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Pferdehof feiert 50-jähriges Jubiläum mit Hoffest - Therapeutisches Reiten nach wie vor wertvolle Bereicherung

Kernen-Stetten, 22. Juli 2024 – Noch ein Jubiläum im Jubiläumsjahr der Diakonie Stetten: Der Pferdehof der Remstal Werkstätten feiert am Samstag, 27. Juli 2024 ab 16 Uhr sein 50-jähriges Bestehen. Bei dem Hoffest sorgen ein Foodtruck und die Band „carlstone“ für gute Stimmung. Das Therapeutische Reiten hat sich in den vergangenen 50 Jahren nach und nach professionalisiert und spielt immer noch eine wichtige Rolle bei den vielfältigen Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen.

Im Jahr 1974 richtete Gustl Pflugfelder die Reittherapie ein. Dafür standen ein 300 Quadratmeter großer Kuhstall auf dem Schlossberg und sechs Pferde zur Verfügung. In einem Konzept für den Ausbau des Angebots, das er dem damaligen Anstaltsleiter Peter Schlaich unterbreitete, empfahl Gustl Pflugfelder eine 15-minütige Therapie zweimal in der Woche für jeden Patienten. Nach seinen Ausführungen war einiges Personal nötig: Ein zum Reittherapeuten ausgebildeter Mitarbeiter, ein Heilpädagoge, geschulte Menschen mit Behinderungen oder Mitarbeiterkinder als Hilfspersonen und für die Betreuung und Pflege der Tiere eine weitere Person. Dieter Ludwig, der erste Leiter der Reittherapie, prägte diese und entwickelte sie in jahrzehntelanger Arbeit weiter. 

„In der Vergangenheit waren auf dem Pferdehof immer unterschiedliche Fachkräfte angestellt. Von Beginn an war beim Therapeutischen Reiten ein ganzheitlicher Ansatz wichtig. Zwar steht bei den einen Klienten eher die Pädagogik im Vordergrund und bei den anderen eher der Körper. Aber wichtig ist, dass beides bei der Therapie berücksichtigt wird“, erzählt Mariann Clemenz, Fachkraft für pferdgestützte Pädagogik und Mitarbeiterin auf dem Pferdehof. Heute betreut der Pferdehof am Schlossberg rund 70 Klientinnen und Klienten in einer Altersspanne zwischen vier bis 80 Jahren. Daneben unterstützen mehrere Ehrenamtliche regelmäßig bei den anfallenden Arbeiten auf dem Hof. „Wenn man das Tor hier hinter sich schließt, dann kommt man in eine eigene Welt, die viele in ihren Bann zieht. Es riecht hier anders, als bei anderen Therapieangeboten und jeder kann überall mitanpacken“, erzählt Hippotherapeutin Maren Gehrmann. Es sei wie eine große Familie, die trotzdem offen sei für alle. „Am Anfang wurde viel ausprobiert, aber im Laufe der Jahre hat sich das Therapeutische Reiten professionalisiert. Man hat gemerkt, wie wertvoll die Pferde sind und dass sie gut versorgt werden müssen“, so Maren Gehrmann. Ein Therapiepferd ist sein Leben lang jeden Tag immer wieder im Einsatz. Daher muss es physisch und psychisch zunächst einmal ausgebildet werden und diese Ausbildung kostet viel Zeit. Zudem muss ein Therapiepferd ganz bestimmte Eigenschaften mit sich bringen: Es muss eher ruhig und Menschen gegenüber aufgeschlossen sein.

Maren Gehrmann und ihre Kollegin Mariann Clemenz beobachten vielfältige Verbesserungen nach den Therapiestunden bei ihren Klientinnen und Klienten. „Für viele ist es ein ganz besonderes Gefühl auf dem Pferd mit anderen auf Augenhöhe zu sein und von ihrer Umgebung anders wahrgenommen zu werden als im Alltag. Die gleichförmigen Bewegungen der Pferde beruhigen und trainieren die Muskulatur“, erklärt Mariann Clemenz. Während die Mitarbeitenden früher die Klientinnen und Klienten selbst aufs Pferd hieven mussten, gibt es inzwischen moderne Lifter, mit denen sie sanft wieder in den Rollstuhl gesetzt werden können. Überhaupt hat sich im Laufe der 50 Jahre viel weiterentwickelt: Die Mitarbeitenden nehmen regelmäßig an Fortbildungen beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten teil, es gibt eine Rampe, Kontakt zu anderen Reitställen und die Pferde werden professionell geschult. „Der Begriff ´Therapeutisches Reiten´ ist nicht geschützt und viele Reitställe bieten Reittherapie an. Aber so wie wir es anbieten für Menschen mit schweren und Mehrfachbehinderungen gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten in unserer Region“, so Mariann Clemenz.

Martin Frädrich vom Förderverein Pferdehof am Schlossberg sagt: „Unser Förderverein freut sich ganz besonders über das Jubiläum und dass sich hier ein großartiges Zentrum für das Therapeutische Reiten etabliert hat. Auf dem Pferdehof erfahren täglich so viele Menschen, wie wohltuend und hilfreich der Kontakt zu Pferden sein kann. Wir freuen uns auch deshalb, weil wir wissen, dass dieses Jubiläum keine Selbstverständlichkeit ist. Bei der Gründung unseres Fördervereins vor zweieinhalb Jahren bedrohten die hohen Kosten den Fortbestand. Heute sind wir stolz darauf, dass der Förderverein seinen Teil zur Erfolgsstory beitragen kann“.

Das Hoffest zum 50-jährigen Jubiläum findet am Samstag, 27. Juli ab 16 Uhr statt.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Es gibt einen Foodtruck und Musik. 

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