- Geschäftsbereich Berufliche Bildung
„Freundschaft voraus!“ - Erasmus + Projekt - „Ulmer Schachtel“
Ein Rückblick von Christine Paule (Projektleitung): 21 Monate Projektzeitlauf sind nun vorüber. In den 21 Monaten wurde geplant und getüftelt, es wurden Absprachen getroffen, Teilnehmende zum Dabeisein motiviert, Neues ausprobiert und viel gelernt.
Im Oktober 2023 bauten wir unsere „Ulmer Schachtel“ gemeinsam mit einer Gruppe aus unserer ungarischen Partnereinrichtung hier auf unserem BBW-Gelände. Das Ziel war, ein fahrtüchtiges Boot zu bauen, um auf der Donau bis nach Baja zu fahren. Innerhalb von zehn Tagen war die „Ulmer Schachtel“ tatsächlich so gut wie fertig.
Den Winter über wurde die „Paule“, wie unsere „Ulmer Schachtel“ getauft wurde, noch abgedichtet und von unseren Lack-Auszubildenden mit ihrem Ausbilder lackiert.
Ein Artikel in der Stuttgarter Zeitung weckte das Interesse von Deszo Szabo, Leiter des Liszt-Instituts in Stuttgart. Wir wurden eingeladen, um über unser Projekt beim Gedenktag zur Vertreibung der Ungarndeutschen aus Ungarn zu berichten. Unser Projekt stieß dort bei den in Deutschland lebenden Ungarndeutschen auf breites Interesse und löste große Begeisterung aus.
Im Frühjahr 2024 waren dann die „Ulmer Schachtel“ und die Gruppe bereit zur Abfahrt. Aber die Donau hatte Hochwasser und wir mussten unseren Start verschieben.
Wieder weckte ein Zeitungsbericht, in dem Fall über unser durch das Hochwasser ausgebremstes Projekt, Interesse. Frau Eisele vom Verein zur Pflege donauschwäbischer Heimatkunde e.V. meldete sich über die Waiblinger Kreiszeitung und stellte uns mehrere Exemplare des Buches „Der letzte Sommer“ von Elisabeth Sachs zur Verfügung. Im Buch schildert die Autorin ihre Kindheit und Jugend als Donauschwäbin.
Im September war es dann endlich soweit und wir konnten uns auf den Weg machen. Kurz hinter der Grenze in Gönyu trafen wir uns mit einer Gruppe von Auszubildenden und Mitarbeitenden unserer Partnereinrichtung „Bajai Ovoda“. Von da an schipperten wir gemeinsam auf unserer „Ulmer Schachtel“ auf den Spuren der Ungarndeutschen die Donau hinab immer weiter nach Süden. Die Crew an Bord wechselte täglich und jede*r die/ der wollte, hatte die Gelegenheit, die „Paule“ den Fluss hinab zu steuern. Im Vergleich zu den deutschen Auswanderern in der Vergangenheit, ging es mit unserer motorisierten „Ulmer Schachtel“ doch wesentlich leichter und schneller. So kamen wir rechtzeitig an, um das 25-jährige Stiftungsjubiläum der Stiftung „Zusammenschluss, Sicherheit, Zukunft“ zu feiern. Unser Projekt konnten wir im festlichen Rahmen den Gästen vorstellen und die Begeisterung war enorm.
Für die Teilnehmer*innen war das Projekt nicht nur durch unsere entspannte und doch auch abenteuerliche Flussfahrt etwas Besonderes. Es wurde auch zu etwas ganz Besonderem durch die Begegnungen der deutschen und ungarischen Auszubildenden, die im Lauf der Projektzeit zusammenwuchsen und ohne gemeinsame Sprache Wege der Verständigung fanden. Viele gemeinsame Aktionen machten das möglich: das Boot-Fahren, die Besichtigungen, gemeinsames Spielen, Kochen, Google translator und vieles mehr.
Auch der Besuch des Lehrpfades zur Geschichte der Ungarndeutschen des „Ungarndeutschen Bildungszentrums“ (UBZ) in Baja stand auf dem Programm, dort wo 2021 die Idee für das Projekt entstanden war. Eine Mitarbeiterin des UBZ erzählte uns in der an Land liegenden „Ulmer Schachtel“, die Teil des Lehrpfades ist, einiges zur Geschichte der Ungarndeutschen. Am Ende des Projektes waren alle stolz, zufrieden und glücklich über die Erlebnisse und die Erfahrungen, die wir gesammelt haben. Unsere Gruppe trat im Starkregen die Heimreise an und fuhr in Österreich durchs ausgerufene Katastrophengebiet. Nach einer Woche hatte das erneute Hochwasser der Donau dann Baja erreicht. Wir hatten also großes Glück, dass das Wetter während unserer Fahrt so gut mitgemacht hat.
Unsere „Ulmer Schachtel“ hat das Hochwasser in Baja gut überstanden und ist bereit für weitere gemeinsame Projekte von Auszubildenden des BBW Waiblingen und Bajai Ovoda.