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Die richtige Entscheidung - Häusliches Wohnen mit hohem Unterstützungsbedarf

Kuchen, 29. April 2021 – Vor rund drei Jahren eröffnete die Diakonie Stetten in Kuchen im Landkreis Göppingen eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderungen, die einen hohen Unterstützungsbedarf haben. Philipp Kurfess wohnt von Anfang an in der Wohngemeinschaft und fühlt sich dort sehr wohl. Seine Mutter ist froh, dass sich der 23-Jährige dort so gut eingelebt hat. Für sie selbst bedeutet die professionelle Betreuung ihres Sohnes wieder ein Stück mehr Freiheit.

„Es vergeht natürlich kein Tag, ohne dass ich an Philipp denke, auch weil er sich nicht selbst äußern kann. Ich muss mich voll und ganz auf die Betreuer verlassen. Aber ich habe das Gefühl, dass es der richtige Weg für ihn ist“, erzählt Simone Kurfess. Die 54-Jährige ist berufstätig und zog ihren Sohn, der Autist ist, alleine groß. Philipp Kurfess kann nicht sprechen, er braucht strukturierte, sich wiederholende Tagesabläufe und hat insgesamt einen hohen Unterstützungsbedarf in seinem Alltag. Tagsüber geht er in den Förder- und Betreuungsbereich der Lebenshilfe in Eschenbach. In der kleinen Wohngemeinschaft mit gerade einmal fünf Mitbewohnerinnen und –bewohnern kommt der junge Mann gut zurecht. „Der Auszug von Philipp vor drei Jahren war der richtige Zeitpunkt. Es ist einfach nicht mehr gegangen, da Philipp mir gegenüber auch aggressiv wurde. Seither ist nie mehr etwas vorgefallen“, berichtet Simone Kurfess, die ihn zweimal pro Woche anruft und auch regelmäßig besucht. „Wenn ich ihn besuche, merke ich nach einer Weile, dass es ihm dann auch recht ist, wenn ich wieder gehe“, schmunzelt Simone Kurfess. Das sei zwar einerseits schwer für sie. Andererseits sei sie sehr froh, dass er in der Wohngemeinschaft so gut angekommen sei.

Elisa Elmer, Mitarbeiterin in der Diakonie Stetten, betreut Philipp Kurfess in der Wohngemeinschaft und auch sie empfindet es so, dass der junge Mann sich in seiner neuen Heimat wohlfühlt: „Herr Kurfess verständigt sich mit Mimik und Gestik. Er ist oft im Garten und wir gehen viel mit ihm raus in die Natur, da er einen großen Bewegungsdrang hat“. Die Sozialpädagogin hat mehrere Tiere und nimmt Philipp Kurfess öfter zu ihnen mit. „Er streichelt dann immer das Pferd und man merkt, dass ihm der Kontakt mit Tieren guttut“, sagt die Sozialpädagogin. Auch die Interaktionen mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern seien mehr geworden. Vor allem am Abend suche Philipp Kurfess regelmäßig die Gemeinschaft mit den anderen und er nehme im Rahmen seiner Möglichkeiten am Gruppenleben teil. So unterstützen die Mitarbeitenden der Diakonie Stetten die Bewohnerinnen und Bewohner beim Kochen, Putzen, Wäsche waschen und den alltäglich im Haushalt anfallenden Aufgaben. „Herr Kurfess geht oft mit zum Einkaufen und er lässt sich allgemein gerne für verschiedene Unternehmungen begeistern“, berichtet Elisa Elmer. Zweimal pro Woche holen ihn die Mitarbeitenden des Sozialen Friedensdienstes der Diakonie Stetten (dsfd) ab und machen mit ihm längere Spaziergänge.

Zwischen den Mitarbeitenden der Diakonie Stetten und Simone Kurfess besteht ein enger Austausch. „Frau Elmer schickt mir regelmäßig Fotos und Videos. Das ist gerade jetzt in der Coronazeit besonders wertvoll für mich“, sagt Simone Kurfess. Für sie war es anfangs nicht leicht, als ihr Sohn ausgezogen war: „Ich habe jahrelang versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Die Betreuung von Philipp und meine Berufstätigkeit. Eigentlich hatte ich mir immer gesagt, dass Philipp bei mir bleibt, bis ich nicht mehr kann. Aber im Nachhinein ist es für uns beide besser so“. So sei das erste Jahr für sie schwierig gewesen, da sie seinen Tagesablauf völlig verinnerlicht hatte. Daneben habe sie erst einmal wieder lernen müssen, mit der neuen freien Zeit zurechtzukommen. „Philipp war sonst immer dabei und früher blieb für mich selbst nicht mehr viel Zeit am Tag. Inzwischen nutze ich die Zeit für Spaziergänge oder zum Fahrradfahren“. Auch Elisa Elmer merkt bei ihrem Umgang mit Philipp Kurfess, dass die Wohngemeinschaft für ihn die richtige Entscheidung war: „Aufgrund der kleinen Gruppengröße können wir hier individuell auf die besonderen Bedürfnisse der Bewohner eingehen und der Alltag kann bedarfsgerecht gestaltet werden“. Für Simone Kurfess sind die positiven Fotos und Besuche eine Bestätigung, dass ihr Sohn in der Wohngemeinschaft gut angekommen ist: „Ich wünsche mir für ihn und auch für mich, dass es so weiterläuft. Wenn er mich sieht, dann freut er sich und ansonsten kann ich beruhigt sein, dass es ihm gutgeht“.

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