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Diakonie-Präsident Lilie: „Wir wollen ein Teil der Lösung sein.“ - Diakonie-Präsident Ulrich Lilie tauscht sich bei einem Besuch in der Diakonie Stetten mit Politikern über das Thema „Nachhaltigkeit“ aus.

Kernen, 20. August 2021 – Bei seinem Besuch in der Diakonie Stetten tauschte sich Diakonie-Präsident Ulrich Lilie mit Einrichtungsvertretern und Politikern über Nachhaltigkeit in sozialen Einrichtungen aus. Die Veranstaltung war Teil seiner Sommerreise mit Besuchen in acht diakonischen Einrichtungen, die sich bereits intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Ulrich Lilie erinnerte die Teilnehmer des Austauschs gleich zu Beginn an den Bericht des Club of Rome, der bereits im Jahr 1972 die Umwelt-Risiken beschrieben hatte, mit denen die Weltgemeinschaft in heutiger Zeit real zu kämpfen hat. Den pessimistischen Zukunftsprognosen müsse aber eine Hoffnungsperspektive entgegengestellt werden, die die vorhandenen Möglichkeiten der Gestaltung in den Mittelpunkt stellt. Die Diakonie als Teil der gemeinnützigen Sozialwirtschaft könne dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Als Beispiele nannte er den Gebäudebestand der rund 31.500 diakonischen Einrichtungen in Deutschland und die Essensversorgung für rund 600.000 Diakonie-Mitarbeitende und die große Zahl an Klienten, die sie mit ihrer Arbeit unterstützen. Angesichts dieser Zahlen biete die Diakonie enorme Möglichkeiten, allein schon bei der energetischen Optimierung von Gebäuden und bei der Reduzierung von Essensresten. „Wir wollen ein Teil der Lösung sein, aber dafür brauchen wir einen gesetzlichen Rahmen, der Fortschritte ermöglicht und nicht verhindert.“ verdeutlichte Lilie. Bislang gäbe es aber leider noch zu viel Spartendenken, zu viele „Milchmädchen-Rechnungen“ und keine kohärente Politik auf den verschiedenen Ebenen. Durch starre Förder- oder Ausschreibungssystematiken blieben die „Riesen-Innovationspotentiale“ sozialer Einrichtungen leider oft ungenutzt und würden Anreize fehlen, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Um dies zu verändern müsse Nachhaltigkeit in die Sozialgesetzgebung aufgenommen werden und müssten auch für die Sozialwirtschaft geeignete Finanzierungsinstrumente geschaffen werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten, Pfarrer Rainer Hinzen, unterstrich diese Forderungen und wies darauf hin, dass das Thema Nachhaltigkeit für soziale Einrichtungen wie die Diakonie Stetten in mehrfacher Hinsicht eine große Bedeutung hat. „Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Klimaschutz, erneuerbare Energien und gesundes Essen. Sie betrifft unser ganzes Leben. Im Kern unserer diakonischen Arbeit sind wir schon nachhaltig unterwegs.“ Einige der Ziele aus dem 17-Ziele-Katalog für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen würden in den verschiedenen Arbeitsfeldern der Diakonie Stetten bereits konsequent verfolgt, wie etwa die Ziele „hochwertige Bildung“, „menschenwürdige Arbeit“, „weniger Ungleichheiten“ und „Klimaschutz“. Als Beispiel dafür erläuterte Hinzen das neue Teilhabeprojekt im Waiblinger Gewerbegebiet Ameisenbühl: „Mit unserem Campus-Projekt können wir die Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplatzchancen von jungen Menschen mit Förderbedarf und nachhaltig verbessern und gleichzeitig alte nicht nachhaltig sanierbare Bestandsgebäude durch moderne Gebäude ersetzen.“ Projekte wie diese finden Eingang in die Nachhaltigkeitsstrategie der Diakonie Stetten, die sich laut Hinzen zum Ziel gesetzt hat, die Kriterien des deutschen Nachhaltigkeitskodexes zu erfüllen – im Rahmen einer schrittweisen Vorgehensweise und mit vielen kleinen Bausteinen, die sich nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügen sollen.

Die Leiterin der Ernährungsbetriebe, Margarita Wrana, stellte in ihrem Beitrag den Baustein einer nachhaltigeren Essensversorgung vor. Beispiele dafür sind die Speiseresteverringerung, der regionale Einkauf von Lebensmitteln und auch der Beitrag zur Entwicklung eines Mehrwegs-Pfand-Systems für „To go“-Geschirr in Kooperation mit weiteren Akteuren aus der Gemeinde Kernen. Jürgen Lais, Mitarbeiter der Immobilienbewirtschaftung, informierte über einen weiteren Baustein: die bereits vor 10 Jahren errichtete Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlage in Stetten, die im Vergleich zur alten zentralen Heizanlage über 60% CO 2-Emissionen einspart und bei der als Energiequelle auch Holzhackschnitzel verwendet werden. Ein wertvoller Beitrag zur Nachhaltigkeit, der im laufenden Betrieb und bei der Abrechnung aber erheblichen Klärungsbedarf in Bezug auf gemeinnützigkeitsrechtliche Fragestellungen auslöste. Anika Fritz, Vorständin der Abfallwirtschaft Rems-Murr stellte in Vertretung von Landrat Sigel die Nachhaltigkeitsaktivitäten des Rems-Murr-Kreises vor, bei denen sie von einigen Berührungspunkten mit der Diakonie Stetten berichten konnte, wie etwa bei der Einrichtung von inklusiven und barrierefreien Freizeitgestaltungsmöglichkeiten oder bei der Entwicklung des ehemaligen Diakonie-Heimgeländes Hangweide zu einem nachhaltigen und inklusiven Modell-Quartier.

Die eingeladenen Gäste, Landtagsabgeordnete und Bundestagskandidaten verschiedener Parteien, sowie der Beigeordnete Peter Mauch als Vertreter der Gemeinde Kernen, zeigten sich sehr interessiert an den vorgestellten Beispielen und nutzten rege die Gelegenheit, um sich gemeinsam mit Lilie und Hinzen über die Chancen und Hindernisse von sozialen Einrichtungen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit auszutauschen.

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