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Berufsausbildungswerk (BAW) Ostalb in Aalen feiert Jubiläum: 25 Jahre erfolgreiche Bildungsarbeit
Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen – mit diesem Ziel vor Augen wird im Berufsausbildungswerk (BAW) Ostalb am Standort Aalen seit 25 Jahren erfolgreiche Bildungsarbeit geleistet. Das BAW macht junge Menschen mit verschiedenen Hemmnissen wie Lernbehinderung, psychischen Störungen (zum Beispiel ADHS) oder sozialer Beeinträchtigung fit für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Zudem gibt es Angebote für Arbeitsuchende, Wiedereinsteiger*innen sowie Arbeitnehmer*innen, die sich beruflich qualifizieren möchten.
Doch was genau macht das BAW aus?
Ein Rückblick zum Jubiläum.
Aalen. Im September 1996 wurde an der Felix-Wankel-Straße 8 in Aalen die damals äußerste Außenstelle des Berufsbildungswerkes (BBW) Waiblingen gegründet. Mit 52 Jugendlichen und 13 Mitarbeiter*innen konnte der Bildungsbetrieb aufgenommen werden. 30 junge Menschen mit Beeinträchtigungen begannen einen Förderlehrgang zur Berufsvorbereitung, 22 Auszubildende starteten eine theoriereduzierte Berufsausbildung im Bereich Holz, Farbe, Metall und Hauswirtschaft. Die Räume an der Felix-Wankel-Straße 8 waren vorbereitet, aber erst spärlich eingerichtet – zum Teil mit gebrauchtem Mobiliar aus dem BBW Waiblingen. Nach und nach wurde die Ausstattung bei laufendem Betrieb komplettiert.
Und ganz nebenbei entstand schräg gegenüber an der Felix-Wankel-Straße 11 der ersehnte BAW-Neubau. Durch den Bezug im September 1997 war endlich mehr Platz. Die Ausbildung zum/ zur Verkaufshelfer*in wurde in das Portfolio aufgenommen – und die Azubi-Zahl stieg auf 62 (!) Mehr Mitarbeiter*innen wurden gebraucht. Und aus anfangs 13 wurden im zweiten Jahr schon 23. Das BAW Aalen nahm Fahrt auf.
Zweiter Standort wird eröffnet
Die erfolgreiche Arbeit wurde schließlich im Sommer 1999 - bei der ersten Abschlussfeier - auch öffentlich sichtbar: Alle Prüflinge hatten bestanden und konnten mit einem staatlich anerkannten Abschluss das BAW Aalen verlassen. Knapp die Hälfte der Absolvent*innen hatte am Tag der Zeugnisübergabe sogar schon einen Arbeitsvertrag in der Tasche.
Und dann gingen die Zahlen durch die Decke. Zum Jahrtausendwechsel waren knapp 200 Jugendliche in BAW-Maßnahmen beschäftigt. Dies führte im Jahr 2000 zur Gründung einer Außenstelle in Schwäbisch Gmünd. Durch zwei Standorte konnte das Bildungsangebot über die Jahre erweitert und regional angepasst werden.
Für jeden die passende Maßnahme
Mittlerweile gibt es im BAW statt des anfänglichen Förderlehrgangs verschiedene berufsvorbereitende Maßnahmen. Eine Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) oder dieSonderberufsfachschule VAB (Vorqualifizierungsjahr Arbeit Beruf) helfen jungen Menschen, sich beruflich zu orientieren und auf die Ausbildung vorzubereiten. Sie lernen ihre beruflichen Stärken kennen und finden heraus, für welchen Beruf und welche Ausbildung sie geeignet sind.
Ist der passende Ausbildungsberuf gefunden, gibt es verschiedene Wege, mit dem BAW in den Beruf zu starten. Beim integrativen Modell erfolgt die Ausbildung in eigenen BAW-Werkstätten. Das kommt in den Berufsfeldern Metalltechnik, Holztechnik, Farbtechnik, Ernährung und Hauswirtschaft sowie Wirtschaft und Verwaltung in Frage. Kostenträger ist die Bundesagentur für Arbeit.
Zum anderen ist die Ausbildung in einem regionalen Betrieb möglich (individuelles Modell). Das heißt, die Azubis schließen mit dem BAW Aalen einen Berufsausbildungsvertrag ab, die Ausbildung findet jedoch überwiegend in einem Betrieb der freien Wirtschaft statt.
In beiden Fällen unterstützen erfahrene Ausbilder*innen, Sozialpädagogen*innen und Lehrkräfte die Azubis während der Ausbildung. Dabei orientieren sich die BAW-Mitarbeiter*innen immer an den persönlichen Bedürfnissen und Ressourcen jedes Einzelnen. Individuelle Fähigkeiten werden gezielt gefördert und berufliche Wege aufgezeigt, die für den Einzelnen machbar sind.
Eine Erfolgsgeschichte
Von dieser individuellen Förderung profitierte auch Toni Abele, ein junger Mann, der im BAW Gründungsjahr 1996 geboren wurde. Er kam im Herbst 2011 zur VAB-Berufsvorbereitung an die Sonderberufsfachschule ans BAW. Den Hauptschulabschluss hatte er zuvor im heimischen Rosenberg gerade so geschafft. Dort hatte sich Toni als Außenseiter gefühlt - unmotiviert und von den Mitschülern gemobbt. „Meine VAB-Zeit hat mich in der Entwicklung dann enorm vorangebracht“, erinnert sich Toni Abele. „Ich wurde aufgrund meiner Beeinträchtigungen von anderen nicht verurteilt. Im BAW durfte ich Fehler machen, um daraus zu lernen. In einem Betrieb ist das eher unvorstellbar“, sagt der heute 25-Jährige.
Nach seinem VAB-Jahr begann Toni am BAW Aalen eine Ausbildung zum Fachwerker für Feinwerktechnik, die er 2015 erfolgreich abschloss. Doch das reichte dem jungen Mann nicht aus. Auf der Agnes-von-Hohenstaufen-Schule in Schwäbisch Gmünd erlangte er nach zweijähriger Berufsfachschule die Fachschulreife. Und Toni legte an Tempo noch zu, wagte den Sprung auf das Gymnasium. Im Sommer 2021 hatte er das nächste Etappenziel erreicht und das Abitur in der Tasche. Notenschnitt: 2,1! Seit dem 1. September absolviert er in Ellwangen eine Ausbildung zum Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) - und überlegt, im Anschluss eventuell Pharmazie zu studieren. „Alles ist möglich“, macht Toni Abele deutlich. Und man glaubt es ihm aufs Wort.
BAW stellt sich den Herausforderungen der Zukunft
„Es macht Spaß, die Entwicklung der Auszubildenden zu beobachten und gemeinsam einen Weg zu finden“, bringt es BAW-Bereichsleiterin Birgit Simon auf den Punkt. Junge Menschen für die Zukunft stark zu machen sei das eine, den Fachkräftemangel zuverlässig zu reduzieren ein anderer wesentlicher Aspekt der BAW-Arbeit. Die Umstrukturierung der Wirtschaft, Themen wie Digitalisierung und Inklusion zählt Birgit Simon zu den Herausforderungen der kommenden Jahre. „Wir sind deshalb im ständigen Kontakt und Austausch mit den Kammern und Betrieben, für die und mit denen wir ausbilden, um sofort reagieren zu können, wenn beispielsweise Berufe neu geordnet werden“, sagt die Fachfrau. Und abschließend: „Das BAW muss auch künftig den Anforderungen gerecht werden, die Gesellschaft und Wirtschaft stellen. Das Wohl unserer Teilnehmenden haben wir dabei immer als erstes im Blick.“