- Diakonie Stetten
- Neuigkeiten
Diakonie Stetten erinnert an ermordete Menschen mit Behinderungen
Die Gedenkstunde des Landtags von Baden-Württemberg in der Gedenkstätte Grafeneck am 27. Januar ist für die Diakonie Stetten einmal mehr Anlass, um an die Euthanasie-Opfer der damaligen Anstalt Stetten zu erinnern und ihrer zu gedenken.
In Grafeneck auf der Schwäbischen Alb begann im Januar 1940 der systematische und planmäßige Mord an Menschen mit Behinderung. Auch 330 Menschen mit Behinderung aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Stetten wurden in den berüchtigten „Grauen Bussen“ dorthin deportiert und gleich nach ihrer Ankunft in der Gaskammer umgebracht. Die Anstalt Stetten selbst wurde beschlagnahmt und geschlossen.
In der Diakonie Stetten wird die Erinnerung an die ermordeten Menschen mit Behinderung auf verschiedene Weise wachgehalten. So etwa beim jährlich am Ewigkeitssonntag stattfindenden liturgischen Gebet am „Stein des Gedenkens“ mit den eingravierten Namen der Opfer auf dem Gelände in Stetten. In unmittelbarer Nähe, im Foyer des Wildermuthsaals befindet sich seit kurzem die neu eingerichtete Kunstinstallation mit 330 Tonfiguren des Künstlers Jochen Meyder, die an die ermordeten Bewohnerinnen und Bewohner aus der Anstalt Stetten erinnern. Sie sind ein Teil seines Kunstprojekts mit insgesamt 10.654 Tonfiguren, die symbolisch für die in Grafeneck ermordeten Menschen stehen und in der dortigen Gedenkstätte ausgestellt sind.
Der Künstler wünscht sich, dass Besucher der Gedenkstätte die Figuren nach Hause mitnehmen und die Opfer dadurch über die Zeit symbolisch wieder der Welt zurückgegeben werden. Diesen Wunsch haben einige Bewohnerinnen und Bewohner der Diakonie Stetten aufgegriffen. Im Rahmen einer Fortbildung haben sie sich im Jahr 2017 mit den Euthanasie-Verbrechen beschäftigt und sind bei einem Besuch der Gedenkstätte in Grafeneck auf die Tonfiguren aufmerksam geworden. Die Kunstinstallation mit den von den Bewohnerinnen und Bewohnern zurückgeholten Tonfiguren ist frei zugänglich und kann tagsüber von Montag bis Sonntag im Foyer des Wildermuthsaals besichtigt werden.
Für den Vorstandsvorsitzenden der Diakonie Stetten, Pfarrer Rainer Hinzen, ist die beständige Erinnerung an die Opfer ein wichtiges Anliegen. Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus und der Gedenkstunde des Landtags in Grafeneck sagt er: „80 Jahre nach den Euthanasie-Morden und 75 Jahre nach der Befreiung des KZ´s Auschwitz gibt es nur noch wenige Zeitzeugen, die von den schrecklichen Ereignissen aus eigener Erfahrung berichten können. Umso wichtiger sind Anlässe wie die Gedenkstunde, um die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten und jeglichen Bestrebungen, die Würde und das Lebensrecht von Menschen infrage zu stellen, frühzeitig entgegenzutreten. Deshalb unterstützen wir auch die wichtige Arbeit der Gedenkstätte in Grafeneck und organisieren regelmäßig Besuche dorthin.“