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„Das Dorf Stetten und seine Anstalt“ - Gut besuchter Vortrag mit Heimatforscher Ebbe Kögel

Kernen-Stetten, 25. Oktober 2024 – In seinem Vortrag im Rahmen des Jubiläumsprogramms „175 Jahre Diakonie Stetten“ hat der Stettener Heimatforscher Ebbe Kögel das historische Verhältnis der damaligen Anstalt Stetten zum Dorf Stetten beleuchtet. Im anschließenden Podiumsgespräch und im Austausch mit dem Publikum kamen auch verschiedene Zeitzeugen zu Wort.

In seinem Vortrag im mit über 100 Zuhörern restlos gefüllten evangelischen Gemeindehaus in Stetten ging Ebbe Kögel zunächst auf die überregionale Bedeutung der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt und heutigen Diakonie Stetten ein, die in der Außendarstellung der Gemeinde wenig sichtbar, aber auch vielen Bürgern nicht bewusst sei. So etwa als einer der größten Arbeitgeber im Rems-Murr-Kreis mit über 4000 Beschäftigten oder als Vorreiterin in der Behindertenhilfe, etwa durch die vom ehemaligen Anstaltsleiter Ludwig Schlaich begründete Ausbildung zur Heilerziehungspflege.   Die seit 1860 auf dem Gelände des ehemals württembergischen Schlosses in Stetten ansässige „Heil- und Pflegeanstalt“ war, so Kögel lange Zeit ein vom Ort weitgehend abgetrenntes „Dorf im Dorf“, symbolisiert durch die das Gelände umgebende Mauer und ein Eingangstor, das lange Zeit nur mit Passierschein durchschritten werden konnte.  Erst in den 1970er Jahren wurde die Mauer geöffnet und der allgemeine Öffnungsprozess der Anstalt nach außen verstärkt. Ein Beispiel dafür war die erfolgreiche Teilnahme einer eigenen Anstaltsmannschaft, bestehend aus jungen Mitarbeitern, am Handballvereinsturnier des TV Stetten, bei dem erste Kontakte geknüpft wurden, die sich in der Folgezeit vertieften.

Obwohl das Dorf und seine Bürger in vielfältiger Weise von der Anstalt profitiert hätten, unter anderem durch die für die Bevölkerung nutzbare Infrastruktur wie Krankenhaus, Freibad, Turnhalle und die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, habe es auch zahlreiche Vorbehalte gegenüber der Einrichtung und den dort betreuten Menschen gegeben, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Eingabe des Stettener Gemeinderats an den Petitionsausschuss des Landtags gegen die Rückkehr der Anstalt in den Ort niedergeschlagen hätten, so Kögel. Auch das dunkle Kapitel der Euthanasie in der NS-Zeit war Thema des multimedialen Vortrags, der unter anderem durch Interviews mit damaligen Augenzeugen aus dem Dokumentarfilm „Stetten.Grafeneck 1940 – Fahrt in den Tod“ veranschaulicht wurde.

Im anschließenden Austausch auf dem Podium und mit dem Publikum kamen noch weitere Zeitzeugen zu Wort, die das im Vortrag Gehörte mit ihren Erinnerungen ergänzten. Bewohner der damaligen Anstalt und ehemalige Mitarbeitende erinnerten sich an den Alltag auf dem Anstaltsgelände, an die strengen Regeln und Erziehungsmethoden, an die allmähliche Öffnung nach außen, aber auch an Pionierleistungen wie die Vorreiterrolle der Theodor-Dierlamm-Schule bei der Beschulung von Menschen mit Behinderungen oder die Entwicklung des patentierten Stettener Kaltverteilsystems in der Zentralküche, das später als Cook&Chill-Verfahren weltweit bekannt wurde. Durch viele persönliche Kontakte, aber auch durch inklusive Angebote wie die inklusive Fahrradwerkstatt BIKE BOX, den zur Remstalgartenschau modernisierten Schlosspark oder das Gesundheitszentrum der Diakonie Stetten mit angeschlossener inklusiver Zahnarztpraxis sei das Miteinander vor Ort heute sehr positiv.

Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Stetten, Dietmar Prexl, zeigte sich am Ende des gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde veranstalteten Abends beeindruckt von dem Gehörten und dankte dem Referenten Ebbe Kögel und allen Beteiligten für den offenen und anregenden Austausch. „Ich freue mich sehr über die vielen guten Erfahrungen und Ansätze für ein selbstverständliches Miteinander hier vor Ort. Dazu wollen wir von der Diakonie Stetten auch weiterhin unseren aktiven Beitrag leisten.“
 

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