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45 Minuten im Mittelpunkt stehen - Ergotherapie fördert Handlungsfähigkeit für den Alltag
Am 27. Oktober ist Tag der Ergotherapie. Rebecca Pang arbeitet seit drei Jahren als Ergotherapeutin in der Diakonie Stetten. Sie und ihre zwei Kolleginnen setzen sich mit ihren Therapieangeboten dafür ein, dass ihre Patientinnen und Patienten verlorengegangene oder noch nicht vorhandene Handlungsfähigkeiten im Alltagsleben erreichen können. Dabei arbeiten sie viel mit alltäglichen Dingen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Maßnahmen in der Ergotherapie teilweise verändert.
Hanne Maier* kommt gerne zu Rebecca Pang in die Therapieräume im Gesundheitszentrum der Diakonie Stetten. Die 75-jährige Frau mit Behinderungen wohnt in der Diakonie Stetten und hatte vor ein paar Monaten einen Schlaganfall. „Wir üben zurzeit vor allem, dass Frau Maier alltägliche Aufgaben wieder erlernt. Wir trainieren die Handbeweglichkeit, so dass sie sich wieder selbständig anziehen und z. B. die Knöpfe an der Bluse zumachen oder dass sie wieder selbständig mit Messer und Gabel essen kann“, erklärt Rebecca Pang. In den Therapieräumen finden sich dabei zahlreiche Hilfsmittel wie z. B. Kinderspielzeug, Bälle, Bauklötze, Kegel, Rätselkarten, eine Kletterwand, Ringe, Schaukeln oder Weichbodenmatten. „Die Ergotherapie hat einen ganzheitlichen Ansatz. Wir schulen nicht nur Bewegungsabläufe des Körpers, sondern beziehen das ganze menschliche System ein. Es geht also um Bewegung, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und das harmonische Zusammenwirken dieser Einzelaspekte“, erklärt die 35-Jährige. Dabei achten sie und ihre Kolleginnen stets darauf, dass die Therapie an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten bestmöglich angepasst ist und vor allem, dass sie gerne kommen. „Wir wollen, dass die Menschen hier zufrieden rausgehen und für 45 Minuten auch eine Zeit für sich haben. Sie sollen sich wohlfühlen und im Mittelpunkt stehen“, betont Rebecca Pang, die ihre Ausbildung in einer Schule in Ludwigsburg gemacht hat. Dabei sei es z. B. auch wichtig daran zu arbeiten, dass die Patientinnen und Patienten psychische Stabilität erlangten und lernten, sich selbst zu strukturieren.
Die Ergotherapeutin und ihre Kolleginnen arbeiten überwiegend mit den Bewohnerinnen und Bewohnern aus der Diakonie Stetten. Dabei kommen diese in jedem Alter in die Praxis. „Unsere jüngste Patientin ist eineinhalb, die älteste über 80 Jahre“, sagt Rebecca Pang. Meistens dauern die Therapiemaßnahmen bei den Menschen mit Behinderungen in der Diakonie Stetten über längere Zeiträume, da es wichtig ist, an den Fortschritten dran zu bleiben. „Während des Lockdowns fanden keine Therapiestunden statt. Danach haben wir bei vielen Bewohnerinnen und Bewohnern motorische und psychische Verschlechterungen beobachtet. Außerdem haben viele die Therapiestunden vermisst“, sagt Rebecca Pang. Aufgrund der Corona-Pandemie gehen sie und die Kolleginnen zurzeit eher in die Wohngruppen und halten die Therapiestunden dort ab.
In der Ergotherapie wird viel mit Materialien gearbeitet. „In der Ausbildung haben wir neben den medizinischen, pädagogischen und psychischen Schwerpunkten einige handwerkliche Fähigkeiten miteinbezogen und gelernt, wie wir mit den Patienten mit verschiedenen Materialien, wie z. B. Pappe, Ton, Holz oder Papier arbeiten können“, berichtet Rebecca Pang. Sie bezieht deshalb bei den Therapiestunden immer wieder handwerkliche Aufgaben mit ein, „so dass die Patienten gar nicht merken, dass es sich um eine Therapiestunde handelt“. Man setze ein langfristiges Ziel, auf das man hinarbeite und es gehe immer darum die Patientinnen und Patienten dort abzuholen, wo sie stünden. „Wir versuchen auch immer die Tagesverfassung der Person zu erkennen und wenn es mal nicht so gut geht, dann macht man eben eine Massage und bastelt kein Fensterbild“, so Rebecca Pang. Auch der Austausch mit den Gruppenmitarbeitenden sei wichtig, um zu erfahren, wo der Mensch Unterstützung benötige.
Rebecca Pang hat als Ergotherapeutin ihren Traumberuf gefunden. „Ich wollte immer etwas Kreatives und was mit Menschen machen und das vereint dieser Beruf“. Außerdem habe man viele Möglichkeiten, wo man arbeiten könne. „Es kommt immer was von den Menschen zurück und das finde ich sehr schön“.
*Name von der Redaktion geändert