Waiblingen. „Jetzt ist die beste Zeit“ – die Abschlussfeier hätte unter keinem besseren Motto stehen können. Denn die jungen Frauen und Männer, die in diesen Tagen im BBW Waiblingen ihre staatlich anerkannten Abschlusszeugnisse erhielten, sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt. Schließlich legten alle Absolvent*innen die Prüfung vor der IHK, der Handwerkskammer oder dem Regierungspräsidium ab – genau wie Auszubildende, die ihre Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt machen. Der Unterschied liegt nur darin, dass die jungen Menschen mit Lernbeeinträchtigung, psychischer Erkrankung oder einem anderen Hemmnis im BBW etwas andere, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Rahmenbedingungen vorfinden und individuelle Unterstützung und Förderung erhalten.

BBW-Bereichsleiter Franz-Xaver Baur blickte in viele strahlende, glückliche Gesichter. Und das gleich zweimal, denn damit alle Gäste, Freunde, Familienmitglieder und Mitarbeitende im BBW-Speisesaal Platz finden, wurde an zwei Tagen hintereinander gefeiert.

Herzlichen Glückwunsch! Und ein großes Dankeschön an Sänger Chris Reckwardt und seinen Gitarristen Tim Maier für die tolle musikalische Begleitung der Feierstunden.

Eine besondere Erfolgsgeschichte: Vom Azubi zum Ausbilder

An das Gefühl, in den Reihen des geschmückten Saales zu sitzen, kann sich Kevin Oesterle noch gut erinnern. Denn seine Erfolgsgeschichte ist eine ganz besondere. Genau vor einem Jahr war er einer von ihnen, ein Absolvent – sehr gefragt auf dem Arbeitsmarkt, um das deutsche Wachstum am Laufen zu halten. Auf dem Stellenmarkt ist Kevin Oesterle allerdings gar nicht erst gelandet, denn die BBW-Leitung hat dem jungen Mann direkt vom Ausbildungsplatz weg ein Job-Angebot gemacht. Und der Fachinformatiker für Systemintegration hat „Ja“ gesagt. Seitdem ist er als Ausbilder im BBW-Fachinformatik-Bereich tätig. Ein Novum – und „ein Glücksgriff“, wie BBW-Teilbereichsleiter Markus Zabel die Entscheidung nach einem Jahr bewertet.

Schon als Fünfjähriger hatte sich Kevin Oesterle mit PC-Lernspielen auseinandergesetzt. Allerdings habe er sich mehr für die Technik als für die Inhalte der Spiele interessiert, blickt der 27-Jährige lächelnd zurück. Und so hat er lieber die Geräte auseinandergenommen. Mit zehn begann er schließlich zu programmieren. Jahre später gehörte er im BBW zu den leistungsstärksten Azubis. Aufgrund seiner eigenen Geschichte und der Hindernisse, die er krankheitsbedingt überwinden musste, könne er sich gut in die BBW-Azubis hineinversetzen, sagt Kevin Oesterle.

Er fühle sich „angekommen“, denn seine Arbeit mache ihm Spaß. „Es ist ein Bereich, der sich stetig und schnell wandelt, ein Beruf, bei dem man nie ausgelernt hat“, bemerkt der junge Mann. Und genau das motiviere ihn. „Weiter lernen, nicht aufgeben, euer Ziel verfolgen, auch wenn der Weg nicht glatt, sondern steinig ist“, das gibt Kevin Oesterle den diesjährigen Absolvent*innen am Ende der Feierstunden mit auf den Weg. Es klingt authentisch. Er hat es selbst erlebt.

Übrigens: Für Betriebe, die Arbeitskräfte suchen, sind die BBW-Absolvent*innen potenzieller Nachwuchs. Die Mitarbeiter*innen des BBW beraten und unterstützen Unternehmen bei einer Vermittlung. Auch kurze oder mehrwöchige Praktika zum Kennenlernen der Auszubildenden sind mögliche Formen einer Zusammenarbeit mit Betrieben.