander-Stift den ländlich gelegenen Standort in Berglen-Oppelsbohm leider aufgeben. Mitarbeitende, Bewohner und Angehörige wurden von der Geschäftsführung bei einer Informationsveranstaltung über die bevorstehende Schließung informiert. Im Sinne der Betroffenen wird die Schließung langfristig vorbereitet und umgesetzt.
Über die Entscheidung, den Betrieb des Gemeindepflegehauses Ende März 2024 aufzugeben, hat die Geschäftsführung Anfang Februar Bewohner, Angehörige und Mitarbeitende frühzeitig informiert. Auch Bürgermeister Holger Niederberger und den Eigentümern der Pflegezimmer hat Geschäftsführerin Gaby Schröder die Entscheidung mitgeteilt und die Gründe, die zur Aufgabe des Standorts geführt haben, ausführlich erklärt.
Maßgeblicher Grund für die Entscheidung war das anhaltende - und durch die Corona-Krise noch weiter verschärfte - Problem, für den ländlich gelegenen Standort ausreichend Pflegepersonal zu finden. Auch umfangreiche Personalgewinnungsmaßnahmen wie etwa Kinowerbung oder Radiospots hatten nicht den erhofften Erfolg. Für potentielle Pflegekräfte aus dem Ausland konnte leider kein passender Wohnraum in der Umgebung gefunden werden. Angesichts von Arbeitszeiten im Schichtbetrieb stellt die ungenügende ÖPNV-Anbindung des Standorts für alle etwas entfernter wohnenden Pflegekräfte ein zusätzliches Hindernis dar. Auch der verstärkte Einsatz von Zeitarbeitskräften kann das Personalproblem nicht dauerhaft lösen, zumal die immensen Mehrkosten nicht vom Kostenträger übernommen werden, ebenso wenig wie die finanziellen Ausfälle durch leerstehende Pflegezimmer. Denn trotz anhaltend hoher Nachfrage kann ein beträchtlicher Teil der Pflegeheimplätze schon seit einiger Zeit nicht mehr belegt werden, weil zu wenig Personal zur Verfügung steht. Die Mindestvorgaben der Landesregierung für Personal in Pflegeeinrichtungen müssen auch in Zeiten des Fachkräftemangels eingehalten werden. Andernfalls drohen Bußgelder.
Geschäftsführerin Gaby Schröder nimmt Stellung zur getroffenen Entscheidung: „Die Entscheidung, den Standort Berglen aufzugeben ist uns sehr schwer gefallen. Am Ende war sie leider notwendig, da wir landesrechtliche Vorgaben und Gesetze einhalten müssen, aber auch um unseren Ansprüchen und unserer Verantwortung gegenüber den Bewohnern und auch den engagierten Mitarbeitenden vor Ort gerecht zu werden. Uns ist bewusst, dass es für die Betroffenen trotzdem eine große Umstellung bedeutet. Uns war es deshalb wichtig, frühzeitig über die Entscheidung zu informieren, damit sich alle auf die anstehende Veränderung einstellen können. Allen Bewohnern und ihren Angehörigen bieten wir einen Pflegeplatz in einem nahegelegenen Haus des Alexander-Stifts an. Auch unsere Mitarbeitenden wollen wir alle an einen nahegelegenen Standort übernehmen und machen ihnen ein entsprechendes Angebot. Die persönlichen Gespräche laufen in den kommenden Wochen an.“
Zu den Hintergründen der Entscheidung führt sie weiter aus: „Diese Entscheidung und damit zusammenhängend die sich jetzt verändernde Situation für alle Betroffenen bedauern wir sehr. So wie uns geht es deutschlandweit leider auch vielen anderen Trägern, die wegen des zunehmenden Personalmangels Einrichtungen schließen müssen. Die wirtschaftliche Lage der Pflegebranche ist äußerst prekär. Es geht hier längst nicht mehr um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem. Gerade eben hat ein privater Betreiber, Convivo, der bundesweit über 100 Häuser betreibt – eines davon in Ludwigsburg – Insolvenz angemeldet. Der Pflegebranche steht das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals. Unser Beispiel zeigt einmal mehr, dass die Rahmenbedingungen in der Pflege dringend verbessert werden müssen, damit wieder mehr junge Menschen sich für den Pflegeberuf entscheiden und der stark wachsende Pflegebedarf in der Gesellschaft gedeckt werden kann. Mehr Flexibilität und weniger starre Vorgaben würden dabei schon helfen. Unter anderem wäre es schon hilfreich, wenn die Landesregierung die Vorgaben zur Fachkraftquote an die veränderte Realität anpassen würde.“
Von der Politik erwartet die Geschäftsführerin inzwischen keine Abhilfe mehr. „Ich bin absolut desillusioniert. Die Pflegebranche ist eine der am härtesten und intensivsten staatlich regulierten Branchen. Wir ersticken in Bürokratie. Kommunaler Versorgungsverband, Medizinischer Dienst der Pflegekassen, Heimaufsicht, Gesundheitsamt, Veterinäramt, Regierungspräsidium, Sozialministerium, Sozialamt Ausländerbehörde, Berufsgenossenschaft, Baurechtsamt, deutsche Botschaften im Ausland sind Behörden, mit denen wir regelmäßig tun haben. Einen Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich damit, darauf zu achten, dass wir neue gesetzliche Vorschriften umsetzen und bestehende einhalten. Eine neue Vorschrift jagt gerade die nächste. Meinen Pflegekräften vor Ort geht es nicht anders. Ich habe angesichts der bürokratischen Widrigkeiten höchsten Respekt vor ihrer Leistung und ihrer professionellen und würdevollen Arbeit“, erklärt Gaby Schröder.
Über das Alexander-Stift
Das Alexander-Stift ist ein moderner Anbieter im Bereich Altenhilfe mit über 22 Standorten in sechs Landkreisen. Als Tochterunternehmen der Diakonie Stetten e.V. liegt es uns am Herzen, dass unsere Bewohner ihr Leben so angenehm und würdevoll wie möglich weiterführen und gestalten können. In unseren kleinen Gemeindepflegehäusern und Seniorenzentren schaffen wir eine familiäre Atmosphäre, in denen wir Geborgenheit vermitteln und individuell auf unsere Bewohner*innen eingehen. Dabei reicht unser Angebot von stationärer Dauerpflege über Kurzzeitpflege bis hin zu Tagespflege. In der Pflege und Betreuung orientieren wir uns am Hausgemeinschaftsmodell und bieten kompetente Betreuung für Menschen mit Demenz und in Palliativsituationen an.
Weitere Informationen zum Alexander-Stift unter www.alexander-stift.de