Zum Teil seit ihrer Kindheit haben die Menschen mit Behinderung auf dem Zentralgelände der Diakonie Stetten gelebt. Der Umzug in das neue Wohnhaus in der Holzwiesenstraße ist für sie ein großer Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung und Inklusion. Zum Beispiel für ‚die Bären‘. So hieß eine Wohngruppe im Schloss in Stetten, deren Bewohner gemeinsam erwachsen geworden sind. ‚Die Bären‘ nennen sie sich noch heute. Im November sind vier der ‚Bären‘ gemeinsam nach Plattenhardt gezogen. Der Umzug ist eine Herausforderung für die Menschen mit Behinderung und eine große Chance.

Das moderne Haus in der Holzwiesenstraße bietet Platz für 16 Menschen mit Behinderung. Im Erdgeschoss und dem ersten Stock leben jeweils sechs Menschen mit größerem Unterstützungsbedarf in zwei Wohngemeinschaften. Im Obergeschoss befinden sich vier Einzelapartments für Menschen, die Ihren Alltag etwas selbstständiger bewältigen können. Die zentrale Lage des neuen Hauses und die kleinen modernen Wohneinheiten bedeuten eine große Veränderung hin zu mehr Inklusion und Selbstständigkeit. In den Wohngruppen im Stettener Schloss wurde das Essen geliefert, die Wäsche gewaschen und es teilten sich bis zu acht Menschen ein Bad. Im neuen Wohnhaus gibt es in den Wohngemeinschaften je ein Bad für zwei Bewohner und die Menschen mit Behinderung versorgen sich, unterstützt von Mitarbeitenden der Diakonie Stetten, so weit wie möglich selbst. Dadurch ist für die Bewohner mehr Spontanität, mehr Selbstbestimmung und Normalität möglich. „Wenn z.B. jemand den Wunsch hat, ich möchte heute gerne Rührei essen‘ und es fehlen Eier, dann können wir es hier in der Regel organisieren, spontan einkaufen zu gehen und gemeinsam zu kochen“, erklärt Heilpädagoge Daniel Kiesel, der die Bewohner im Alltag unterstützt. Dabei hilft die zentrale Lage in der Holzwiesenstraße, in der Supermärkte gut zu Fuß zu erreichen sind. Zugleich sind die Menschen mit Behinderung hier Teil der Nachbarschaft. Das Wohnhaus der Diakonie ist in der Holzwiesenstraße ein Haus von vielen. „Wir sind freundlich und neugierig aufgenommen worden in der Nachbarschaft“, freut sich Lena Jenny, Wohnverbundleiterin Filderstadt der Diakonie Stetten „wir wollen ganz niederschwellig offen sein für die Nachbarschaft und Kontakt ermöglichen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Auch das ist ein Teil von Inklusion, dass Menschen mit Behinderung im Alltag sichtbar sind und einfach dazugehören.“

Nach gut zwei Monaten sind die neuen Bewohner angekommen in Plattenhardt. Der Abschied aus Stetten war für alle sehr aufregend und zum Teil auch mit Abschiedsschmerz verbunden. Viele haben Jahrzehntelang in Stetten gelebt und sich wohlgefühlt. Der Neuanfang in Plattenhardt ist Umstellung und Chance zugleich. „Ein Klient hat mir vor Kurzem gesagt ‚jetzt bin ich erwachsen‘ – das bringt es auf den Punkt“ erzählt Lena Jenny, „die Bewohner mit Behinderung können hier mehr Verantwortung für ihren Alltag übernehmen, mehr Wünsche äußern und das neue Wohnhaus mitgestalten.“

Ein Fest zur Eröffnung musste pandemiebedingt ausfallen, die Mitarbeitenden und Bewohner der Holzwiesenstraße freuen sich dennoch über den guten Start in Plattenhardt und auf viele Feste in der Zukunft.

Hintergrund:

Das neue Wohnhaus in der Holzwiesenstraße ist ein Baustein im Dezentralisierungprozess der Diakonie-Stetten. Ziel ist es, inklusive Wohnangebote für Menschen mit Behinderungen in Gemeinden zu schaffen und so mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. In Filderstadt-Plattenhardt betreibt die Diakonie Stetten in der Griebenäckerstraße ein weiteres barrierefreies Wohnhaus mit 24 Wohnplätzen und eine Apartmentanlage mit 12 Wohnplätzen. Im Landkreis Esslingen gibt es zudem zentral in Esslingen zwei weitere Wohnhäuser der Diakonie Stetten mit insgesamt 48 Wohnplätzen. Darüber hinaus begleitet die Diakonie Stetten, die ihren Hauptsitz in Kernen-Stetten im Remstal hat, im Landkreis Esslingen auch Menschen mit Behinderung im „Ambulant betreuten Wohnen“.