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Kinder entfalten ihre künstlerischen Fähigkeiten
Die Offenen Hilfen der Diakonie Stetten kooperieren seit Oktober erstmals mit dem Jungen Ensemble Stuttgart (JES). Insgesamt zwölf Kinder mit und ohne Behinderungen erarbeiten gemeinsam unter der Spielleitung von Theaterpädagoge Paul-Maurice Röwert und Heilerziehungspflegerin Katharina Kaeuffer ein inklusives Theaterstück zum Thema „Familienmenschen“. Die Zusammenarbeit wird von der Stadt Stuttgart unterstützt. Die Premiere des Stückes findet am 15. Februar um 17 Uhr statt.
Punkt 17 Uhr geht die Tür zum Proberaum im JES auf und herein stürmen zwölf Kinder mit und ohne Behinderungen im Alter zwischen neun und 15 Jahren, die sich auf einen spannenden Theaternachmittag freuen. Seit Oktober entwickeln sie nun schon jeden Donnerstag gemeinsam ein Theaterstück und bringen ihre Ideen zum Thema Familie ein. „Wir hatten letztes Jahr ein inklusives Tanzprojekt bei den Offenen Hilfen und weil dieses so gut ankam, haben wir verschiedene Theater angeschrieben, ob sie bei einem inklusiven Theaterprojekt mitmachen würden. Daraufhin hat sich gleich das JES gemeldet“, erzählt Heilerziehungspflegerin Katharina Kaeuffer von den Offenen Hilfen der Diakonie Stetten. „Wir entwickeln das Theaterstück komplett selbst. Uns ist wichtig, dass die Kinder ihre eigenen Ideen und Erfahrungen einbringen können. Am Anfang sollten die Kinder Gegenstände zu ihren Familien mitbringen und da kamen die unterschiedlichsten Dinge zusammen, wie z. B. besondere Teller, ein Teddybär oder auch Spaghetti“, erklärt Paul-Maurice Röwert. Der Theaterpädagoge bündelt anschließend die Geschichten, die die Kinder aus den unterschiedlichsten kulturellen und familiären Hintergründen mitgebracht haben, und schreibt gemeinsam mit der Dramaturgin und den Praktikanten am JES ein abwechslungsreiches Theaterstück.
„Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Kindern zu experimentieren und zu lernen. Jeder bringt seine individuellen Fähigkeiten ein und wächst über sich hinaus“. Katharina Kaeuffer und Paul-Maurice Röwert beobachten beide eine „unheimlich tolle Gruppendynamik und Hilfsbereitschaft untereinander“. So gab es anfangs zwar eine kurze Unsicherheit von den Kindern ohne Behinderungen, welche Hilfe sie anbieten können, doch das hat sich schnell erledigt. „David, ein Junge mit Behinderung, ist gleich zu allen hin und hat sie begrüßt und dann war das Eis gebrochen“, sagt Katharina Kaeuffer. Die Kinder würden ganz selbständig aufeinander zugehen und vieles alleine regeln.
Trinidad ist 13 Jahre alt und sie liebt das Theaterspielen: „Meine Freundin und ich kennen das JES schon seit unserer Kindheit und wir haben uns gleich hier angemeldet, als wir gesehen haben, dass es so eine Theatergruppe geben wird“. Die Waldorfschülerin hatte im Gegensatz zu ihrer Freundin, die auf die inklusive Torwiesenschule der Diakonie Stetten geht, bislang „noch nicht so viel Kontakt zu Kindern mit Behinderungen“. Umso besser findet sie es, gemeinsam zu proben. „Am Anfang musste man sich schon kurz daran gewöhnen, aber jetzt finde ich es toll. Es ist ganz normal“, und sie erzählt begeistert von den bunten Punkten, die sie sich auf die Nase und die Augen geklebt hat. „Meine Nase habe ich von meiner Mama, also habe ich einen gelben Punkt darauf geklebt. Meine Augen habe ich von meinem Papa, deshalb habe ich einen blauen Punkt darauf geklebt“.
Jonas nimmt regelmäßig an den Angeboten der Offenen Hilfen teil und hat bereits beim inklusiven Tanzprojekt mitgemacht. „Theaterspielen ist wie Fußballspielen auch ein Hobby und ich finde es toll“, erzählt der Neunjährige. Seine Mutter ist begeistert vom inklusiven Theaterprojekt und sie findet es gut, wie schnell die Gruppe zusammengewachsen ist: „Jonas hat hier richtig viel Spaß. Es entspricht seinem Naturell und seinen Neigungen. Das Theaterspielen mit den anderen Kindern steigert sein Selbstwertgefühl und er kommt immer ganz glücklich hier raus“. Sie hofft, dass das Projekt weitergeführt wird.
Inzwischen ist das Theaterstück weit fortgeschritten. In insgesamt zwölf Szenen werden die Kinder darstellen, was Familie alles sein kann, welche Rituale es gibt und was ihre Familie besonders macht. An diesem Donnerstag beginnt die 90minütige Probe wie immer mit einer lockeren Aufwärmrunde. Dann geht das Licht aus und die Kinder erforschen in Kleingruppen mit einer Taschenlampe die verschiedenen Objekte im Museum der „Familienmenschen“. Es ertönt eine ruhige, geheimnisvolle Klaviermusik. Alejandro und Marla gehen in langsamen Schritten aufeinander zu und spiegeln exakt die Bewegungen ihres Gegenübers wieder. „Die zwei machen das so krass. Das gibt richtig Gänsehaut“, sagt der 15-jährige Kaspar und freut sich jetzt schon auf die Aufführung dieser Szene vor Publikum.
Information:
Die Premiere des inklusiven Theaterstückes „Familienmenschen“ für Zuschauerinnen und Zuschauer ab sechs Jahren findet am Samstag, 15.02.2020 um 17 Uhr im JES statt. Eine weitere Vorstellung ist am Sonntag, 16.02.2020 um 17 Uhr. Die Vorstellungen sind fast ausverkauft.