An diesem Tag ereignete sich vieles zum ersten Mal: der erste Schritt von der Theorie in die Praxis des Liga-Betriebs, der erste Anstoß zu einem Unified-Liga-Spiel in Württemberg, der erste Eckstoß, das erste Tor und der erste Sieg, den das Unified-Team der SG Weinstadt einfuhr. Der Ligabetrieb startete mit vier Mannschaften. Dabei waren die SG Weinstadt, die Wilhelm-Maybach-Schule aus Stuttgart, der TV Nellingen/FC Esslingen United und der TSV Musberg „All-Inklusiv“.

„Der Initiative dieser vier Mannschaften ist es zu verdanken, dass die Liga gegründet werden konnte. Sie haben sich in mehreren Videokonferenzen miteinander und mit dem Württembergischen Fußballverband abgestimmt und innerhalb von wenigen Monaten diesen ersten Spieltag auf die Beine gestellt“, erzählte Sebastian Müller von der Diakonie Stetten. Er ist einer der Trainer der Unified-Mannschaft der SG-Weinstadt.

Schnell waren sich die Beteiligten über die Rahmenbedingungen und Regeln einig. Diese wurden etwas vereinfacht: So spielen die Teams nicht über das gesamte Feld und es gibt kleinere Tore. Auch die Abseitsregel fällt z. B. weg. Eine Mannschaft umfasst sieben Feldspieler, einen Torwart und die Auswechselspieler. Das Wichtigste aber ist: Auf dem Platz müssen immer mindestens zur Hälfte Menschen mit Behinderung stehen. „Die Mannschaften treffen an drei Spieltagen aufeinander. Wer am Ende in der Tabelle oben steht, gewinnt die Runde und bekommt den Meister-Wimpel der Unified-Liga des Württembergischen Fußballverbandes. Wir würden uns freuen, wenn sich weitere Interessenten finden, denn dann kann die Liga in Zukunft weiterwachsen“, sagte Sebastian Müller. Auch Oliver Deutscher, der Inklusionsbeauftragte des Württembergischen Fußballverbands, ließ sich diesen ersten Spieltag nicht entgehen: „Für den Verband ist das ein historischer Tag. Bisher gibt es bei uns noch keine Liga in dieser Art. Das Interesse und die Motivation der Beteiligten sind extrem hoch.“

„Unsere Mannschaft ist sehr gut drauf und motiviert. Ein Spiel in diesem Stadion bietet allen Teams eine richtig gute Bühne. Das ist ein wirkliches Highlight“, sagte Jan Bauer, ebenfalls Trainer des SG Weinstadt-Teams. „Fußball verbindet und Inklusion ist in aller Munde. Beim Fußball kann man sie leben.“ So sieht das auch Martin Wundrak, der Leiter der Fußballabteilung der SG Weinstadt. Als Sebastian Müller auf ihn zukam, war er sofort bereit, im Verein eine Kooperation mit der Diakonie Stetten aufzubauen: „Wir wollen Menschen mit Behinderung eine Plattform dafür bieten, Sport zu treiben. Für den Verein ist das ein Aushängeschild und für mich eine Herzensangelegenheit.“ Auch die anderen Mannschaften freuten sich, dass die Liga starten konnte. Michael Maier und Bernd Raisch vom TV Nellingen/FC Esslingen United erzählten: „Unsere Jungs haben lange davon geträumt, in einer Liga zu spielen.“ Raphael Eberlein, der Trainer des Teams der Wilhelm-Maybach-Schule, erhofft sich, dass Schüler aus unterschiedlichen Klassen durch das gemeinsame Spiel zusammenwachsen. Für Alexander Schmidt vom TSV Musberg ist die neue Liga ein großer Schritt in die richtige Richtung. „Endlich geht es los“, sagte er. Seine Mannschaft trainiert schon seit fünf Jahren als Unified-Team, „aber einzelne Turniere und Freundschaftsspiele sind eben nicht dasselbe wie eine richtige Liga“.

Information:

Weitere Spieltage sind am 25. Juni 2023 beim TSV Musberg und am 17. September 2023 beim TVN/FCE United.