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Mit Interesse und Eigeninitiative zu mehr Selbständigkeit - Eine Lebensgeschichte zum Welt-Down-Syndrom-Tag

Stuttgart-Rot, 18. März 2024 – Am 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag, an dem Menschen mit Down-Syndrom weltweit im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Theresa Müller* wohnt seit vier Jahren in einer Wohngemeinschaft der Diakonie Stetten in Stuttgart-Rot. Für die Frau mit Down-Syndrom war der Umzug vom elterlichen Zuhause zunächst nicht ganz freiwillig, aber heute ist sie froh, dass sie diesen Schritt gewagt hat. Die 34-Jährige merkt selbst, dass sie immer selbständiger wird und sie hat ein großes Ziel vor Augen: Sie will irgendwann mit ihrem Verlobten in eine eigene Wohnung ziehen.

„Ich habe es mir schon gewünscht irgendwann auszuziehen und ich habe es in den letzten Jahren auch nicht bereut. Trotzdem sind in meinem Kopf immer noch die vielen Erinnerungen von zuhause und meinen Eltern. Das macht mich oft traurig“, sagt Theresa Müller. Vor vier Jahren zog sie vom Elternhaus in Stuttgart-Degerloch in eine der neu gebauten Wohnungen in einem Quartier in Stuttgart-Rot. Dort gibt es insgesamt drei Wohngemeinschaften in denen Menschen mit Behinderungen von Mitarbeitenden der Diakonie Stetten in ihrem Alltag begleitet und unterstützt werden. „Wenn die Betreuer da sind, dann geht für mich die Sonne auf“, lacht die aufgeweckte junge Frau. „Sie sind immer für mich da und ich kann zu ihnen kommen“.

Theresa Müllers Schwester und ihre Cousine setzten sich nach dem Tod der Mutter dafür ein, dass sie schnell einen Wohnplatz in einer Wohngemeinschaft bekam. „Unsere Mutter ist 2018 gestorben. Sie war immer die erste Bezugsperson von meiner Schwester und hat alles mit ihr zusammen organisiert. Mein Vater hat das alleine nicht geschafft. Ihm hat hier einfach die Routine gefehlt“, erzählt Julia Müller*, die Schwester von Theresa Müller. Sie lebt mit ihrer Familie in München und kann daher im Alltag nicht da sein. Die Cousine unternimmt jedoch viel mit Theresa Müller. „Meine Cousine geht mit mir in die Stadt oder zum Schwimmen und ich kann sie auch immer anrufen“, sagt die 34-Jährige, die in einer Werkstatt der Lebenshilfe in Stuttgart-Vaihingen arbeitet. Dorthin fährt sie täglich selbständig mit der U-Bahn. Ihr Lebensgefährte arbeitet in derselben Gruppe. „Wir arbeiten beide in der Metallgruppe und es ist so schön, wenn wir uns immer bei der Arbeit sehen“, schwärmt sie.

Überhaupt unternimmt Theresa Müller bereits viel selbständig und es kommen immer weitere Alltagsaufgaben hinzu. „Zuhause hat meine Mutter ihr immer viel abgenommen. Sie musste weder putzen, noch einkaufen oder Wäsche waschen. Es ist gut, dass sie das jetzt gelernt hat. Ich finde es schön, dass meine Schwester an Selbständigkeit gewonnen hat und manchmal bin ich sogar richtig überrascht, was sie alles hinkriegt“, sagt Julia Müller, die sich auch vorstellen kann, dass ihre Schwester bald einmal alleine mit dem Zug nach München kommt. In ihrer Freizeit trifft sich Theresa Müller gerne mit Freunden in der Stadt oder verbringt Zeit mit ihrem Verlobten. Zudem gehört die Kunst zu ihren Hobbys: „Ich zeichne in einer Kunstgruppe und ich tanze auch gerne“. Zu ihren Lieblingsaufgaben im Haushalt gehören Einkaufen und auch Putzen. „Früher haben diese Aufgaben meine Eltern übernommen. Inzwischen putze ich eigentlich ganz gerne – aber nur im Haushalt“, lacht sie.

Anna Huser ist Mitarbeiterin im Wohnhaus der Diakonie Stetten und freut sich, dass Theresa Müller sich wohl fühlt und immer selbständiger wird: „Theresa hat sich sehr schnell für alle möglichen Aufgaben interessiert und immer wieder nachgefragt, wie was funktioniert. Sie ist immer offen dafür, Neues zu lernen. Mit einem Wochenplaner strukturieren wir die Aufgaben im Haushalt. Dann weiß sie, dass z. B. immer dienstags und samstags eingekauft und montags und donnerstags der Müll rausgebracht werden muss.“ So hätte die WG-Bewohnerin, die mit einer weiteren Frau mit erhöhtem Unterstützungsbedarf, zusammenwohnt, schnell Eigenverantwortung übernommen. „Wir machen täglich Wohntraining und versuchen, die bestehenden Fähigkeiten weiter zu stärken. Es gibt Tätigkeiten, die wir Mitarbeiter noch abnehmen, aber nach und nach geben wir diese an die Bewohner ab“, so Anna Huser. Insgesamt wohnen elf Klienten hier und es gibt auch die Möglichkeit innerhalb des Hauses umzuziehen, wenn es mal nicht mehr passt. „In der ersten WG hat es bei mir nicht so gepasst, aber hier fühle ich mich wohl“, erzählt Theresa Müller, die viel daran arbeitet ihr „Leben im Griff zu haben“. Ihr Ziel ist es, ihren „Verlobten zu heiraten und irgendwann einmal mit ihm zusammenzuziehen“.

*Nachname von der Redaktion geändert
 

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