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Schönes Miteinander - Julia Bohland engagiert sich ehrenamtlich
Kernen-Stetten/Esslingen, 4. April 2024 – Seit Julia Bohland im Herbst 2020 erfolgreich den Kurs zur Inklusionsbegleiterin absolviert hat, engagiert sie sich ehrenamtlich in der Diakonie Stetten. Inzwischen besucht sie jede Woche die fünfjährige Malak, die in der Kindergruppe im Wildermuthhaus lebt. Zwischen der 38-Jährigen und dem Mädchen mit Behinderungen hat sich inzwischen eine ganz besonders liebevolle Beziehung entwickelt und beide profitieren gleichermaßen von den regelmäßigen Begegnungen.
„Vor ein paar Jahren habe ich mir eine Auszeit von meiner Arbeit genommen und Gott die Frage gestellt `Was willst du mit meinem Leben anfangen?` Ich habe dann in mir drin eine Berufung verspürt. Ich wollte anderen Menschen, die beeinträchtigt sind, zeigen, dass Gott sie liebhat“, erzählt Julia Bohland, die selbst von Geburt an eine körperliche Beeinträchtigung hat. Die Esslingerin engagiert sich bereits seit vielen Jahren beim CVJM ehrenamtlich neben ihrer Tätigkeit bei der Stadtverwaltung Esslingen. „Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass es noch mehr geben muss“, sagt Julia Bohland. Sie suchte während der Corona-Pandemie im Internet nach Möglichkeiten, sich ehrenamtlich einzubringen und stieß auf den Inklusionsbegleiterkurs „Zamma“ in Schorndorf. „Das war eine sehr nette Gruppe und ich fand den Kurs richtig gut aufgebaut. Ich habe viele Neues dazugelernt und der Austausch mit den anderen war sehr schön. Es wurden so viele verschiedene Aspekte angesprochen“, so Julia Bohland. Sie fand gut, dass ihr nach dem Fortbildungskurs Möglichkeiten aufgezeigt wurden, wie sie sich einbringen kann. „Ich musste nicht erst selbst wieder zu suchen anfangen, sondern bekam Vorschläge von der Diakonie Stetten“, erzählt sie und entschied sich zunächst bei einem Tischtennisangebot ehrenamtlich zu unterstützen. „Hier bin ich immer noch dabei. Zusätzlich hatte ich nach einer Weile noch den Wunsch, es mit einer Einzelbegleitung zu probieren“. Dabei war für sie wichtig, „dass es jemand ist, der nicht schnell wegrennen kann“, da sie selbst „körperlich beeinträchtigt“ ist.
Seit Juni kommt Julia Bohland jeden Montag in die Kindergruppe der Diakonie Stetten und verbringt Zeit mit Malak. Sie schaut mit ihr Bücher an, singt mit ihr, geht mit ihr in den Park oder ist mit ihr im Snoezelenraum, einem Raum mit Licht und Musik für die sensorische Stimulation. „Malak hat das Down-Syndrom und einen Herzfehler. Da sie nicht sprechen kann, ist für sie Körperkontakt sehr wichtig und der tut uns beiden gut“, sagt Julia Bohland. Anfangs hatte sie es sich aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht so recht getraut, Malak aus dem Rollstuhl zu heben, doch die Fünfjährige zeigte ihr immer deutlicher, dass sie Körperkontakt will. Die Mitarbeitenden erklärten ihr, wie sie Malak am besten aus dem Rollstuhl heben kann. „Sie streckt immer ihre Hände aus und will auf meinen Schoß. Das ist ihr Ventil Kontakt aufzunehmen. Damit kann ich ihr etwas geben und sie schenkt mir etwas“, sagt Julia Bohland und beide genießen sichtlich die Nähe.
Auch wenn es für Julia Bohland nicht ganz einfach ist, den Rollstuhl zu schieben, verbringt sie die Zeit mit Malak am liebsten im Schlosspark. Sie pflückt für sie Gänseblümchen, singt ihr vor und sitzt mit ihr einfach auf der Parkbank und redet mit ihr. Für die Ehrenamtliche sind die Nachmittage mit Malak „Erlebnisse“, die sie „nicht mehr missen möchte“. „Es ist einfach ein schönes Miteinander mit Malak. Ich genieße es, dass sie von mir Nähe möchte, denn ich merke, dass mir das im Alltag oft selbst fehlt, da ich alleine lebe“. Daneben freut sich die Verwaltungsfachangestellte, wenn sie zu den Feiern in der Diakonie Stetten eingeladen wird und sich mit anderen Ehrenamtlichen bei Treffen austauschen kann.
Julia Bohland hat in einer schwierigen Phase ihres Lebens durch das Ehrenamt wieder selbst Zuversicht gewonnen und gemerkt, dass sie „anderen Menschen eine Hilfe sein kann“. Sie fühlt sich seither selbst dankbarer und hat gelernt, sich selbst auszuprobieren. „Ich traue mir immer mehr zu, natürlich immer so, dass ich Malak nicht gefährde“, sagt sie. Ein wenig bereitet ihr noch Sorgen, wie sie das Mädchen irgendwann aus dem Rollstuhl bekommt, wenn diese größer und schwerer geworden ist. „Bei meinem Ehrenamt hat sich irgendwie alles gefügt und auch hier wird sich eine Lösung finden“.
Information:
Wer Interesse hat, sich ehrenamtlich bei der Diakonie Stetten zu engagieren, erhält nähere Informationen von Ehrenamtskoordinatorin Carina Gwinner carina.gwinner@diakonie-stetten.de oder Telefon: 07151 940-2775
Daneben bietet die Diakonie Stetten in Kooperation mit dem regionalen Inklusions-Netzwerk „ZAMMA“ zweimal im Jahr Inklusionsbegleiterkurse an. Weitere Informationen zum Ehrenamt in der Diakonie Stetten oder den Fortbildungsangeboten unter: https://ehrenamt.diakonie-stetten.de und www.zamma-die-inklusionsbegleiter.de