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Gewohnte Strukturen und der Alltag fehlen - Eine Geschichte zum Welt-Down-Syndrom-Tag

Strümpfelbach/Sindelfingen, 18. März 2020 - Am Sonntag ist Welt-Down-Syndrom-Tag. Claudia Buri hat Trisomie 21 und lebt seit über zehn Jahren in einer Außenwohngruppe der Diakonie Stetten in Strümpfelbach. Die sehr selbständige junge Frau arbeitet in der Bergschule der Diakonie Stetten. Die gewohnte Alltagsstruktur, die durch die Corona-Pandemie durcheinandergeraten ist, fehlen ihr. Als Risikopatientin hofft sie auf eine schnelle Impfung und die Rückkehr zum Alltag.

Menschen mit Trisomie 21 gehören in der Impfreihenfolge gegen das Coronavirus aktuell zur Personengruppe mit hoher Priorität. Claudia Buri hat noch keinen Impftermin, wartet jedoch sehnsüchtig darauf: „Ich bin natürlich sehr froh, wenn ich geimpft werde und hoffe, dass ich dann wieder mehr machen kann“. Zwar hat die 36-Jährige keinen angeborenen Herzfehler, wie viele andere Menschen mit Down-Syndrom. Doch oft geht mit der Behinderung ein geschwächtes Immunsystem einher, wodurch auch sie zur Risikogruppe gehört. Claudia Buri vermisst ihren gewohnten Alltag und die Arbeit in den unterschiedlichen Gruppen der Bergschule: „Ich arbeite zurzeit nur den halben Tag, weil ein gruppenübergreifender Dienst wegen Corona nicht möglich ist. Sonst bin ich da eigentlich immer den ganzen Tag“, erzählt sie. In der Freizeit geht sie viel spazieren und Radfahren, kocht mit ihren Mitbewohnerinnern und -bewohnern oder spielt mit ihnen Spiele. „Eigentlich gehe ich gerne schwimmen oder auf Konzerte, wie z. B. zu Andrea Berg, aber das geht ja gerade nicht“, bedauert sie.

Im Normalfall sind die Bewohnerinnen und Bewohner der fünfköpfigen Wohngruppe sehr aktiv und unternehmen verschiedenste Aktivitäten in ihrer Freizeit. „Wir gehen sonst regelmäßig zu Stammtischen, zum Kegeln, ins Freibad, ins Kino oder treffen Freunde außerhalb der Wohngemeinschaft. Zurzeit ist das Leben hier schon ziemlich eingeschränkt und man merkt, dass bei den Bewohnern so langsam die Luft raus ist“, berichtet Heilerziehungspflegerin Anja Schmiederer. Immer nur spazieren gehen oder Spiele spielen, sei sehr eintönig. „Früher sind wir zusammen einkaufen gegangen. Aber momentan kann leider immer nur noch ein Bewohner mit zum einkaufen“, erzählt Claudia Buri.

Auch Marianne Buri, die Mutter von Claudia Buri, ist froh, wenn ihre Tochter geimpft ist. „Beim ersten Lockdown habe ich wieder für drei Monate bei meiner Mutter gewohnt“, erinnert sich Claudia Buri. Aber sie war auch glücklich, als sie wieder zurück in die Wohngruppe konnte. Die junge Frau fährt alle zwei Wochen übers Wochenende zu ihrer Mutter. „Über Weihnachten war ich für längere Zeit bei meiner Mutter“, sagt die junge Frau. „Man hat dann schon gemerkt, dass ihr die gewohnte Tagesstruktur und die Arbeit mit den Kindern sehr fehlen. Sie hatte Angst, dass sie wieder nicht arbeiten kann und ich habe gemerkt, dass sie eine Wut auf diese Situation hatte“ erzählt Marianne Buri. Mutter und Tochter sprachen viel über die Situation und das half Claudia Buri mit der Situation klarzukommen. „Claudia ist zwar sehr selbständig, aber wenn dann die gewohnte Struktur für so eine lange Zeit wegfällt, ist es schwer für sie“, weiß Marianne Buri. Ihr war es stets wichtig, dass ihre Tochter so selbständig und selbstbestimmt wie möglich aufwächst.

„Als Kind war Claudia im normalen Kindergarten und sie hat immer viel mit den Kindern aus der Straße gespielt. Auch der Umgang mit ihren Geschwistern hat ihr geholfen, ein weitgehend selbständiges Leben zu führen“, so Marianne Buri. Sie traute ihrer Tochter viel zu und ließ sie zum Beispiel nachdem der Weg zum Kindergarten erlernt war, alleine dorthin laufen. „Wenn ich zu meiner Mutter gehe, fahre ich immer mit Bus und Bahn von Strümpfelbach nach Sindelfingen“, erzählt Claudia Buri. Dass sie nach der Schulzeit mit Kindern arbeiten wollte, wusste sie schon immer: „Die Arbeit macht mir viel Spaß und ich bin gerne in der Bergschule“.  

„Wir sind sehr froh, dass Menschen mit Behinderung jetzt Impftermine vereinbaren können und die Impfteams nun auch zu Menschen mit Behinderungen kommen. Wir hoffen auf schnelle Impfmöglichkeiten“, sagt Pfarrer Rainer Hinzen, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Stetten. Abstand einhalten und Maske tragen: für Menschen mit Behinderung sei das oft nicht möglich. Es entlaste viele Familien, wenn ihre Angehörigen ohne die Sorge vor Ansteckung in den Einrichtungen leben könnten. Claudia Buri hofft, dass sie rasch einen Termin für die Impfung bekommt, denn bei ihrer Arbeit hat sie viel Kontakt mit anderen Menschen und ist dadurch zusätzlich gefährdet.

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