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Liebe in Zeiten von Corona

Der aktuelle Jahresbericht 2019/2020 der Diakonie Stetten ist druckfrisch erschienen und beinhaltet neben den allgemeinen Entwicklungen viele Geschichten und Themen zur Corona-Krise. So z. B. auch eine Reportage über Jessi Fischer* und Andi Sojka, die seit fast zwei Jahren ein Liebespaar sind und sich aufgrund der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen nicht sehen und keine Zeit miteinander verbringen konnten. Erst seit den Lockerungen dürfen sie sich mit Abstand und im Freien wieder treffen.

Andi Sojka sitzt an einem schönen Sommerabend im Garten des F.C. Bauer Hauses der Diakonie Stetten in Fellbach und schaut sich lächelnd das Foto seiner Freundin Jessi Fischer an. „Wegen des blöden Virus konnten wir uns so lange nicht sehen“, sagt der 29-Jährige, der in den Remstal Werkstätten in Stetten am liebsten am Montagesystem arbeitet. „Ich habe Jessi sehr vermisst und auch mal geweint. Dann habe ich mir immer ihr Foto angeschaut“, erzählt er. Eigentlich verbringen die beiden in ihrer Freizeit viel Zeit miteinander. Jessi Fischer wohnt im selben Ort in einer Wohngruppe des Ambulant Betreuten Wohnens und auf Nachfrage hört sie gar nicht mehr auf, von den vielen gemeinsamen Erlebnissen mit Andi zu erzählen. Ob zusammen feiern, tanzen, Spaziergänge machen oder in die Stadt nach Stuttgart gehen: Das Paar mit Down-Syndrom verbrachte vor der Coronazeit viele Stunden miteinander und die Beiden leben ihre Beziehung weitestgehend selbständig. Sie fahren zu zweit alleine nach Stuttgart oder gehen gemeinsam zu Konzerten, ins Fußballstadion oder zu Veranstaltungen. Zudem ergänzen sie sich gegenseitig bestens im Alltag, denn Jessi Fischer kann sich sprachlich sehr gut ausdrücken und Andi Sojka gibt seiner Partnerin viel Liebe und Geborgenheit. Kennengelernt haben sie sich in derselben Wohngruppe, doch die 28-Jährige ist dann in eine Wohngruppe des Ambulant Betreuten Wohnens umgezogen. „Wir gehen immer zusammen zum Fasching, auf das Volksfest oder in die Stadt nach Stuttgart. Außerdem schauen wir gerne zusammen fern oder spielen Spiele. Ich bin so verliebt in Andi“, sagt Jessi Fischer und strahlt dabei über beide Ohren. Als sie von ihm erzählt, betrachtet sie sehnsüchtig ein Herz, das ihr Partner für sie gemacht hat. „Wir haben uns auch gegenseitig Briefe geschickt und ich habe mal was für Andi gebastelt“, sagt Jessi Fischer, die in der Handweberei der Remstal Werkstätten arbeitet.  Vor der Coronazeit hätten die beiden immer zusammen getanzt und ihr Freund könne sehr gut tanzen. „Ich flirte gerne mit Andi und er massiert mich immer so toll“, kichert sie und man merkt ihr an, wie glücklich sie in ihrer Beziehung mit ihrem Partner ist. 

Der Alltag der Beiden wurde während der Hochphase der Coronazeit völlig auf den Kopf gestellt: Beide arbeiten in den Remstal Werkstätten, doch diese wurden im März aufgrund der Pandemie geschlossen. Sie verbrachten die meiste Zeit in der Wohngruppe und beschäftigten sich den Tag über mit Haushalt, Spielen, Gesprächen oder Fernsehen. Manchmal gingen sie zusammen mit den Mitarbeitenden der Diakonie Stetten auch einkaufen oder unternahmen Spaziergänge. „Andi hat sich von Anfang an sehr gut an die Abstandsregeln gehalten und auch immer selbständig gleich die Maske aufgesetzt“, sagt Heilerziehungsassistentin Tanja Merkle. Für sie und ihre Kollegen war es in der Wohngruppe stets ein Thema, dass Andi Sojka zur Risikogruppe gehört. „Ich habe einen Herzfehler und einen Herzschrittmacher“, erzählt er. Auch deshalb halten Jessi Fischer und Andi Sojka bei ihren Treffen im Freien immer noch Abstand. Sie unternehmen gemeinsame Spaziergänge, essen zusammen ein Eis im Garten der Wohnhäuser oder spielen Spiele. „Es ist immer ein Mitarbeiter dabei, denn es ist wichtig, dass die Abstandsregeln eingehalten werden. Die Beiden machen das sehr gut und wir Mitarbeiter halten uns dezent im Hintergrund“, erklärt Tanja Merkle.

Jessi Fischer und Andi Sojka freuen sich sehr darauf, wenn sie sich auch wieder in den Arm nehmen dürfen. „Das fehlt mir sehr und ich freue mich schon darauf, Jessi einen Kuss geben zu können“, sagt Andi Sojka und sie betont: „Ich freue mich, wenn Andi wieder seine Massage macht und wir wieder zusammen tanzen können“. Außerdem denkt die junge Frau auch immer mal ans Heiraten. „Andi macht mir immer einen Heiratsantrag. Eine meiner Freundinnen hat auch einen Freund und sie wollen auch mal heiraten. Vielleicht könnten wir ja dann eine Doppelhochzeit feiern“. Einer möglichen Hochzeit, steht die Corona-Pandemie zumindest erst mal nicht mehr im Weg. Feiern mit mehreren Personen, sind inzwischen wieder erlaubt.

*Nachname von der Redaktion geändert

Information:

Der Jahresbericht informiert über wichtige Ereignisse, Themen, Projekte und Zahlen aus den einzelnen Geschäftsbereichen und Gesellschaften: neue Wohnprojekte, neue Wege hin zu mehr Selbstbestimmung und Teilhabe, neue Ausbildungskonzepte, neue Formen der Zusammenarbeit und einiges mehr. Wie zu erwarten spielt die Corona-Krise im aktuellen Bericht eine wichtige Rolle. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird beleuchtet, welche Erfahrungen die Menschen in der Diakonie Stetten im Umgang mit der Krise bisher gemacht haben. Der Jahresbericht liegt an verschiedenen Stellen in der Diakonie Stetten aus und kann an der Information im Landenbergerhaus in Stetten mitgenommen werden.

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