Über diese Entscheidung hat der Vorstand der Diakonie Stetten Sozialdezernentin Katharina Kiewel, Sozialdezernent Rudolf Dangelmayr und Bürgermeister Simon Schmid informiert. Die ersten Planungen für ein neues Wohn- und Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche mit Behinderung gehen bereits auf das Jahr 2014 zurück. Seinerzeit hatte die Sozialverwaltung des Landkreises Esslingen die Diakonie Stetten angefragt, ob sie angesichts des dringenden Bedarfs betroffener Familien bereit wäre, ein solches Angebot aufzubauen. Seither hatten die Projektverantwortlichen der Diakonie Stetten das Vorhaben trotz erheblicher Hindernisse mit viel Einsatz vorangetrieben und eigens ein spezialisiertes Architektenbüro für die Projektentwicklung hinzugezogen.

Die Realisierung der schon sehr weit fortgeschrittenen Planungen am Standort Plochingen scheiterte im Jahr 2018 an der fehlenden Zustimmung des dortigen Gemeinderats im Zusammenhang mit Einsprüchen aus der Nachbarschaft des avisierten Grundstücks. Die daraufhin von der Diakonie Stetten überarbeiteten Pläne ließen sich ebenfalls nicht verwirklichen. Ein von der Stadt angebotenes Ersatzgrundstück im Stadtteil Stumpenhof erwies sich als nicht geeignet. Die bis dahin aufgelaufenen erheblichen Planungskosten musste die Diakonie Stetten alleine tragen.

Auf der Suche nach einem Ersatzstandort wurde die Diakonie Stetten letztendlich in Baltmannsweiler fündig und konnte dort ein geeignetes Grundstück erwerben. Nachdem auch der Nachbarlandkreis Göppingen Interesse an einer Beteiligung signalisierte, schienen die Weichen gestellt, um das Projekt doch noch realisieren zu können. Im Frühjahr 2022 hatte die Diakonie Stetten nach ausführlichen Vorgesprächen mit den Sozialverwaltungen der beiden Landkreise entschieden, in die Detailplanung für das Bauvorhaben in der Schurwaldgemeinde einzusteigen.

Konkret geplant war ein neues Wohnhaus für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung mit 18 Wohnplätzen und sechs Kurzzeitbetreuungsplätzen. Die Kurzzeitbetreuung ist ein Angebot zur tage- oder wochenweisen Betreuung von Menschen mit Behinderung, die zuhause in ihren Familien leben. Die Gemeinde Baltmannsweiler hatte zudem Interesse signalisiert, auch eine neue Kindertagesstätte in dem Gebäude unterzubringen und eigens dafür eingeplante Räume anzumieten.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, das Projekt nicht umzusetzen, waren letztlich die enormen Kostensteigerungen sowohl für den Bau und die notwendige Baufinanzierung angesichts gestiegener Zinsen, als auch für den zukünftigen Betrieb des Hauses. Eine kostendeckende Refinanzierung dieses besonderen Wohnangebots war vor dem Hintergrund dieser Kostensteigerungen für die Diakonie Stetten nicht erkennbar. Das Restrisiko für mögliche Finanzierungslücken hätte die Diakonie Stetten zu tragen gehabt.

Pfarrer Rainer Hinzen, der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten nimmt zur getroffenen Entscheidung Stellung: „Wir bedauern zutiefst, dass das allseits gewünschte Projekt nun in dieser Form nicht umgesetzt werden kann. Über die ganzen Jahre hinweg war es ein echtes Herzensanliegen von uns, ein bedarfsgerechtes Angebot zur Entlastung der betroffenen Familien zu schaffen, das wir mit viel Einsatz verfolgt haben. Aus heutiger Sicht ist es extrem bitter, dass die ersten Planungen seinerzeit nicht umgesetzt werden konnten, sonst gäbe es das Haus schon. Aufgrund der weltweiten Krisen und ihren Folgen, insbesondere für die Bauwirtschaft, können viele wünschenswerte und dringende Projekte derzeit nicht mehr umgesetzt werden. Auch bei uns in der Diakonie Stetten ist das leider so.

Als gemeinnütziger Träger mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten müssen wir in der gegenwärtigen Situation sämtliche in Planung befindlichen Bauvorhaben auf den Prüfstand stellen. Unser Fokus liegt dabei vor allem auf dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen an unseren bestehenden Standorten. Das Neubau-Projekt in Baltmannsweiler, das sich noch im Planungsstadium befindet und bei dem wir bislang noch keine vertraglichen Verpflichtungen eingegangen sind müssen wir angesichts der explodierenden Baukosten und der aktuellen Refinanzierungssystematik jedoch leider beenden.

Für die betroffenen Familien, die dringend auf ein Entlastungs-Angebot warten ist das aber leider kein Trost. Deshalb haben wir uns die Entscheidung nicht leichtgemacht. Durch die Landkreise Esslingen und Göppingen sowie die Gemeinde Baltmannsweiler wurde das Projekt immer engagiert verfolgt und zielgerichtet unterstützt. Die Sozialverwaltungen der Kreise haben erklärt, das Vorhaben neu zu denken und alternative Lösungen zu erarbeiten.“