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Preiswürdige Beiträge für die Mundgesundheit - Diakonie Stetten und Zahnarztpraxis Elsäßer für herausragende Projekte ausgezeichnet

Leipzig/Berlin/Kernen, 17. September 2024 – Stolz und Freude über gleich zwei renommierte Auszeichnungen: Für die Entwicklung maßgeschneiderter Mundpflegestandards für Menschen mit Behinderung hat der Arbeitskreis „Mundgesundheit“ der Diakonie Stetten den bundesweit anerkannten Wrigley Prophylaxe Preis erhalten. Die am Projekt beteiligte Zahnarztpraxis Dr. Guido Elsäßer wurde zudem von Bundesminister Hubertus Heil mit dem Bundesteilhabepreis ausgezeichnet.

Der Arbeitskreis „Mundgesundheit“ der Diakonie Stetten hat die renommierte Auszeichnung für die Entwicklung eines Konzepts zur Unterstützung der Mund- und Zahnpflege von Menschen mit Behinderung erhalten. Viele Menschen mit Behinderung benötigen eine spezielle Unterstützung, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sein muss. Beispielsweise haben Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit oder Spastik ein erhöhtes Risiko, sich zu verschlucken, und benötigen spezielle Hilfsmittel zum Zähneputzen. Bei der Mund- und Zahnpflege von Menschen mit Autismus hingegen sind ritualisierte Abläufe besonders wichtig. Für die Mitarbeitenden stellen diese Besonderheiten in der täglichen Pflege und Begleitung oft eine große Herausforderung dar.

Katja Weidlich von der Fachstelle für Pflege der Diakonie Stetten, die den Arbeitskreis „Mundgesundheit“ leitet, erklärt, wofür der Preis vergeben wurde: „Wir haben einrichtungsweit geltende Mundpflegestandards erarbeitet, die auf dem allgemein geltenden Pflege-Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit basieren. Sie sollen zugleich aber auch den Bedarf von Menschen mit Behinderung berücksichtigen, die in einer Einrichtung wie der Diakonie Stetten leben. Deshalb war es uns sehr wichtig, dass das Konzept im Alltag gut umsetzbar und sehr praxisnah ist. Zum Konzept gehören zum Beispiel ein sehr praxisorientiertes Schulungsprogramm und praktische Arbeitshilfen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch eine Checkliste für den Umgang mit abwehrendem Verhalten beim täglichen Zähneputzen sowie Informationsblätter in Leichter Sprache und eine Kommunikationsmappe für die Menschen mit Behinderung“. Das Konzept, das ein Expertenteam der Diakonie Stetten gemeinsam mit Dr. Guido Elsäßer aus der kooperierenden Zahnarztpraxis entwickelt hat, ist laut Weidlich auch auf andere Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung übertragbar und hat damit Modellcharakter. Interessierte Einrichtungen können sich bei ihr informieren. 

Die gute Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt Dr. Elsäßer, der im Gesundheitszentrum Kernen der Diakonie Stetten praktiziert, hat kürzlich weitere Früchte getragen. Im Juni erhielt der Zahnmediziner, der sich bereits seit 1995 für die bestmögliche zahnmedizinische Versorgung von Patienten mit Behinderung einsetzt, in Berlin aus den Händen von Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil den Bundesteilhabepreis 2023 „GESUNDHEIT INKLUSIV“. Die Zahnarztpraxis erhielt die Auszeichnung als eines von drei Projekten, die neue Wege in der ambulanten Gesundheitsversorgung von Menschen mit Behinderung gehen. „Alle drei Projekte zeigen beispielhaft, wie einfach es sein kann, Barrieren abzubauen - wenn man pragmatisch ist und auf diejenigen hört, die aus Erfahrung sprechen“, sagte Heil bei der Übergabe der Urkunden in Berlin. „Davon können wir alle lernen.“

Aus den Anfängen der 1995 gegründeten Zahnarztpraxis hat sich im Laufe der Jahre ein inklusives Praxiskonzept entwickelt, das den Bedürfnissen von Patienten mit und ohne Behinderung gleichermaßen gerecht wird. Die barrierefrei erreichbaren Praxisräume in unmittelbarer Nähe der Stettener Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung sind zusätzlich mit mobilen Röntgengeräten und Transferhilfen für Rollstuhlfahrer ausgestattet. Für zusätzliche Barrierefreiheit sorgen die abgesenkte Gegensprechanlage und der elektronische Türöffner am Eingang sowie der abgesenkte Empfangstresen. Bei Bedarf sind Behandlungen unter Narkose oder vor Ort in der Wohneinrichtung möglich. Wichtig für ein erfolgreiches inklusives Konzept ist laut Elsäßer aber vor allem ein ganzheitliches und interdisziplinäres Denken. "Bei der zahnmedizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderung müssen nicht nur die Patienten selbst mit ihren ganz individuellen Bedürfnissen berücksichtigt werden, sondern auch ihr gesamtes unterstützendes Umfeld", erklärt er und ergänzt: „Dazu gehören neben dem Praxisteam auch Angehörige, Heilerziehungspfleger, Pflegekräfte, gesetzliche Betreuer, Ärzte und Therapeuten.“

Diese Erkenntnisse bringt Elsäßer auch in seine umfangreiche gesundheitspolitische Lobbyarbeit ein.  Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für inklusive Zahnmedizin bei der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Referent seiner Landeszahnärztekammer für inklusive Zahnmedizin. „Der Preis ist eine riesige Überraschung für unser Team und eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit. Aber leider ist noch nicht alles so, wie es sein könnte“. sagt er. „Bleiben wir gemeinsam dran!“

Hintergrund:

Der Arbeitskreis „Mundgesundheit“ der Diakonie Stetten setzt sich aus folgenden Expertinnen und Experten zusammen: Katja Weidlich (Fachstelle Pflege), Dr. Guido Elsäßer (kooperierende Zahnarztpraxis), Ilse Bauer (Fachteam Psychologie und Heilpädagogik), Johannes Krössing und Lucia Koch (Interdisziplinäre Praxis für Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie), Frauke Jessen-Narr (Fachstelle Unterstützte Kommunikation), Christine Lechler (Ansprechpartnerin für Pflege der Remstal Werkstätten), Elke Mätzke (Ansprechpartnerin für Pflege im Bereich Wohnen), Martin Götz (Wohnverbundleiter) und Yvonne Meinert (Zahnmedizinische Fachangestellte und Heilerziehungspflegerin im Bereich Wohnen).

Der Wrigley Prophylaxe Preis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Zahnmedizin. Eine unabhängige Jury aus Wissenschaftler*innen und einer Vertretung aus dem Öffentlichen Gesundheitswesen bewertet Arbeiten aus Forschung und Praxis, die zur Verbesserung der Mundgesundheit beitragen. Seit der Gründung 1994 steht der Preis unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ). Stifterin ist die wissenschaftliche Initiative „Wrigley Oral Healthcare Program“, die sich für eine Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in allen Bevölkerungsgruppen einsetzt. Mit 20 eingereichten Arbeiten gab es 2024 überdurchschnittlich viele Bewerbungen. Weitere Infos finden Sie hier.

Zum Bundesteilhabepreis: Für den Bundesteilhabepreis wird in jedem Jahr ein anderer Schwerpunkt gesetzt. 2023 stand das Thema inklusive Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt. Eine unabhängige Fachjury, bestehend aus zwölf Expertinnen und Experten der Verbände von Menschen mit Behinderungen sowie aus Kommunen und Ländern, hat die Preisträger weisungsfrei und anonymisiert ausgewählt. Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit hat wie in den Vorjahren das Wettbewerbsverfahren im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales umgesetzt. Der im Rahmen der jährlichen Inklusionstage verliehene Preis wurde bereits zum fünften Mal verliehen. Weitere Infos gibt es auf der Website der Bundesfachstelle Barrierefreiheit.
 

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