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Berufsbild Heilpädagogik wird immer wichtiger
Waiblingen, 9. Dezember 2022 – Eigentlich feierte die Fachschule für Heilpädagogik der Ludwig Schlaich Akademie der Diakonie Stetten bereits im vergangenen Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Coronabedingt musste eine größere Feier jedoch ausfallen und wurde nun nachgeholt. Das Jubiläum stand unter dem Motto „Sehen und gesehen werden“. Schulleiter Boris Schörnig und Absolventin Daniela Hitzler blicken auf die Heilpädagogik und verdeutlichen, warum das Berufsbild gerade in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen immer wichtiger wird.
„Sehen und gesehen werden“ lautet der Titel der fast hundertseitigen Festschrift, die eigens zum Jubiläum der Fachschule publiziert wurde. Darin finden sich neben Grußworten mehrere Fachbeiträge, wie z. B. zur Entstehungsgeschichte der Heilpädagogik oder Einblicke in die heilpädagogische Arbeit sowie fotografische Assoziationen der Auszubildenden zum Thema „Sichtbarkeit und Sichtbarwerden“.
Es war im Jahr 1991 als das Seminar für Heilpädagogik in der Ludwig Schlaich Akademie gegründet wurde. Es gab immer mehr Bedarf ehemaliger Absolventinnen und Absolventen der Heilerziehungspflege ihr Wissen weiter zu vertiefen und durch zusätzliche Qualifikationen den Zugang zu neuen Tätigkeitsfeldern mit verschiedenen Klientel, wie z. B. in der Kinder- und Jugendhilfe oder der Sozialpsychiatrie, zu erschließen. Eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung sollte dies ermöglichen. „Die Arbeitsfelder in der Heilpädagogik sind heute noch vielfältiger als früher“, erzählt Boris Schörnig, Schulleiter der Fachschule. „Der Schwerpunkt in der Heilpädagogik liegt in der Arbeit mit Menschen, die von isolierenden Bedingungen umgeben sind. Sei es durch Migration oder durch Behinderung. Sich diesen Menschen in ganzheitlicher Perspektive zu widmen, ist die Hauptaufgabe der Heilpädagogik“, erzählt der 41-Jährige, der seit dem Jahr 2017 die Schulleitung übernommen hat. Dabei arbeiteten Heilpädagoginnen und Heilpädagogen einerseits therapeutisch, andererseits aber auch präventiv. Oft seien in den Einrichtungen die nötigen Strukturen für das Berufsbild jedoch noch nicht vorhanden. „Es gibt nicht die eine Stelle für Heilpädagoginnen und Heilpädagogen, sondern sie können in ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten. Dabei wird dieses Berufsbild aufgrund unserer gesellschaftlichen Veränderungen, wie z. B. durch Migration und Inklusion, immer wichtiger“, so Boris Schörnig.
Daniela Hitzler ist Absolventin an der Fachschule für Heilpädagogik und hat durch ihre Weiterbildung viel dazugewonnen. Die gelernte Erzieherin arbeitete seit vielen Jahren in einem inklusiven Kindergarten mit Kindern, die von Benachteiligung bedroht sind. Dabei hatte sie stets das Gefühl, dass nicht inklusiv gearbeitet wird, da es keine Expertinnen und Experten für Inklusion in ihrer Einrichtung gab. „Ich dachte immer wieder, dass es eigentlich nicht stimmt, dass wir inklusiv arbeiten. Wir beziehen die Kinder zwar mit ein, aber wirklich fachlich war das bis jetzt nicht. Zudem wirkte sich das auch auf die Mitarbeitenden aus, weil sie gar nicht die nötige Expertise im Umgang mit diesen Kindern haben und letztendlich darunter selbst sehr leiden“, weiß die 49-Jährige. Deshalb entschloss sie sich für die dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zur Heilpädagogin an der Ludwig Schlaich Akademie. „Mir persönlich hat die Ausbildung sehr viel gebracht, um neue Perspektiven und Arbeitsweisen kennenzulernen. Es geht einerseits darum, mit den Kindern auf spielerische Weise therapeutisch zu arbeiten, aber auch die Eltern zu beraten oder Kolleginnen und Kollegen fachlich zur Seite zu stehen“, so Daniela Hitzler. Noch ist die seit September staatlich anerkannte Heilpädagogin als Erzieherin angestellt, doch sie hofft, bald als Fachkraft in der Einrichtung anerkannt zu werden.
„Das ist immer wieder das Problem, mit dem unsere Profession zu kämpfen hat. Der Bedarf ist definitiv vorhanden, aber das Berufsbild ist noch zu wenig bekannt und es müssen in den Einrichtungen erst noch die nötigen Strukturen geschaffen werden, dass Heilpädagoginnen und Heilpädagogen an den richtigen Stellen ihr Fachwissen einbringen können. Es wäre klug, hier weiter in die Zukunft zu denken“, betont Boris Schörnig. Auch Kai-Raphael Timpe, Geschäftsführer des Berufs- und Fachverbands Heilpädagogik in Berlin, unterstrich die Wichtigkeit des Berufsbildes für die gegenwärtigen Herausforderungen im sozialen Bereich in seinem Vortrag bei der Jubiläumsfeier.